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  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Rüppurr: Ev. Kindergarten, Pfauenstr. 62

Der Kindergarten in der Pfauenstraße ist der älteste von heute sechs Kindergärten in Rüppurr. Die erste Kinderschule, gegründet 1851, befand sich ganz in der Nähe im Stockgässchen. 1933 errichtete man ein neues Gebäude in der Pfauenstraße 62 nach Entwürfen von Baurat Appenzeller. Am 1. Oktober fand nach einer Bauzeit von nur knapp sechs Monaten die Einweihung statt. Durch eine verirrte Bombe wurde dieser Kindergarten am 28. Oktober 1944 bis auf seine Grundmauern zerstört. Die Kinder wurden zunächst in Privaträumen, dann in Baracken untergebracht, bis am 25. Februar 1951 das heutige Gebäude eingeweiht werden konnte. Für die Planung zeichnet Professor Gisbert von Teuffel verantwortlich, dem Architekten, der vor dem Krieg in Rüppurr das Diakonissenkrankenhaus (1931/33) und das ev. Gemeindehaus (1932/33) gebaut hatte.

Interessanterweise verzichtete von Teuffel auf eine architektonische Neuschöpfung, sondern errichtete eine fast getreue Kopie des Kindergartens von 1933. Trotz dieser Tatsache darf man das Gebäude nicht als gebauten Anachronismus abtun. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts existierte neben dem internationalen Stil, der mit seinen geschwungenen Formen, Flachdächern und neuen Materialien in der Regel mit dieser Bauzeit assoziiert wird, weiterhin ein traditioneller Stil in Anlehnung an den so genannten Heimatstil der Zwischenkriegszeit. Dieser konservativen Richtung, auch Stuttgarter Schule genannt, kann der Kindergarten ohne Kenntnis des Vorgängerbaus ohne weiteres zugeordnet werden. Neben einer persönlichen Vorliebe des Architekten mögen auch städtebauliche und ortsgeschichtliche Gründe für die Wahl dieses Architekturstils gesprochen haben, bestehen in der Pfauenstraße bis heute zahlreiche Bauten im Heimatstil der 1930er Jahre. Diese wiederum sind deutlich von Rüppurrs bedeutendstem Baudenkmal beeinflusst, nämlich der Gartenstadt (begonnen 1910/11), die Tendenzen des Heimatstils vorweg nimmt.

Das Kindergartengebäude geht ganz eindeutig auf die Bedürfnisse der kleinen Benutzer ein. Während der Eingang in die Dachwohnung an der Giebelseite des Gebäudes liegt, betreten die Kinder das Gebäude von der rückwärtigen Gartenseite her, ungefährdet vom Verkehr und direkt verbunden mit ihrem Spielbereich im Freien. Der großzügige Garderobenraum liegt hinter der Eingangstüre, von diesem gehen Türen in den Sanitärbereich und das Treppenhaus. Im Dachgeschoß war die Wohnung der Schwester untergebracht. Sehr hübsch ist im Gruppenraum die Brüstungshöhe der Fenster, die auf die Körpergröße der Kinder zugeschnitten ist. Eine Faltschiebewand lässt eine Teilung des überaus hellen Raumes zu.

Grund für die Eigenschaft als Kulturdenkmal ist neben dem frühen Baudatum, als Kindergartenbau der Nachkriegszeit, und der architektonischen Qualität das hohe Maß an originaler Substanz. Nur an der Wetterseite wurden die Fenster erneuert, ansonsten sind die originalen Holzverbundfenster mit Sprossen erhalten. Das Innere besticht durch Holz- und Fliesenböden, das Treppenhaus mit geschwungener Linienführung, Türen und Heizkörperverkleidungen sowie einer Faltschiebetür aus der Bauzeit. Sogar einige Möbel der 1950er Jahre haben sich erhalten. Weitere feste Innenausstattung der Erbauungszeit findet sich in der ehemaligen Schwesternwohnung.

Das Denkmal ist nicht öffentlich zugänglich.




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Stadt Karlsruhe 2003