Zur Startseite  Karlsruhe: Tag des offenen Denkmals    


  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Rüppurr: Die Schlossmühle Rastatter Str. 14 a

Schloßmühle
» Zum Eintrag in der Datenbank der Kulturdenkmale

Die alte Mühle in der Rastatter Straße 14a, 14b/16 ist neben der Meierei (dem "Roten Haus") auf dem heutigen Fest-platz das letzte Gebäude, das von dem Ensemble des einstigen Rüppurrer Schlosses übrig geblieben ist. Erstmals erwähnt wurde der Ort Rüppurr 1103 als "Reitburi" in einer Bestätigungsurkunde des Speyerer Bischofs Johannes, das spätere Schloss taucht urkundlich jedoch erst 1380 als "Veste Ryeppuer" auf, also als Burg. Erst ab Mitte des 15. Jahrhunderts sprechen die Urkunden von einem "Schloss", was vermutlich mit dem Um- und Ausbau ursprünglich hölzerner Bauten zu gemauerten Gebäuden zu tun hat.

Das Schloss bildete den Ortsteil "Unterrüppurr" oder "Klein-Rüppurr" und war mit dem südlicher gelegenen "Oberrüppurr", dem eigentlichen Dorf, durch die heutige Rastatter Straße verbunden; dazwischen lag die Nikolauskirche, die nur den Schlossbewohnern für die Frühmesse diente. Diese Verbindung ist auf dem um 1580 gezeichneten Plan gut zu erkennen; darüber hinaus ist hier aber auch deutlich ein Mühlengebäude an der Alb zu sehen, das 2 Mühlräder, also 2 Mahlgänge hat. Schriftlich erwähnt wird die Mühle allerdings erst 1582; damals brannte sie nämlich - vermutlich infolge Brand-stiftung - nieder.

Im Grundrissplan von J. D. Haeckher von 1740 schließ-lich sind nicht nur detailliert die einzelnen Schloss-gebäude verzeichnet, sondern im linken oberen Teil auch die Mahlmühle an der Alb mit den 2 Rädern. Noch heute sind im Mauerwerk an der Albseite besonders behauene Steine zu sehen, die auf den Sitz der Radwellen verweisen.

Ältere Zeugnisse für die Existenz einer Schlossmühle sind nicht bekannt, doch es ist davon auszugehen, dass eine solche Einrichtung schon seit Jahren oder auch Jahrzehnten bestanden hatte; schließlich fand bereits im Jahr 1369 eine weitere Mühle an der Alb Erwähnung, nämlich die Appenmühle auf Daxlander Gemarkung. Der Haeckher-Plan verdeutlicht aber auch, dass der heutige Mühlenbau - der in seiner Form und Ausdehnung vermutlich auf das Jahr 1733 zurückgeht - ein Nachfolgebau der ursprünglichen Schlossmühle ist, denn die Lage ist dieselbe geblieben.

Die Rüppurrer Mühle war Bannmühle für Rüppurr, Bulach, Beiertheim, Wolfartsweier und Aue, d.h., die dort ansässigen Leute mussten ihr Getreide in der Schlossmühle und nicht etwa bei einer näher gelegenen Mühle mahlen lassen. Außerdem gab es noch einen sogenannten Gerbgang, der das Dinkelkorn von den Spelzen befreite, und eine Kelter.

1593 erwarb der Markgraf Ernst Friedrich von Baden Schloss und Dorf Rüppurr, das damit evangelisch wurde. Im Lauf der Zeit wurde das Mühlengebäude immer wieder - wahrscheinlich mehr als alle anderen Schlossgebäude - den wechselnden wirtschaftlichen und technischen Bedürfnissen angepasst. Auch der Brand von 1582 dürfte weder der erste noch der letzte gewesen sein. Somit ist es auch kaum möglich, durchgehende Bauphasen zu bestimmen.

1679 verkaufte Markgraf Friedrich Magnus die Mühle in einer öffentlichen Versteigerung an den Müller Bitterolf. 1762 wurde das Hauptgebäude des Schlosses bis auf einen bewohnbaren Flügel für den Pächter des Kammergutes abgebrochen; dieser wurde dann zusammen mit fast allen Scheunen und Stallungen in den 1950er Jahren abgerissen. Das letzte Gebäude, der Fohlenstall (später Zehntscheuer), wurde 1961 entfernt, so dass auf dem einstigen Schlossplatz heute nur noch die Meierei steht.

Ende des 19. Jahrhunderts diente die Mühle für einige Jahre als Sägemühle. 1914 übernahm die Stadt Karlsruhe die Schlossmühle in ihren Besitz und modernisierte sie. So konnte sie ab 1923 auch wieder als Getreidemühle betrieben werden. Der letzte Müller, Herr Obermeier, ging bis 1959 seinem Beruf nach, wohnte aber danach bis etwa 1992 noch im Haus. Nach der Stilllegung diente der Wirtschaftsteil der Mühle wechselnden Mietern als Lager, im bewohnbaren Teil lebte das Ehepaar Obermeier. Nachdem der Müller gestorben war, begann die Volkswohnung GmbH damit, den Wohnteil des Mühlengebäudes heutigen Standards anzupassen und auszubauen. Dann wurde der gesamte Gebäudekomplex in 6 unterschiedlich große Wohnungen aufgeteilt und vermietet. Auch der Wirtschaftsteil sollte zu Wohnzwecken umgebaut werden, doch die baulichen Gegebenheiten machten dieses Vorhaben ungleich schwerer als im schon immer zu Wohnzwecken genutzten südlichen Gebäudeteil. Außerdem war die Mühle zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt worden. So blieb die nördliche Hälfte des Mühlenbaus noch einige Jahre ohne sinnvolle Nutzung, bevor sich 1998/99 Architekten für den Bau interessierten und ein Planungsbüro einrichten wollten. Doch auch dieses Projekt platzte kurz vor Abschluss des Kaufvertrags.

So konnten die heutigen Bewohner doch noch zum Zug kommen, die zwischenzeitlich auf Pläne des Gebäudes gestoßen waren und es unverzüglich besichtigt hatten. Ende Oktober 1999 erwarben sie den Bau von der Volkswohnung und teilten das Mühlengebäude vertikal in 2 Wohnungen, quasi wie ein Doppelhaus. Nach dem Einbau der kompletten Infrastruktur - es waren ja weder Strom noch Heizung, noch Wasser, noch Treppen, noch Fenster vorhanden - konnte die 1. Wohnung im Juli 2001, die 2. Wohnung im Februar 2003 bezogen werden.

Das Denkmal ist nicht öffentlich zugänglich.




Übersicht

Stadt Karlsruhe 2003