Das Durlacher Lapidarium

Lapidarium. Marstallstraße - Durlacher Schlossgarten

Im Schatten alter Stieleichen, Hainbuchen, Kastanien- und Mammutbäume haben Götter in Durlach Einzug gehalten. Verewigt in rotem Buntsandstein stehen sie seit September 2011 wieder im Durlacher Schlossgarten - geschützt hinter Glas in einem eigens umgebauten Gebäude an der Marstallstraße am südöstlichen Rand des Gartens. Es sind Reliefsteine, Zeugen jener Zeit, als die römische Kultur den Oberrhein beherrschte.

Das Durlacher Lapidarium

Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach (1659-77) hatte nach Beginn seiner Regierungszeit damit begonnen, römische Gedenk- und Meilensteine zu erwerben. Wie in anderen deutschen Fürstenhäusern hatten im 17. Jahrhundert auch die Markgrafen von Durlach die Kunst der Antike neu entdeckt. Zudem galt Markgraf Friedrich VI. schon zu Lebzeiten als großer Gartenliebhaber.


Für die Steine wurde im herrschaftlichen Lustgarten eigens ein Parterre als Lapidarium (lat. Lapis = Stein) angelegt. Die unter freiem Himmel angelegte Sammlung hatte wahrscheinlich schon damals einen zentralen Platz im Garten. Wie die Steine ursprünglich aufgestellt waren, ist nicht überliefert. In einem Plan von F. A. Leiblin aus dem 18. Jahrhundert zeigt sich das Parterre bereits in barockem Gewand als rechteckige Fläche im Zentrum der damaligen Gartenanlage. Ein Heckenband grenzte die Fläche vom übrigen Garten und den Hauptwegen ab. Betrat man das Parterre durch eine Öffnung in der Hecke, so sah man im Zentrum einen Brunnen mit Wasserfontäne. Am Brunnen angekommen, wurde die Einteilung der Anlage erkennbar. Der Brunnen bildete die Mitte eines Wegekreuzes, das durch vier angelegte, eingefasste Blumenbeete entstand. Von hier aus konnte man auch den an der Hecke entlang verlaufenden Weg erkennen, an dem die römischen Steine aufgestellt waren.

Anfang des 19. Jahrhunderts zählte die Sammlung insgesamt 13 Gedenk-, Meilen- und Viergöttersteine. Ihre ursprüngliche Herkunft ist nicht genau überliefert. Einer der Steine soll einst in der Kirche von Remchingen eingemauert gewesen sein, bevor er in den Besitz des Markgrafen kam. Andere Steine scheinen im Laufe der Zeit ebenfalls als Mauersteine für Gebäude verwendet worden zu sein. Ungeklärt ist auch die Frage, aus wie vielen Steinen die Sammlung von Markgraf Friedrich VI. bestand. Anzunehmen ist, dass einige der Steine erst in späterer Zeit zur Sammlung hinzukamen.

Heute sind im Durlacher Lapidarium wieder vier Steine zu sehen. Es handelt sich um Fragmente von Viergöttersteinen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., Sockelsteine von so genannten Jupitergigantensäulen. Die fünf bis sechs Meter hohen Säulen wurden im römischen Reich zu Ehren des römischen Weltenherrschers Jupiter an markanten Punkten aufgestellt. Auf den Steinen sind die wichtigsten Götter dargestellt. Darunter Juno, Mars, Merkur und Minerva. Es scheint, als hätten die Markgrafen von Durlach besonders Halbgott Herkules eine übergeordnete Bedeutung zugemessen. So wird für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, noch im Verlauf der Regierungszeit von Markgraf Friedrich VI., neben den steinernen Darstellungen ein weiteres Monument erwähnt: ein Herkulesbrunnen aus Bronze. Herkules stand wie kein anderer in der antiken Mythologie für Stärke, Mut und Willenskraft. Eigenschaften mit denen sich viele Fürsten jener Zeit gerne schmückten.

Das Lapidarium hatte im Durlacher Schlossgarten lange Bestand, auch wenn die nachfolgenden Markgrafen und späteren Großherzöge seit der Gründung der neuen Residenzstadt Karlsruhe das Interesse am Durlacher Schlossgarten als repräsentative Anlage verloren. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen die Steine an ihrer einst zugedachten Stelle im Schlossgarten.
Witterung und Frost ausgesetzt, war ihre Erhaltung lange Zeit gefährdet. Vielen Durlacher Bürgern und politisch Verantwortlichen war die Bedeutung der Sammlung nicht mehr bewusst. Schließlich war es der Altertumsverein, der sich um eine sichere Verwahrung der Steine bemühte. Im Jahr 1854 wurde das Durlacher Lapidarium mit Zustimmung der herrschaftlichen Verwaltung aufgelöst, und alle Steine wurden in die Altertümersammlung nach Karlsruhe verbracht. Später befand sich die Sammlung zusammen mit Reliefsteinen aus Baden-Baden im Gebäude des heutigen Naturkundemuseums.
Die von Markgraf Friedrich VI. von Durlach zusammengetragenen Gedenk- und Meilensteine gelten als älteste Sammlung römischer Steine, die in Nordbaden aufgefunden wurden. Später gingen sie in den Besitz des neu gegründeten Badischen Landesmuseums über und wurden vereinzelt zu Sonderausstellungen gezeigt.

Ergänzt wird das Durlacher Lapidarium durch einen Gedenkstein aus dem 18. Jahrhundert. Er wurde zu Ehren eines früh verstorbenen Kindes angefertigt. Dem Kindsnamen und den Worten der Widmung nach zu urteilen, handelt es sich vermutlich um einen der zahlreichen unehelichen Nachkommen des Stadtgründers von Karlsruhe Markgraf Karl Wilhelm. Weitere Grabplatten aus dieser Zeit befinden sich an der Nikolauskapelle beim Basler Tor.

Nächste Haltestelle
Durlach Schlossplatz
Linie: Tram 1, 8, BUS 21, 24, 26, 27, N3

Nächster Parkplatz
Prinzessenstr. (Parkautomat)
Entfernung: ca. 30 m Luftlinie

Anfahrt
Anfahrt mit Google Maps planen

Weitere Denkmale in der Nähe: