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Geschichte: Gedenken an Deportationen nach Gurs

Den Toten ein Gesicht gegeben / Feierstunde mit Dr. Charlotte Knobloch

(erg) Nelly Falk, Elisabeth und Karl Rosenfeld, sind Karlsruherinnen und Karlsruher jüdischen Glaubens, die dem Terror des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer gefallen sind. Nelly Falk ist nach Gurs verschleppt worden und in Auschwitz umgekommen, das Ehepaar Rosenfeld wurde in Theresienstadt ermordet.

Schülerinnen und Schüler der Geschichts-AG am Humboldtgymnasium haben die Biografien der drei erarbeitet und dem Gedenkbuch für die jüdischen Opfer der Nazis beigefügt. Johannes Bauernschmitt, Philipp Kaiser, Kim Väth und Johannes Walz, Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, haben die Ergebnisse ihrer Forschungen am Sonntag, 31. Oktober, bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Deportation nach Gurs vorgetragen. Die AG bemüht sich um das Schicksal jüdischer Schüler am damaligen Humboldt-Realgymnasium.

"Ein Wunder, dass ich lebe"

"Es ist ein Wunder, dass ich zu Ihnen sprechen kann", gab die Hauptrednerin der Feierstunde zu bedenken. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, dankte den Humboldt-Schülern und den Verantwortlichen für das Gedenkbuch in bewegenden Worten für ihre Arbeit. So würden den Ermordeten wieder Gesichter gegeben.

Sie zitierte aber auch Theodor Herzl und David Ben-Gurion, die gesagt hatten, wer nicht an Wunder glaube, sei kein Realist. Von den vielen Verschleppten - im Oktober 1940 wurden über 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportiert, darunter über 900 aus Karlsruhe - konnten nur wenige ein solches Wunder erleben. Unter ihnen Hanna Meyer-Moses, die nicht müde wird, als Zeitzeugin jungen Menschen ihr Schicksal zu schildern und am Sonntagnachmittag Ehrengast der Veranstaltung im Bürgersaal des Rathauses war.

Deutschland wieder Heimat für Juden

Charlotte Knobloch mahnte, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Nur so könne der jungen Generation vermittelt werden, dass die Werte, auf die die Gesellschaft aufbaue, nicht selbstverständlich seien. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass Deutschland für die Juden heute wieder Heimat sei. Auf die Demokratie, ihre Politiker und die Bürgerschaft in diesem Land sei Verlass. Das Judentum habe in Deutschland eine Zukunft, in die sie sehr hoffnungsvoll blicke.

Kaum eine Woche ohne Friedhofschändung

David Seldner, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe und Vorstandsmitglied in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die Mitveranstalter der Gedenkfeier war, gab aber zu bedenken, dass kaum eine Woche ohne Schändung eines jüdischen Friedhofs vergehe. Allerdings fügt er an, dass dies heute nicht mehr von oben verordnet werde, sondern nun von aktiver werdenden Gruppierungen am Rande der Gesellschaft komme.


OB Heinz Fenrich erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die Deportation nach Gurs am 22. Oktober 1940 der Probelauf für die "Endlösung" gewesen sei. In dem Lager, dessen Gedenkstätte er eine Woche zuvor unter anderem mit Ministerpräsident Mappus besucht hatte (wir berichteten) seien schon in den ersten Monaten rund 600 der Verschleppten an Hunger, Entbehrungen und Krankheiten gestorben. Staatsrätin Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn war von den Zeitzeugengesprächen in Gurs tief bewegt. Sich bei einer Feierstunde wie am Sonntag der Opfer zu erinnern sei weitaus schwieriger als auf dem Friedhof in Gurs.




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