Evangelische Jakobuskirche

Wettersteinstr 17

Die Kirche in Wolfarts­weier wurde nicht immer „Jakobs­kir­che“ genannt. In einer Kaufur­kunde von 1488 findet sich der Name „St. Marga­retha“.

Zur Geschichte der Kirche

Das Patro­zi­nium (Namenspatronat) der kleinen Dorf­kir­che in Wolfarts­weier lag zunächst in den Händen der Heiligen Margaretha, einer Märty­re­rin in Antiochia um 307 n. Chr. Als Christin wider­­stand sie allen Versu­chun­gen und Foltern, sie besiegte den Teufel in Gestalt des Drachens und wird mit ihren Marter­werk­­zeu­gen Kamm und Fackel darge­stellt. Als Helferin aller gebärenden Frauen, gehört sie zu den bedeu­tends­ten Fürbit­te­rin­nen aus der Gruppe der 14 Nothelfer. Ihr Gedenktag wurde seit dem 12. Jahrhun­dert am 20. Juli gefeiert, für jeden Lehen­bau­ern ein wichtiger Merktag, denn: starb der Bauer vor dem 20. Juli, fiel der Ertrag seiner Felder an den Lehenherrn, starb er danach, erbte die Bauern­fa­mi­lie. So galt Margarethe als Patronin des Nährstan­des. Dies alles passt zur bäuer­li­chen Wolfarts­weie­rer Gemeinde und ihrer Dorfkirche, die ins 13. Jahrhundert datiert wird. Ein genaues Erbau­ungs­jahr fehlt jedoch.

Erst als Baden-Durlach 1556 protes­tan­tisch wurde, verschwin­det auch der Name der Heiligen Margaretha in den Akten. Bis ins 19. Jahrhun­dert ist nur noch von der „Pfarr­kir­che zu Wolfarts­wei­er“ die Rede. Wann und warum sie heute Jakob­s­kir­che heißt, konnte noch nicht erforscht werden.

Zweimal erweiterte die Gemeinde ihre Kirche. 1744 verlän­ger­te man das Kirchen­schiff um eine Fenste­r­ein­heit nach Westen, und 1985 fügte man dem Schiff einen westlichen Vorbau an und verbrei­terte den Innenraum auch nach Norden. Man gab die Ostung auf und arran­gierte das Kirchen­ge­stühl zentral­bau­ar­tig um den nun an der Nordwand aufge­stell­ten Altar.

Der Turm
Durch einen im Osten sich in rotem Sandstein wölbenden Triumph­bo­gen einfachs­ter Bauart gelangt man in den Turmchor­raum. Der Turm hat sich seit seiner Errichtung im 13. Jh. in seinem ursprüng­li­chen Zustand ohne größere Verän­de­run­gen erhalten. Das Kreuz­rip­pen­ge­wölbe im Turmchor wurde aber erst im späteren 15. Jahrhun­dert eingezogen. Sein einfacher Schlußssstein zeigt das badische Wappen in den badischen Farben – Gelb mit rotem Schräg­bal­ken. In der nach Norden angebauten Sakristei dagegen, deren vergit­ter­tes Fenster­chen man beim Umbau 1985 erhalten und in den Innenraum der Kirche einbezogen hat, kann man noch heute das Tonnen­ge­wölbe aus dem 13. Jahrhun­dert - der Bauzeit der Kirche – sehen.

Der Glocken­stuhl und die Glocken
Aus dem 13. Jahrhun­dert stammt auch der hölzerne, noch sehr gut erhaltene Glocken­stuhl. Hier hängen drei bronzene Glocken - "Glaube, Liebe, Hoffnung" - mit den Tönen "h" – "cis" – "e". Sie wurden 1950 von der Karlsruher Glocken­gie­ße­rei Bachert, die 2003 auch die Glocken für die Dresdner Frauen­kir­che goss, neu gegossen. Wie schon im Ersten wurden auch im Zweiten Weltkrieg Glocken konfis­ziert und als Rohma­te­rial für Kriegs­zwe­cke verwendet. In Wolfarts­weier wurden zweimal die Glocken abgeholt, nur eine stand unter Denkmal­schutz und konnte gerettet werden. Aber weil sie klanglich nicht zu den neuen Glocken passte, verkaufte sie die Gemeinde nach Furtwangen. - Noch bis 1985 wurden die Glocken durch Seile, an denen meist Jugend­li­che im Turmchor zogen, in Schwin­gun­gen und damit zum Läuten gebracht. Sehenswert ist das Holzwerk des Glocken- und des Dachstuhls, das nicht nur wuchtig, sondern auch in seinen Drehungen der Kanthölzer nach oben sehr lebendig wirkt. Einige wunderbare Sagen berichten vom Schicksal der Glocken in früheren Zeiten. Unterhalb des hölzernen Glocken­stuhls findet sich ein altes Uhrwerk, das aber nicht mehr benutzt wird und der Restau­rie­rung harrt.

Literatur
Elga Roellecke: Die Jakob­s­kir­che in Wolfarts­weier, Kunst­füh­rer, Wolfarts­weier 1997
Elga Roellecke, Hansmartin Schwarz­maier: Glaube und Visita­tion – Kirch­li­ches Leben in einem badischen Dorf, Chronik Wolfarts­weier, Heft 7, Wolfarts­weier 2006.

Text: Elga Roellecke, Verein für die Geschichte von Wolfarts­weier e. V.

Nächste Haltestelle
Wolfartsweier Sud
Linie: BUS 27, 47, 107

Nächster Parkplatz
Wolfartsweier
Entfernung: ca. 560 m Luftlinie

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