Karlsruher Stadtchronik

 

Ereignisse der Dekade 1780 - 1789

 
1780
435 Öllaternen sorgen in den Straßen nachts für bessere Sicht. Die Hälfte der Kosten dafür tragen die Hausbesitzer, die andere Hälfte teilen sich der Karlsruher Hof, die Landes- und die Stadtverwaltung.
1780
Das Zeughaus an der Langen Straße wurde während der Revolution am 13. Mai 1849 vergeblich belagert.<br />StadtAK 8/PBS oXIVa 1303Bau des Jagdzeughauses nach Plänen von Wilhelm Jeremias Müller beim Durlacher Tor im Stil des französischen Barock.
 
August 1780
Der Friedhof hinter der Konkordienkirche wird in die östlich davon gelegenen Gärten erweitert. Gleichzeitig wird der Friedhof hinter der Kleinen Kirche geschlossen. Der neue Friedhof wird von den Konfessionen gemeinsam genutzt.
1781
Die Kutschen- und Chaisenfabrik Heinrich Reiß beginnt ihre Produktion. Sie beschäftigt eine größere Zahl in- und ausländischer Arbeiter.
15. Juli 1781
Auf dem Lohfeld beim Rüppurrer Tor wird ein neues Begräbnisfeld angelegt und benutzt. Im Jahr 1804 wird der Friedhof hinter dem Marktplatz endgültig geschlossen und nun gilt der Lohfeld-Friedhof (heute das Parkgelände an der Kapellenstraße) als städtischer Friedhof.
19. November 1781
In einer Bürgerversammlung wird mehrheitlich beschlossen, dass die Bürger gegen eine Ablösesumme von jedem Wachdienst befreit werden, der dafür vom Militär übernommen wird.
1782
Der Innenausbau des Schlosses ist beendet. Der erste Blitzableiter zum Schutz eines Wohngebäudes wird installiert.
1782
Verlegung der Tabakfabrik Christian Griesbach von Durlach nach Karlsruhe.
1782
Am Linkenheimer Tor wird ein "Comoedienhaus" eingerichtet, in dem die Wandertruppen nun eine feste Bühne vorfanden. Seit 1752, als der Theatersaal im Schloss wegen des Umbaus geschlossen wurde, gastierten die Schauspieler in Lagerschuppen oder Orangeriegebäuden.
16. September 1782
Großfürst Paul von Russland, der spätere Zar, weilt zu Besuch am Karlsruhe Hof.
1783
Das Mühlburger Tor wird in Höhe des heutigen Hauses Kaiserstraße 138 errichtet.
8. April 1783
Markgräfin Karoline Luise stirbt während einer Reise in Paris.
23. Juli 1783
Markgraf Karl Friedrich hebt die Leibeigenschaft auf. Betroffen davon ist ein Teil der städtischen und die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung, für die nun eine Reihe von Abgaben wie z. B. beim Wohnortwechsel im Lande oder beim Wegzug aus dem Lande entfallen.
1784
Carl Christian Gmelin löst als Leiter der markgräflichen Gartenverwaltung Joseph Koelreuter ab. Die Pflege der Gärten wird verbessert, ihre Artenvielfalt erklärt. Ein Katalog von 1790 verzeichnet etwa 4.000 Arten von Pflanzen.
16. Juni 1784
Einrichtung einer Bürgerwitwenkasse, die bis 1885 existiert.
3. Dezember 1784
Gründungsversammlung der "Karlsruher Lesegesellschaft", die sich seit 1808 offiziell "Museum" nennt. Initiator und erster Sekretär der Gesellschaft ist der Stadtvikar Wilhelm Friedrich Ring. An der Gründungsversammlung nehmen 40 Männer teil, 1791 gehören der Lesegesellschaft 192 Mitglieder an. Mitglieder können Männer werden, die ein Studium absolviert oder "Rang und Charakter" haben. Im wesentlichen trifft sich hier die Hofgesellschaft und die landesherrliche Beamtenschaft, wobei Standesgrenzen offiziell keine Bedeutung haben. Frauen bleiben von der Mitgliedschaft ausgeschlossen, nur bei Bällen und musikalischen Veranstaltungen sind sie eingeladen.
1785
Schlossansicht von der Stadt mit der neuen Turmhaube.<br />StadtAK 8/PBS XIVa 460Der bei der Schlossrenovierung unverändert gebliebene Turm erhält nach Plänen von Wilhelm Jeremias Müller ein neues kuppelartiges Dach und wird dadurch niedriger. Carl Christian Gmelin wird hauptamtlich Betreuer des Naturalienkabinetts der verstorbenen Markgräfin Karoline Luise.
 
1785
In der geplanten Verlängerung der Bärengasse (heute Karl-Friedrich-Straße) jenseits des Landgrabens werden erste Häuser errichtet. Zuvor war 1784 eine Notbrücke über den Landgraben geschlagen worden.
11. Januar 1785
In der Zeit des Karnevals finden erstmals Maskenbälle im Theatersaal statt.
2. November 1785
Markgraf Karl Friedrich tritt dem Fürstenbund bei, in dem sich die kleineren deutschen Staaten und Preußen zusammenschließen, um die Machtansprüche des Wiener Kaiserhofs abzuwehren. Im Zusammenhang mit diesem Ereignis entwickelt sich eine rege diplomatisch-politische Geschäftigkeit am Karlsruher Hof.
1786
Für die Kinder der durch die Vergrößerung des Landes 1771 gewachsenen Garnison wird eine eigene Schule eingerichtet, in der Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet werden. Sie besteht bis 1861.
1786
Baubeginn für ein zweistöckiges Gebäude in der Nähe des Linkenheimer Tores, in das die Gemäldegalerie einziehen soll.
Januar 1786
Zur Unterstützung Bedürftiger eröffnet der Markgraf Ecke Kronen-/Spitalstraße ein Arbeitshaus. Durch Spinnarbeit, später auch durch andere Tätigkeiten, sollen sich die Armen einen Teil ihrer Unterstützung verdienen. Bereits seit 1767 hatte man versucht, durch Spinnarbeiten Bedürftigen zu helfen. Im Jahre 1800 erhält die Anstalt die Bezeichnung "Fürstliches Gewerbhaus".
1787
Baubeginn für das neue Kanzlei- und Archivgebäude zwischen Lamm- und Ritterstaße am Zirkel, das wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Österreich erst etwa 1802 bezogen werden kann.
1787
Seit dem Beginn der Bebauung der Schlossstraße (heute Karl-Friedrich-Straße) wird gefordert, Pläne zur Gestaltung des Marktplatzes vorzulegen. Verschiedene bekannnte Baumeister, u. a. Mauritius Pedetti und Salins de Montfort, reichen bis 1790 Entwürfe ein und erhalten dafür auch Honorare. Vorerst kommt es zu keiner Realisierung. Dieser städtebauliche Wettbewerb führt aber zu zahlreichen Bauanfragen, so dass die Zähringerstraße zum Marktplatz geöffnet und die Spitalstraße (heute Markgrafenstraße) bebaut werden.
1787
Gründung einer Privatschule für Mädchen. Nach ihrem Besitzer nennt man diese höhere Mädchenschule Rufsches Institut.
1787
Der Hofgärtner Friedrich Schweickardt wird maßgeblich an der von Karl Friedrich gewünschten Umgestaltung der Schlossanlagen beteiligt. Diese ist seit längerem im Gange und wird nach englischen Vorbildern vorgenommen. Im Zuge dieser Arbeiten wird das Wildgehege hinter dem Schloss aufgelöst und der dort entstehende Park den Karlsruhern geöffnet.
1787
Johann Georg Schlosser, Goethes Schwager, wird Mitglied des Geheimen Rates, aus dem er 1794 wieder ausscheidet.
1787
Für die Residenzstadt richtet der Markgraf eine eigene Polizeideputation ein zur Pflege der Ruhe und Ordnung, der Sicherheit sowie der Reinlichkeit und Gesundheit. Der Markgraf nimmt zunächst jeden Sonntag den Polizeibericht persönlich entgegen.
5. März 1787
In einem Artikel in der Karlsruher Zeitung erläutert Professor Johann Lorenz Böckmann das magnetische Lehrsystem, das als Modeerscheinung in Karlsruhe eine durch alle Schichten reichende Anhängerschaft gewinnt. Die Karlsruher Ärzte wenden sich entschieden gegen den "heilenden Magnetismus", der Markgraf lehnt jedoch ein Einschreiten der Obrigkeit ab, so dass es wohl noch Jahre später Anhänger dieser Lehre in Karlsruhe gibt.
12. März 1787
Gründung des ersten öffentlichen Karlsruher Hoftheaters, das 1789 wegen der Auswirkungen der französischen Revolution als Privattheater weitergeführt, von 1791 - 1797 dann ganz geschlossen wird.
24. November 1787
Markgraf Karl Friedrich vermählt sich in zweiter Ehe mit Reichsgräfin Luise Karoline von Hochberg.
15. Dezember 1788
Eröffnung des von Wilhelm Jeremias Müller Ecke Adler-/Spitalstraße erbauten Bürgerspitals. Es bietet Platz für 120 Patienten. Hier und im Gymnasium hält Christian Ludwig Schweickhard in den folgenden Jahren medizinische Vorlesungen.
1789
Einrichtung einer Hofschreinerei im Schlossgarten mit ca. 20 Arbeitern für die Herstellung von Möbeln, die in Baden, Württemberg und der Schweiz Absatz finden.
August 1789
Während des gut besuchten Jahrmarktes in Durlach werden an den Stadttoren Karlsruhes strenge Kontrollen durchgeführt. Um eventuellen revolutionären Ausschreitungen wie im nahen Straßburg besser begegnen zu können, wird das Militär durch Bürgerpatrouillen verstärkt.
August 1789
In der Folge der Revolution in Frankreich findet sich in Karlsruhe eine größere Zahl französischer Emigranten ein, die die Gastfreundschaft des Landes und des Markgrafen dankbar in Anspruch nehmen. Die Aufstellung bewaffneter Korps untersagt der Markgraf jedoch nachdrücklich. Zeitgenössische Reisende klagen noch 1792, dass Karlsruhe voll von Emigranten und kein Quartier zu finden sei.
 
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