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  "Tugend und Sünde" - zwei Wandbilder in der Torfahrt Georg-Friedrich-Str. 21

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der spekulative Mietshausbau des Historismus weg von der rein auf Wohnraumschaffung konzentrierten Massenware hin zu repräsentativeren und individuelleren Gebäuden. Neben den Straßenfassaden wurde zunehmend auch das Innere der Häuser zum Dekorationsobjekt. Mit der prächtigen Ausstattung der Vestibüle und Treppenhäuser sollten die Häuser vornehmer werden, ihre atmosphärische Wirkung auf das Wohlbefinden und die Vorführung eines gehobenen Lebensstandards sollte zur Gewinnung von gehobeneren Mieterschichten beitragen.

Bei den beiden Bildern in der Torfahrt dieses Hauses handelt es sich nicht eigentlich um "Wandbilder", sondern um Leinwandbilder, die vor die Wand gespannt wurden. Der Autor ist nicht bekannt - die als Dekorationskunst geltenden Bilder wurden üblicherweise nicht signiert. Allerdings gehörte das Haus, das 1904 von den bekannten Karlsruher Architekten Curjel & Moser gebaut worden ist, einem Maler namens Christian Kühn. Vielleicht hat er selbst sein Haus mit den Bildern ausgestattet.

Die Szenen zeigen auf der einen Seite eine weiß gewandete Reiterin mit weißen Blütenzweigen, ihr Schimmel wird geführt von Mönch und Knappe, im Hintergrund ein züchtiges Liebespaar. Die Szene wird durch ein kleines Dorf kurz als in deutscher Landschaft spielend bezeichnet. Gegenüber wird ein wilder schwarzer Hengst nur mühevoll von einem stürmischen Mann in antikem Gewand gebändigt. Lebensfroh teilt die blühende Reiterin aus ihrer Amphore den Lebensnektar mit Dionysos und einer Muse. Das Liebespaar hier ist eng umschlungen, der Tempietto im Hintergrund unterstreicht die Verortung in südliche Gefilde. Leicht fallen dem Betrachter zu diesem Bilderpaar Stichworte ein wie: Italia und Germania - Antike und Mittelalter - Tugend und Sünde.

Die Substanz der Bilder ist sehr schlecht, vor allem das nördliche Bild hat durch die Durchfeuchtung der Wand sehr gelitten. Der Schaden breitet sich weiter aus. Nur die Sanierung der Wandfläche und Reinigung des Gemäldes könnte hier wenigstens den jetzigen Zustand retten.

Text: Dr. Ulrike Plate, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg

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