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Kultur: Kinderoper "Brundibár" zum Gedenken an Reichspogromnacht im Tollhaus

Spiel und Gesang vor dem Gang in die Gaskammer

(Lä) "Die Oper spielen macht Spaß, aber grausam ist der Rückblick auf das Geschehene": Die 12-jährige Felicitas Pfaus ist eines von mehr als 70 Kindern und Jugendlichen, die am 9. November um 20 Uhr im Tollhaus bei der Kinderoper vom diebischen Leierkastenmann "Brundibár" mitwirken (Eintritt frei). 72 Jahre nach der Reichpogromnacht soll die szenisch-musikalische Aufführung des vor 20 Jahren wiederentdeckten Theaterstücks aus dem Konzentrationslager Theresienstadt an den Horror des Holocaust im "Dritten Reich" der Nazis erinnern.

"Brundibár" hat 1938 der jüdische Komponisten Hans Krása in Prag geschrieben und in einem jüdischen Waisenhaus uraufgeführt. Als die Nazis ihn 1942 in Theresienstadt internierten, traf er dort viele Kinder aus dem Waisenhaus wieder und studierte mit ihnen die Oper ein. Mehr als 50 Mal spielten die Kinder das Musikstück, das sich zu einem Synonym für Freiheit und Überlebenskampf entwickelte.

Zu den Darstellerinnen gehörten auch "Mädchen von Zimmer 28", denen bis 19. November eine Begleitausstellung im Rathausfoyer gewidmet ist.

Theresienstadt war in der Nazi-Diktatur ein Vorzeige-KZ für die Propaganda, verhinderte jedoch nicht, dass aus diesem "Zwischenlager" Kinder und Erwachsene letztlich in den Gaskammern ermordet wurden. "Theresienstadt steht für kalkulierten Zynismus", formulierte Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche bei der Vorstellung der Kinderoper.

Die vom Karlsruher Mädchen- und Knabenchor Cantus Juvenum gespielte Oper sollte laut Solange Rosenberg von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit nach einer Idee vor drei Jahren zunächst als Gastspiel nach Karlsruhe kommen. Später habe man sich für eine Eigenproduktion entschlossen.


Finanziert wurde das Projekt vom Kulturamt der Stadt, musikalisch begleitet von der Hochschule für Musik. Heute gehe es darum, "Kinder zu sensibilisieren, den Mund dann aufzumachen", wenn Menschen Unrecht geschehe, forderte Ute Kayser-Pfaus von Cantus Juvenum. Viele Eltern sähen das genau so und hätten das Gedenkprojekt aktiv unterstützt.

"Brundibár" handelt von zwei armen Geschwistern, die Lebensmittel suchen. Auf dem Marktplatz sehen sie, wie "Brundibár", ein Leierkastenmann, Geldstücke einsammelt. Als auch sie auf dem Platz singen wollen, verjagt sie Brundibár.

Ein Hund, eine Katze und ein Spatz helfen ihnen. Sie holen andere Kinder. Am nächsten Tag hören alle ihren Gesang und werfen ihnen Geldstücke zu. Da kommt Brundibár, stiehlt das Geld und läuft davon. Die Kinder und Tiere fangen den Dieb wieder ein. Sie hatten Erfolg - weil sie einander halfen. "Brundibár" wird am 12. und 13. November mit einer weiteren Kinderoper auch in der Evangelischen Stadtkirche gespielt.




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