Zur Startseite  Karlsruhe: Tag des offenen Denkmals    


  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Rüppurr: Modernes Wohnen 1956: Haus Schmidt, Rastatter Str. 39

Modernes Wohnen 1956: Haus Schmidt, Rastatter Str. 39
» Zum Eintrag in der Datenbank der Kulturdenkmale

Das zweigeschossige Wohnhaus Rastatter Str. 39 ist heute, fast ein halbes Jahrhundert nach seiner Erbauung, noch immer ein sehr modern wirkendes Gebäude. Es wurde 1956 nach Plänen des Architekten Norbert Schmidt für den eigenen Bedarf errichtet. Schmidt hatte als Schüler von Prof. Otto Haupt an der TH Karlsruhe studiert, mit Klaus Möckel betrieb er lange eine erfolgreiche Bürogemeinschaft. Klaus Möckel hatte bei dem renommierten Prof. Egon Eiermann in Karlsruhe studiert.

Möckel + Schmidt bauten 1961-65 u. a. das hochmoderne und ästhetisch anspruchsvolle Hochhaus der Badenwerk AG in Karlsruhe (heute Landratsamt). 1960-63 waren sie mit dem Wiederaufbau des ruinösen Markgräflichen Palais von Friedrich Weinbrenner betraut. 1974 verwirklichten sie den Schiffsleitstand für das Großprojekt Staustufe Iffezheim.

Das Wohnhaus ist ein zweigeschossiger, auf Betonpfeilern stehender Ziegelbau mit einem markant geknickten Pultdach, die Hauswände sind großteils nicht verputzt, sondern weiß geschlämmt. Reizvoll betont der Kontrast von Grau und Weiß die architektonischen Formen. Insgesamt wirkt das Haus wie ein Guckkasten, den Blick durch die große Fensterfront mit den langen Balkonen stets auf die Flusslandschaft gerichtet. Sehr funktional gedacht ist die "Aufständerung" des Hauses auf Betonstützen und der Verzicht auf einen Keller am stets feuchten Albufer, immer bedroht von Überschwemmungen. Automobile können die Böschung hinab fahren und unter dem Haus parken.

Beide Wohnungen werden über ein seitlich angefügtes Treppenhaus mit einem rasterartigen Fenster erschlossen. Wie ein Schiff wird der Hauseingang über einen Steg erreicht. Im Treppenhaus sind alle bauzeitlichen Details erhalten, beginnend bei der Haustüre mit Holzbündchen, der elegant geschwungenen Treppe und den Wohnungstüren mit hochrechteckigen Glasfeldern. Auch in den Wohnungen ist der Geist der fortschrittlich denkenden Nachkriegsarchitektur sehr authentisch zu erleben. Das Eingangszimmer wird von kleinen runden Glasbausteinen in spielerischer Anordnung erhellt. Hinter dem großzügigen Wohn- und Esszimmer erschließt ein Gang die Schlafzimmer, ausgestattet mit einem im Obergeschoss original erhaltenen Einbauschrank, der sich über die Wandlänge erstreckt.

Architektenhäuser sind stets persönliche ästhetische Manifeste ihrer Autoren und Bewohner, sie atmen aber auch das Stilempfinden einer Epoche. Ein Beleg für das Funktionieren und Gelingen des Hauses ist seine Bewährung in fast fünf Jahrzehnten, die es mit nur geringen Änderungen überstanden hat. Natürlich war auch Norbert Schmidt als Architekt von dem damals fast übermächtig wirksamen Franzosen Le Corbusier beeinflusst, die zugespitzten Betonständer unter dem Haus sowie die kastenartigen Balkonrahmungen finden in dessen Werk ihre Vorbilder.

Das Denkmal ist sonst nicht öffentlich zugänglich.




Übersicht

Stadt Karlsruhe 2003