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  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Rüppurr: Gartenstadtsiedlung Ostendorfplatz 2, Asternweg 25, Resedenweg 26


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Gartensiedlung

Ausgehend vom angelsächsischen Raum, beeinflussten Missstände der städtebaulichen, sozialen und ökonomischen Entwicklung in den Großstädten des 19. Jahrhunderts eine Reform-bewegung mit dem Gedanken, die die zweifellos vorhandenen Vorzüge des Lebens in der Stadt (gute Infrastruktur, kulturelle Angebote) mit den Vorzügen des Lebens auf dem Lande (gesundes, naturnahes Wohnen) verbinden. Die Errichtung von peripheren, dezentralen, in ihrer Größe begrenzten Stadtteilen mit Einfamilienhäusern und Gärten war das Ziel. Diese Bewegung führte in Deutschland zur Gründung der Deutschen Gartenstadtgesellschaft, die wiederum unter ihrem damaligen Generalsekretär Dr. Hans Kampffmeyer im Jahre 1907 die Gründung der Gartenstadt Karlsruhe initiierte, der (neben der nahezu gleichzeitig entstandenen Gartenstadt in Hellerau bei Dresden) ersten Gründung dieser Art in Deutschland.

Das angestrebte Ziel sollte allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden. Durch genos-senschaftlichen Zusammenschluss sollte erreicht werden, was dem Einzelnen mit wenigen Mitteln unerreichbar war. Die satzungsmäßigen Richtlinien verpflichteten Grund und Boden als Eigentum der Genossenschaft und schlossen so mögliche Spekulationsgewinne und Bereicherung Einzelner auf Kosten der Gemeinschaft aus. Die Wohnungsnutzer mussten Genossenschaftsmitglieder werden und damals etwa ein Drittel der Anschaffungs- und Herstellungskosten als Genossenschaftsanteile erwerben. Als Gegenleistung wurde ein vererbbares Dauerwohnrecht garantiert.

Die neu gegründete Genossenschaft erreichte nach langwierigen Verhandlungen mit der badischen Domänenverwaltung, dass in Rüppurr ein ca. 12 ha großes Gelände zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt wurde. Weitere 60 ha wurden für spätere Zukäufe vorbehalten. Nach dem Baubeginn der ersten Wohnungen im Jahr 1911 konnten 42 Häuser im Blütenweg, Heckenweg und Auer Strasse (heute Holderweg) 1912 bezogen werden.

Grundlage der Bebauung waren mehrere aufeinander aufbauende städtebauliche Planungen. Das ursprüngliche Konzept stammt von Dr. Hans Kampffmeyer und dem Architekten Karl Kohler. Es wurde kurze Zeit später von Friedrich Ostendorf und danach von Max Läuger überarbeitet, beide Professoren an der Technischen Hochschule in Karlsruhe.

Der Ostendorfplatz bildet sich als Eingang zur Gartenstadt ab und stellt sich als zentraler Übergang vom Vorort Rüppurr in den neuen Stadtteil dar. Von dort aus erschließen die wesentlichen Strassen das Siedlungsgebiet. Heute sind hier zahlreiche Geschäfte untergebracht, die die räumlich nahe Grundversorgung der Bewohner sicherstellen.

Die Planung und Ausführung der Häuser und Wohnungen waren anfangs den Architekten Kohler, Pfeifer & Großmann, Zippelius und Ostendorf übertragen, wurden später dann in Eigenregie von der Bauabteilung der Gartenstadt unter der Leitung von Georg Botz durchgeführt.

Aufgrund der unterschiedlichen Wohnbedürfnisse der Bewohner waren verschiedenartige Haustypen konzipiert, die das Gesamtbild abwechslungsreich gestalten. Angestrebt wurde, neben zweigeschossigen frei stehenden Einfamilien- und Doppelhäusern, kostengünstige schmale Reihenhäuser, meist in Form von Reihenhausgruppen von sechs bis maximal 15 Häusern. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte jedoch der alleinige Bau von Einfamilienhäusern nicht mehr aufrechterhalten werden, und man ist in späteren Jahren zum Bau von Mehrfamilienhäusern übergegangen. Auch der ursprünglich vorgesehene Bau eines Volkshauses fiel wirtschaftlichen Zwängen zum Opfer.

Nach den ersten Baubezügen vollzieht sich die Erweiterung der Gartenstadt in unterschiedlichen aufeinander folgenden Etappen, von 1912 bis 1915 im Holderweg, Blütenweg, Im Grün, Asternweg, Ostendorfplatz 3/4 im Staudenweg (vormals Sperlingsgasse) und im Rosenweg. Danach folgen bis 1929 der Ostendorfplatz 1/2, Ostendorfplatz 5/6, Resedenweg, Irisweg, Ligusterweg und Primelweg. Der städtebaulich und kulturhistorisch bedeutsamste Teil wird so zwischen 1911 und 1931 errichtet.

Das Wohngebiet der Gartenstadt in Rüppurr umfasst heute 1.457 Wohnungen und gewerbliche Einheiten. Die Gewerbeeinheiten sind bewusst so ausgesucht, dass sie im wesentlichen der täglich wiederkehrenden Bedürfnisbefriedigung der Bewohner dienen. Ein an die Stadt Karlsruhe vermieteter Kindergarten und ein Schülerhort sowie eine in Planung befindliche Seniorenwohnanlage runden das gute Infrastrukturangebot ab.


Das Denkmal ist nicht öffentlich zugänglich.




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Stadt Karlsruhe 2003