Karlsruher Stadtchronik

 

Ereignisse der Dekade 1770 - 1779

 
1770
Einrichtung einer Leinwand- und Baumwollfabrik.
1770
Der Botaniker Prof. Joseph Gottlieb Koelreuter wird an das Gymnasium und als Leiter der markgräflichen Gartenverwaltung berufen, wo er bis 1806 wirkt.
1770
Salomon Geßner, Prediger und Idyllendichter aus Zürich, hält sich vorübergehend am Karlsruher Hof auf.
1770
Eröffnung einer Schule für Freihandzeichnen. An ihr werden später auch Mädchen unterrichtet. Einer ihrer Leiter ist bis zu seinem Tode 1813 der Hofmaler Karl Autenrieth. Schüler wird 1780 auch Friedrich Weinbrenner.
August 1770
Johann Gottlieb Herder weilt auf Einladung von Markgraf Karl Friedrich Ende August und am 1. September am Karlsruher Hof.
1771
Gartenansicht des Schlosses um 1780, mit dem Turm in seiner alten Gestalt.<br />StadtAK 8/PBS XIVa 455Die Außenarbeiten im Zuge der Schlossrenovierung werden abgeschlossen.
 
1771
Für die Hofbibliothek wird eine Benutzerordnung in lateinischer Sprache erlassen, die einem eng gezogenen Benutzerkreis die Ausleihe der Bücher nach Hause gestattet.
18. April 1771
Eine Teuerungswelle führt zu Problemen in der Armenfürsorge. Die Regierung weist auf den billigen Ersatz des infolge einer Missernte fehlenden Mehls durch Kartoffeln hin, die am Oberrhein gerade heimisch werden.
21. Oktober 1771
Nach dem Tod des baden-badischen Markgrafen August Georg, der keinen Erbfolger hat, fallen die baden-badischen Lande gemäß dem 1765 geschlossenen Erbvertrag an Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach, von dem nun auch die katholischen Landesteile regiert werden. Für Karlsruhe bewirkt dies eine Bevölkerungszunahme und eine Belebung der Bautätigkeit. Zugleich fallen damit auch die baden-badischen Kunst- und Büchersammlungen an den Hof in Karlsruhe. Die Hofkapelle wird durch das Rastatter Hoforchester verstärkt, Josef Aloys Schmittbaur wird Hofkapellmeister.
1772
Das Durlacher Tor musste 1875 dem wachsenden Verkehr weichen.<br />StadtAK 8/PBS oXIVb 75Das neue Durlacher Tor wird in ionischem Stil durch Wilhelm Jeremias Müller erbaut. Beginn der Straßenbefestigung durch Pflasterung und Anlage von Abzugsdohlen für das Regenwasser. Bis 1776 sind die Arbeiten in der Langen Straße und in den Radialstraßen abgeschlossen.
 
1773
Gründung einer höheren Lehranstalt für Töchter, des sogenannten "Gynaeceum". Bis weit in das 19. Jahrhundert existieren verschiedene private Anstalten für die Unterrichtung der Töchter gebildeter Stände.
1. September 1773
Nach dem Abbruch der baufällig gewordenen Reformierten Kirche wird an gleicher Stelle in der Kreuzstraße der Grundstein für den Neubau nach Plänen von Wilhelm Jeremias Müller gelegt. Am 2. Juli 1775 wird in der aus rohem Grötzinger Sandstein im französischen Stil ausgeführten Kleinen Kirche die erste Predigt gehalten.
1774
Einrichtung einer Realschule in Verbindung mit dem Gymnasium. Abgänger vom Gymnasium im Alter von 14 - 15 Jahren erhalten hier berufsvorbereitenden Unterricht u. a. in Buchhaltung, elementarer Mechanik, Briefeschreiben. 1792 - 1795 unterrichtet Johann Peter Hebel an dieser Schule Deutsch und Naturgeschichte. 1805 wird die Schule aufgehoben.
1774
Heinrich Klopstock lebt vom Sommer 1774 bis März 1775 am Karlsruher Hof.
1774
Im Sommer weilt der bekannte Verfasser religiös-philosophischer Schriften Johann Kaspar Lavater am Karlsruher Hof. Es entsteht eine enge und dauernde Verbindung zu Markgraf Karl Friedrich.
17. - 21. Mai 1775
Johann Wolfgang v. Goethe besucht in Begleitung der Brüder Stolberg den Markgrafen Karl Friedrich und begegnet Karl August von Weimar, der sich hier mit Luise von Hessen, einer Nichte der Markgräfin, verlobt. Im Dezember 1779 hält er sich erneut drei Tage in der Stadt auf.
1777
Die Zunahme von Einbrüchen und Diebstählen ist Anlass, in dunklen Winternächten bewaffnete Doppelpatrouillen aufzustellen.
1777
Moses Wormser erhält das Recht, eine hebräische Druckerei zu führen.
9. April 1777
Kaiser Joseph II. zu Besuch in Karlsruhe. Vom Schlossturm über Karlsruhe blickend, nennt er dieses eine "superbe Anlage". Zu seinen Ehren werden der Zirkel und die Schlossgärten abends festlich erleuchtet.
17. April 1777
Die bisherige Praxis, dass Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen von Karlsruher Katholiken zuerst von lutherischen Geistlichen vorgenommen werden müssen (wofür sie die Gebühren erhielten), wird erstmals teilweise aufgehoben. Katholische Beamte erhalten die "Vergünstigung", ihre Kinder zu Hause von katholischen Geistlichen taufen zu lassen.
19. April 1779
Die Stadtverwaltung beantragt zum zweiten Male die Schaffung einer evangelischen Landes-Universität, erhält jedoch am 23. November 1780 einen ablehnenden Bescheid vom Geheimen Rat.
 
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