Wasserwerk im Oberwald

Wasserwerkstr 4

Das heute als Wasserwerk Durlacher Wald bekannte stadtnahe Wasserwerk wurde 1868 aufgrund eines Gutachtens des Baudirektors Robert Gerwig konzipiert und unter der Leitung von Oberbaurat Ernst Gerstner errichtet. Gerstner hatte bereits das kurz vorher vollendete Hofwasserwerk beim Karlsruher Schloss gebaut. Für die Gestaltung der Gebäude sorgte der Architekturprofessor und Stadtverordnete Heinrich Lang. Das Wasserwerk trug damals noch den Namen „Rüppurrer Wald“.

Das Wasserwerk im Oberwald

1870 wurde die Anlage mit dampfbetriebenen Kolbenpumpen bestückt, die das Grundwasser in das Reservoir des Wasserturmes pumpen sollten. Die Anlage wurde im März 1871 in Betrieb genommen und konnte das nagelneue, 28 km lange Rohrnetz mit Trinkwasser versorgen. Eine eventuelle Mehrleistung der Pumpen fing das heute noch erhaltene Gegenreservoir in der Gartenstraße auf, hier konnten 900 m3 Wasser zwischengespeichert werden. Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Reichsgründung führte zu einer schnellen Annahme der neuen Wasserversorgung durch die Bevölkerung. Der damit verbundene stetig steigende Verbrauch machte schließlich den Betrieb von elf Brunnen notwendig.

Erst 1968 wurde die Förderung im Werk gedrosselt, da inzwischen neue Wasserwerksanlagen zur Versorgung der Stadt Karlsruhe und der mitversorgten Umlandgemeinden entstanden waren. Damals entfernte man auch den Wasserbehälter von der Spitze des Turms. 1970 wurde dann die neue, inzwischen immer wieder modernisierte zentrale Schalt- und Überwachungsanlage in Betrieb genommen, die noch als ein Stück historische Technik der Steuerung und Regelung von Wasserwerken besichtigt werden kann. Das nördliche der beiden den Wasserturm einrahmenden Gebäude wurde 1978 abgerissen, als es der entstehenden Südtangente im Wege stand.

Obwohl die Anlage heute baulich reduziert ist, so sind doch an den Baulichkeiten noch immer die architektonischen Formen der Zeit gut zu erkennen. Die Rundbogenfenster und -türen sind zweifarbig gefasst, was an den italienischen Kirchenbau erinnert, die großen Putzfelder werden durch die Eckpfeiler und die Gesimse aus Sandstein mit einer strengen Struktur überzogen.

Der Wasserturm hat seinen Speicher verloren, dennoch beeindrucken die noch vorhandenen schweren Tragkonsolen, die zum Teil von großen Pfeilerbändern gestützt werden und dem Äußeren des Turmes eine spannungsvolle, fast „muskuläre“ Wirkung verleihen.

 

Literatur: Stadt Karlsruhe - Stadtarchiv (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe. Karlsruhe 1987; Prof. Dietrich Maier, Hans Eberhardt, Bernd Hofmann und Ulrike Erdrich: Chronik der Wasserversorgung von Durlach und Karlsruhe. Erstauflage von Prof. Dr. Dietrich Maier und Hans Eberhardt aus dem Jahr 1996, aktualisiert von Dr. Bernd Hofmann und Ulrike Erdrich im Jahr 2011. Quelle: Text von Dr. Clemens Kieser, Landesdenkmalamt zum Tag des offenen Denkmals am 14.09.2003 wurde nur leicht verändert und aktualisiert.

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