Zur Startseite Karlsruhe: Tag des offenen Denkmals Suche

Übersicht

  Lutherkirche Lutherkirche

Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Karlsruhe
Architekturbüro: Curjel & Moser (Robert Curjel und Karl Moser) in Karlsruhe
Künstlerische Mitarbeiter: Hermann Binz, Oskar Kiefer, Max Laeuger
Planung seit 1889, Bauzeit 1905-1907
Bauprogramm: Kirche mit zusätzlichem Versammlungsraum, Pfarrhaus und Garten
Im Zweiten Weltkrieg beschädigt
Wiederaufbau in einigen Details vom originalen Bestand abweichend
Glasfenster 1961 von Klaus Arnold
Innenraum 1984 - 1985 restauriert

Fast zeitgleich plante die Evangelische Kirchengemeinde am westlichen Stadtrand die Christuskirche, am östlichen Stadtrand die Lutherkirche. Beide Male lieferte die Evangelische Kirchenbauinspektion Vorentwürfe, von denen der Kirchengemeinderat nicht begeistert war. Während der Weg zum Büro Curjel & Moser für die Christuskirche über einen Architektenwettbewerb führte, vergab der Kirchengemeinderat den Auftrag für die Lutherkirche kurzerhand an das Büro, nachdem der Kirchenbauinspektor keine befriedigenden Varianten vorgelegt hatte.

Obgleich die Lutherkirche als Stadtteilkirche geplant worden ist, gehen ihre Wirkung und ihre Bedeutung weit darüber hinaus. Sie verkörpert kämpferisches Neu-Luthertum, das sich von katholischen Reminiszenzen freigemacht hat. Umgeben von Wohnhäusern an einer eigens dafür angelegten kleinen Straße steht sie inmitten der Gemeinde; Pfarrhaus und Nebenräume sind mit ihr zu einem Gruppenbau vereint. Die Architekten charakterisierten ihr Werk mit den Worten, es sei kein "Rühr-mich-nicht-an", das isoliert in einer Platzanlage stehe. Der hohe blockhafte Turm, die Verwendung rauher und bearbeiteter Steine für die Fassade, die Würfelkapitelle und Säulen aus Granit im Innern spielen sicherlich auf ältere Kirchenbautraditionen an, wollen jedoch zugleich Urchristentum und reformatorische Erneuerung vermitteln: Davon zeugen auch die Kanzelwand mit einer Darstellung der Bergpredigt und die überlebensgroße Lutherfigur am Turmfuß. Vom Typus her ist die Lutherkirche eine "moderne" protestantische Versammlungskirche (ohne Chor): Über nahezu quadratischem Grundriss erhebt sich der zentrale Raum mit Emporen an allen vier Seiten. Haupteingang, Altar, Kanzel, Kanzelwand und Orgelempore liegen streng hinter- und übereinander, bilden so Glauben und Frömmigkeit gleichsam in ritueller Hierarchie ab. Die kubisch angelegte Großform und die dekorative Fassung des Innenraums weisen das Werk dem so genannten geometrischen Jugendstil zu.

Die beiden Architekten haben weder diesen Kirchentypus noch den Baustil erfunden, aber sie haben zur Verbreitung vor allem im südwestdeutschen und nordschweizerischen Raum beigetragen. So befand sich im Mannheimer Stadtteil Lindenhof die drei Jahre ältere "Schwester" zur Lutherkirche, ebenfalls vom Büro Curjel & Moser errichtet. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und anschließend, ohne den Zentralraumgedanken zu bewahren, wieder aufgebaut. Vorbilder für die gleichermaßen archaisch wie modern wirkende Architekturauffassung finden wir vor allem im nordamerikanischen Kirchenbau des 19. Jahrhunderts, der seinerseits wiederum am hochmittelalterlichen Kirchenbau der Alten Welt angeknüpft hatte. Hier wie dort dürfte das Wort gegolten haben: Ein feste Burg ist unser Gott!

Text: Wilfried Rößling

Lageplan

Klicken zum Vergrößern Klick auf Bild vergrößert (78k)


Weitere Denkmale
Fürstliche Grabkapelle
Karlsruher Hauptfriedhof
Lutherkirche
Schlachthof
Schloss Gottesaue
St. Bernharduskirche
Brauerei Hoepfner
Rintheimer Straße 10-14
Rintheimer Straße 12
Rudolfstraße 14
Georg-Friedrich-Str. 21
Gerwigstraße 38
Gottesauer Block
Melanchthonstraße 4
Tullastraße 82
Historische Straßenbahn




Stadt Karlsruhe 2002