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Wissenschaft: Evangelische Theologie der PH im Rathaus

Ist der menschliche Wille frei?

(res) "Wir haben 3.200 Studierende in diesem Semester und alle Studiengänge sind voll belegt", freute sich Rektorin Prof. Dr. Liesel Hermes, als sie am Dienstagabend, 2. November, mit Erster Bürgermeisterin Margret Mergen die Veranstaltung "Pädagogische Hochschule im Rathaus" eröffnete.

Obwohl es um das spannende Thema "Die Unfreiheit des menschlichen Willens" ging, war der Bürgersaal nicht voll belegt. Diese Tatsache beweist aber noch lange nicht, dass es einen freien Willen gibt. Diejenigen, die sich - wie multikausal auch immer begründet - entschieden hatten, ins Rathaus zu kommen, hatte zunächst herzlich Margret Mergen begrüßt. Sie wies darauf hin, dass die Hochschule ein "wichtiger Standortfaktor" sei und sich mit so wichtigen Themen wie Integration beschäftige und auch mit der Frage: "In welchem Alter fangen wir mit Bildung an?".

Rektorin Hermes strich heraus, dass "die Qualität der Lehrerbildung über die Qualität des Unterrichts" entscheide und dass eine Verzahnung von Theorie und Praxis wichtig sei. Auch erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer, dass die Lehrämter 2011 neu strukturiert werden und das Grundschullehramt mit acht Semestern künftig eigenständig sein wird. Außerdem besitze die Hochschule das volle Promotions- und Habilitationsrecht und betreibe Forschung.

Zu Wort kam dann auch eine Studentin, die zurzeit an der PH in der Abteilung Evangelische Theologie / Religionspädagogik promoviert. Birgitta Heim versuchte zu erklären, warum es aus wissenschaftlicher Sicht mehr Hinweise für die Unfreiheit als für die Freiheit des menschlichen Willens gibt. Sie führte an, dass Freiheit sowohl im Determinismus als auch im Indeterminismus nicht denkbar sei, dass der Physiologe Benjamin Libet mit seinem Experiment zur Messung der zeitlichen Abfolge bewusster Handlungsentscheidungen auch keinen Beweis für oder gegen Willensfreiheit geliefert habe und der Biologe Gerhard Roth heute davon ausgehe, dass es kein zentrales Ich gibt, sondern vier Ebenen der Persönlichkeit, die Unterschiedliches steuern.

Routiniert und stringent hatte zuvor Prof. Dr. Joachim Weinhardt die philosophie- und religionsgeschichtliche Entwicklung des Begriffs Freiheit an Beispielen aufgezeigt. Er unterschied politische Freiheiten von Handlungs- sowie Willensfreiheit und referierte, dass letztere von der Stoa über die urchristliche Theologie bis hinzu Marx und Freud immer wieder bestritten worden sei.

Dabei verstehe man unter Willensfreiheit, dass es mehr als eine Handlungsoption gibt, man nicht unter Zwang handelt und nicht auf eine Handlungsoption festgelegt ist. Die Erste Bürgermeisterin und Finanzdezernentin hatte das Publikum vorher übrigens wissen lassen, dass sie angesichts des nächsten Haushalts "ein gewisses Maß an Unfreiheit" empfindet.




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