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  Wiederaufbau Schloss Gottesaue

In Gottesaue befand sich ursprünglich das 1094 gegründete und 1556 säkularisierte Benediktinerkloster Gottesaue. An seiner Stelle wurde 1588 - 1594 von Paul Murer nach Plänen des Straßburgers Johannes Schoch ein dreigeschossiges Baden-Durlach'sches Lustschloss erbaut. Im Pfälzischen Krieg brannten 1689 Truppen Ludwigs XVI. das Gebäude nieder. Der Wiederaufbau mit zwei Geschossen und hohem Dach erfolgte 1740. Dieses Gebäude diente als Markgräfliches Mustergut, nach 1818 als Artilleriekaserne, von 1918 bis 1935 als Mietskaserne, danach als Polizei- und Gendarmerieschule. Nach abermaliger Zerstörung 1944 mussten beide südlichen Türme mit anschließenden Längsmauern wegen Baufälligkeit gesprengt werden. Beim Wiederaufbau 1984 - 1989 für die Staatliche Hochschule für Musik wurde versucht, eine Synthese aus Alt und Neu herzustellen: Das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild wurde mit drei Geschossen und neuzeitlichen Detaillösungen rekonstruiert.

Die verantwortliche Architektin Barbara Jakubeit führt dazu aus: "Nachdem vom Schloss Gottesaue nach dem Krieg nur noch der gesamte Gewölbe-keller und ungefähr die Hälfte der Außenmauern standen, stellte sich die Frage, in welcher Form wieder aufgebaut werden sollte... Die 5 m hohen Geschosse des Schlosses wären z. B. für eine Verwaltung o. ä. unwirtschaftlich gewesen oder hätten in irgendeiner Form die historische Fassade beeinträchtigt. Gerade die großen und hohen Räume, die für die Musikhochschule notwendig sind, entsprachen bestens den vorhandenen Geschosshöhen und dem Gesamthabitus des Schlosses. Diese Tatsache und die prekäre Raumnot der Schule brachten bald eine Entscheidung zugunsten der Musikhochschule... Hauptsächlich wurde eingehend das Problem diskutiert, welche historische Fassung zur Grundlage des Wiederaufbaus gemacht werden sollte und inwieweit wir heute überhaupt noch berechtigt sind, einen solchen Wiederaufbau durchzuführen oder zumindest bis zu welcher Grenze. Totale Renaissance oder totaler Barock-Wiederaufbau oder Fortschreibung der Geschichte?

Wir durften also für unsere Planung nicht von irgendeiner Rekonstruktion, sondern mussten von dem ausgehen, was vom Bauwerk noch vorhanden war; von der Ruine also, die Barockes und noch viel mehr von der Renaissance bewahrt hatte. Wir hatten zudem einen Weg zu suchen, der auch unsere Zeit nicht verleugnet und die neue Nutzung im Ganzen spürbar werden lässt. Es sollte ein Bau entstehen, der architektonisch lückenlos widerspiegelt, was ihn historisch geprägt hat, der mithin seine ganze Geschichte zeigt und die endet eben nicht 1689, ebenso wenig 1740 oder gar 1944...

Die vorhandene Tiefe der Außenwand wurde im Ergänzungsbau weitergeführt, um die historische Dimension zu erhalten. So entstand ein 60 m langer und 12 m breiter Innenraum. Ein Versorgungskern für Aufzug, WCs und Installationen wurde in diesem Raum so platziert, dass sich zwei unterschiedlich große Nutzungsbereiche ergaben. Alle Trennwände wurden aus Gründen der Lichtführung und Akustik im Winkel von 45 ° von den Außenwänden abgedreht. Alle neuen Einbauten wie z. B. Galerien und die Trennwände berühren das historische Gemäuer nicht, sie haben einen ausreichenden "Respektabstand" und sind grundsätzlich als später eingestellte Zutat erkennbar. Sie wurden im Gegensatz zur massiven historischen Außenwand aus leichten Materialien konstruiert... Es wurden nur solche Materialien verwandt, die eine handwerkliche Bearbeitung zulassen, aber in ihrer Ausformung als heutige Zutat zu spüren sind. Als Decken sind wieder, wie in der Renaissance, handwerkliche Kassettendecken zur Ausführung gekommen, allerdings nur die gleiche Deckenform, aber mit den Mitteln unserer Zeit, nämlich Stahlbetonkassetten. Ebenso wurde das neue Haupttreppenhaus behandelt. Der Entwurfsgedanke des ehemaligen Schneckenturmes der Renaissance wurde in Stahl und Guss transformiert. Der neue Dachstuhl wurde bewusst nicht in Holz, sondern als Stahlkonstruktion ausgeführt. Die Farbigkeit im Innern ist ganz dezent neutral gehalten. Lediglich an exponierten Stellen wurde eine starke Farbigkeit durch die modernen Leuchten eingesetzt. Und ganz besonders wichtig: Die neue Nutzung soll über die Fenster und Türen nach außen hin sichtbar werden.

Redaktion: Klaus Elliger; gekürzter Auszug aus "Das architektonische Konzept des Wiederaufbaus von Schloss Gottesaue", Dipl.- Ing. Barbara Jakubeit, Baudirektorin Staatliches Hochbauamt I Karlsruhe

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