„Was ist bequem und was nicht?“ – diese Frage stellt sich normalerweise bei einem Paar Schuhe oder einem Stuhl. Am Tag des offenen Denkmal wird diese Frage auf den Kulturbereich übertragen: Was ist überhaupt ein unbequemes Denkmal? Bei der Überlegung, was wert ist, erhalten zu werden und warum, ist man bei der zentralen Fragestellung in der Denkmalpflege.
„Was ist bequem und was nicht?“ – diese Frage stellt sich normalerweise bei einem Paar Schuhe oder einem Stuhl. Am Tag des offenen Denkmal wird diese Frage auf den Kulturbereich übertragen: Was ist überhaupt ein unbequemes Denkmal? Bei der Überlegung, was wert ist, erhalten zu werden und warum, ist man bei der zentralen Fragestellung in der Denkmalpflege. Daher verspricht der diesjährige Tag des offenen Denkmals mit Führungen und Diskussionen sehr aufschlussreich zu werden!
Kurzführung und Zeitzeugengespräch
„Fragwürdige Symbole und heroische Denkmale – Erinnerungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit“
mit Hildegard Roller und Gerhard Lustig
So, 8.9., 15.00 Uhr, Eintritt frei
Führung durch die neue Sammlungsausstellung
„WeltKultur / GlobalCulture“
mit Kuratorin Dr. Schoole Mostafawy
So, 8.9.2013 11.00 Uhr, Eintritt frei
Mit der Grundsteinlegung am 17. Juni 1715 wurde der Bau des Schlosses "Carols Ruh" im Auftrag des Markgrafen Carl Wilhelm von Baden-Durlach (1679-1738) begonnen. Die bisherige Residenz der Markgrafen in Durlach war während des Krieges 1689 weitgehend zerstört worden. Berühmt geworden ist die Stadt Karlsruhe für ihren vom Schloss ausgehenden fächerförmigen Grundriss: Vom zentralen Schlossturm strahlen 32 Achsen aus, die durch einen Zirkelschlag geschnitten werden. Die südlichen neun Strahlen bildeten in der Folge gemeinsam mit der Ost-West-Straße von Durlach nach Mühlburg den pyramidalen Rahmen für die Stadtanlage. Der neue Standort wurde in der Nähe des bereits 1714 gebauten markgräflichen Fasanenhauses gewählt, ca. zwei Kilometer nordwestlich vom ehemaligen Kloster Gottesaue. Das Schloss wurde nach Plänen des Ingenieurs und Gardefähnrichs Jakob Friedrich von Batzendorf errichtet. Zunächst entstand im Zentrum der Gesamtanlage der achteckige Schlossturm durch den Architekten Johann Heinrich Schwarz. Diesem wurde eine in den Strahlengrundriss eingefügte, dreiseitige Schlossanlage vorgestellt. Nördlich des Schlosses dienten kreisförmig aufgestellte Pavillons einer Menagerie. Südlich wurde ab 1730 der große Schlossplatz nach französischem Vorbild als Lustgarten angelegt, dessen Planung der Hofgärtner Christian Thran vornahm. Der Entschluss zu einer Neugründung im bis dahin unbesiedelten Hardtwald entsprach dem Zug der Zeit, freie Landschaft für die ungestörte Entfaltung der barocken Schlossanlagen zu wählen. Die architektonische Platzrahmung bildeten östlich die in Fortsetzung der Schlossflügel stehenden, langgestreckten Gebäude der Stallungen und des Reithauses, im Westen drei Orangeriehäuser. Die Zu- und Abfahrt zum Schloss wurden von je einer Allee beschattet. Die mit einem barocken Lustgartenparterre gestaltete Platzfläche schloss gegen Süden mit Adelspalais und Verwaltungsbauten ab.
Knapp 200 Jahre diente das Karlsruher Schloss als Wohn- und Regierungssitz der Markgrafen, dann Kurfürsten und Großherzöge von Baden. Auch die Künste und Wissenschaften wurden am Hof gefördert. Eine Kuriosität stellten in der Regierungszeit Carl Wilhelms die sechzig sogenannten "Tulpenmädchen" dar, die als Hofsängerinnen der Unterhaltung des Markgrafen dienten. Im November 1918 floh der letzte amtierende Großherzog Friedrich II. vor den revolutionären badischen Truppen und damit verlor das Karlsruher Schloss seine Funktion als Residenz.
Seit 1921 bereits ist das Schloss Sitz des Badischen Landesmuseums und seiner Sammlungen. Nach einer Zerstörung großer Teile des Schlosses durch Brandbomben im September 1944 wurde beim Wiederaufbau lediglich das Äußere historisch getreu rekonstruiert, während das Innere gemäß den neuen Erfordernissen eines modernen Museumsbetriebes gestaltet wurde.
Text: Katrin Lorbeer, Badisches Landesmuseum