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  Verkaufsprospekt an der Wand - Gerwigstr. 38 Verkaufsprospekt an der Wand - Gerwigstr. 38

Auf dem Grundstück Gerwigstr. 38 war ursprünglich das Baumaterialiengeschäft L. Reiss beherbergt. Eine Inschrift über dem Tor des Vorderhauses, das von dem bekannten Karlsruher Architekten Hermann Billing 1905 erbaut worden ist, weist heute noch auf den Bauherrn hin.

Auffällig und, soweit bisher bekannt, auch einmalig ist die Ausstattung der Torfahrt. Zum Teil wunderschöne Fliesen bekleiden beidseitig die unteren Wandflächen. Verschiedene Musterflächen sind katalogartig nebeneinandergesetzt. Und genau dies war auch bezweckt. In Zeiten der Hochglanzprospekte mag es schwer vorstellbar sein, dass es zu Anfang dieses Jahrhunderts noch kaum möglich war, seine Ware attraktiv anzupreisen. Reklame war teuer und ging über ein Firmensignet in der Tageszeitung kaum hinaus. So brachten pfiffige Handwerker Musterflächen an ihren Häusern oder Hofmauern an, um der Kundschaft die Qualität und mögliche Vielfalt ihrer Arbeit anschaulich zu machen.

Die glasierten Fliesen mit z. T. floralen Mustern und reich verzierten Abschlussleisten waren für die repräsentative Ausgestaltung von Hauseingängen gedacht. Eher für die Wände einer Küche wurden die weißen Kacheln mit kleinen blauen Musterfeldern verwendet. Auch Fußbodenbeläge sind hier vorgestellt, so z. B. die typischen Schachbrettmuster in rot-weiß oder schwarz-gelb, die noch heute auf zahlreichen Karlsruher Küchenböden und in Hausfluren zu finden sind. Eine Besonderheit ist leider kaum zu sehen: Verdeckt durch das hochgefahrene Tor befindet sich an der Wand ein Kachelbild mit einer Darstellung der Burg Lichtenstein.

Die Verwendung von Fliesen erfreute sich schon aus hygienischen Gründen großer Beliebtheit. Gerade im Eingangsbereich von Treppenhäusern und in Torfahrten, die einer starken Verschmutzung ausgesetzt sind, waren Wandfliesen eine pflegeleichte und dauerhafte - wenn auch teurere - Alternative zum einfachen Ölanstrich. Selten wurden besondere künstlerische Ansprüche an das Produkt gestellt, daher war es bestens für eine industrielle Fertigung geeignet. Eines der führenden Unternehmen für Baukeramik war die bereits 1748 gegründete Fa. Villeroy & Boch in Mettlach/Saar. Die Karlsruher Majolika, berühmt für ihre aufwendigen baukeramischen Raumausstattungen, nahm reine Fliesenbeläge erst in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts in ihr Repertoire auf.

Text: Dr.Ulrike Plate, Landesdenkmalamt

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