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  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Rüppurr: Kath. St. Nikolauskirche, Rastatter Str. 20

Katholische Nikolauskirche Rüppurr

Katholische Nikolauskirche Rüppurr

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Die idyllisch an einer Biegung der Alb gelegene Nikolauskirche, von den Rüppurrern auch "Kleines Kirchle" genannt, ist der einzige Sakralbau auf Karlsruher Gemarkung, der unter kunstgeschichtlichem Aspekt in die Zeit des ausgehenden Rokoko und beginnenden Klassizismus fällt. Ihr Architekt Johann Friedrich Weyhing (1716 - 1781), ein gebürtiger Stuttgarter, hat in Dresden bei Gaetano Chiaveri gelernt und, wie anzunehmen ist, am Bau der dortigen Hofkirche mitgewirkt. 1767 wechselte er vom württembergischen in den badischen Staatsdienst, wo er 1770 die Nachfolge des Baumeisters Friedrich Arnold antrat. In jenem Jahr wurde das nach seinen Plänen errichtete sog. Schwedenpalais in der Hans-Thoma-Straße fertiggestellt.

Die Nikolauskirche wurde 1774/1776 (das Jahr der Vollendung des Baus ist im Sturz des profilierten Turmportals in Stein gemeißelt) anstelle eines seit vielen Jahrzehnten baufälligen Gotteshauses errichtet. Dabei kam der nach der Straße hin vor die Breitseite des Kirchenschiffs gestellte kraftvolle Turm auf Fundamente des Vorgängerbaus zu stehen. Dieser Turm, durch umlaufende Steinbänder über dem zweiten und vierten Stockwerk unterteilt, wächst in fünf Geschossen empor, die durch je ein Fenster auf jeder Seite betont sind, alle von gleicher Breite, jedoch von wechselnder Höhe. Der mit weich gebrochener Dachlinie ansetzende, nicht zu steile Dachhelm führt die Kantenabschrägung weiter hinauf zur Weltkugel, über der sich das Kreuz erhebt.

Die einschiffige Nikolauskirche war ursprünglich mit drei Emporen ausgestattet. Bei der Umgestaltung 1946/47 wurden außer der alten Kanzel die Empore an der Turmseite und die an der westlichen Querseite entfernt, die dritte Empore fiel der Renovierung der Jahre 1971 bis 1976 zum Opfer. Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass heute leider so gut wie nichts mehr an die historische Raumgestaltung erinnert. Das Kirchlein birgt neben einem etwa 300 Jahre alten Taufstein das Herzgrabmal des 1533 gestorbenen, aus dem ehemaligen Rüppurrer Adelsgeschlecht stammenden Wormser Fürstbischofs Reinhard II. Das Epitaph für den 1582 verstorbenen Philipp Jakob v. Rüppurr ist seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an der Außenwand der Sakristei angebracht.

Altar, Ambo und Sakramentshäuschen wurden von Gudrun Schreiner entworfen und aus dem Stein des schlichten Altars von 1946/47 hergestellt. Von dieser Künstlerin stammt auch die aus Lindenholz geschnitzte Rosette im Rundbogen über dem Altar, deren innerer Blütenkranz die Seligpreisungen der Bergpredigt symbolisiert.

In der Nikolauskirche hielt 1823 Aloys Henhöfer, ehemals katholischer Priester und späterer Anführer der badischen Erweckungsbewegung, in Anwesenheit von Prälat Johann Peter Hebel und Großherzog Ludwig seine Probepredigt. Zehn Jahre zuvor hatte Max von Schenkendorf dem Gotteshaus mit dem Gedicht "Liebes Kirchlein an der Straßen" ein lyrisches Denkmal gesetzt. Das "Kleine Kirchle" war bis 1908 (Vollendung der Auferstehungskirche) evangelische Pfarrkirche. Sie befindet sich seither im Besitz der hiesigen Katholiken, denen sie bis 1936 (Weihe der Christkönigskirche) als alleiniger Gottesdienstraum diente.

Der Turm und das Dachwerk sind nicht öffentlich zugänglich.





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