Karlsruher Stadtchronik
Ereignisse der Dekade 1910 - 1919
- 1910
- Im Hafengelände werden erstmals Grundstücke an Industrieunternehmen verkauft. Zuvor hat die Stadt nur Pachtverträge abgeschlossen.
- 1910
- Das Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats in der Blumenstraße, nach Plänen des Architekturbüros Curjel & Moser gebaut, ist fertig gestellt.
- 1910
- Die Musikbildungsanstalt wird mit dem Großherzoglichen Konservatorium vereinigt.
- 1910
- Im Wintersemester 1910/11 verzeichnen die Hörerlisten der Technischen Hochschule 48 Studentinnen von insgesamt 198 Hörerinnen und Hörern. Ordentliche Studentinnen sind im Wintersemester vier gemeldet, und im Jahr 1915 wird mit der Chemikerin Irene Rosenberg die erste Frau promoviert.
- 1. Januar 1910
- Daxlanden wird eingemeindet gemäß Landesgesetz vom 22. Dezember 1909.
- 23. Mai 1910
- Der Bürgerausschuss bewilligt die Mittel für eine Schwemmkanalisation und eine Kläranlage für die Abwässer. Gleichzeitig werden Mittel für den Ausbau des Kanalsystems vorgesehen.
- 25. Juni 1910
- Der am 17. November 1891 gegründete Karlsruher Fußballverein (KFV) feiert im Friedrichshof die an Pfingsten errungene Deutsche Fußballmeisterschaft. Endspielgegner war in Köln die Mannschaft von Holstein Kiel.
- 24. - 30. Oktober 1910
- Eine Ausstellung im Badischen Kunstverein mit Werken von Braque, Jawlensky, Kandinsky, Kanoldt und Picasso wird als Skandal empfunden.
- 1. Januar 1911
- Das "Karlsruher Tagblatt", das seit 1803 erscheint und seit 1843 diesen Namen führt, wird aus einem Anzeigenblatt zu einer politischen Zeitung.
- 17. März 1911
- Premiere des "Rosenkavalier" von Richard Strauss acht Wochen nach der Uraufführung in Dresden.
- 24./25. Mai 1911
- Auf dem Karlsruher Exerzierplatz finden Flugtage statt.
- Juni 1911
- Die Wahlen zur Gemeindevertretung ergeben folgende Zusammensetzung der Stadtverordnetenversammlung: Nationalliberale Partei 30, SPD 30, Fortschrittliche Volkspartei 18, Zentrum 16, Konservative 2. Dem von dieser Versammlung gewählten Stadtrat gehören an Nationalliberale Partei 8, SPD 6, Fortschrittliche Volkspartei 4, Zentrum 3, Konservative 1. Gewählt wurde nach dem neuen Wahlgesetz vom 26. September 1910, das die Einteilung in Wählerklassen nach dem Steueraufkommen zwar beibehielt, den Einfluss der Mittel- und Niederbesteuerten aber erhöhte.
- 21. September 1911
- Für die Höhere Mädchenschule wird ein zweites Schulhaus am Gutenbergplatz eröffnet. Es erhält den Namen Lessingschule. Hier wird auch das 1893 gegründete Mädchengymnasium untergebracht. Die alte Schule an der Sophienstraße bleibt Höhere Mädchenschule und erhält den Namen Fichteschule.
- 30. September 1911
- Zum 100. Geburtstag der am 7. Januar 1890 verstorbenen Kaiserin Augusta findet in dem Orangeriegebäude eine Gedenkfeier statt, in der Kunsthalle ist eine Ausstellung arrangiert.
- 1912
- Gründung des "Bundes Badischer Künstlerinnen".
- 12. Januar 1912
- Bei den Reichstagswahlen unterliegt der Sozialdemokrat Adolf Geck dem Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei sowohl in der Stadt wie im Wahlbezirk. Ludwig Haas wird neuer Reichstagsabgeordneter.
- 29. Juli 1912
- Der Bürgerausschuss bewilligt die Einrichtung eines Messplatzes an der Durlacher Allee, womit der Messe, die nach 1873 nicht mehr auf dem umgestalteten Schlossplatz stattfinden konnte, wieder ein fester Standort zugewiesen ist.
- 20. September 1912
- Erstmals brennt auf der Kaiserstraße eine elektrische Straßenbeleuchtung.
- 27. Oktober 1912
- Einweihung der katholischen Heiliggeistkirche in Daxlanden.
- 1913
- Der bisher im Rathaus angesiedelte Krankenkassenverband bezieht sein eigenes Verwaltungsgebäude in der Gartenstraße 14/16.
- 1913
- Die Malzkaffee-Fabrik Kathreiner nimmt am Rheinhafen eine Großanlage in Betrieb.
- 13. Mai 1913
- Das vom Bürgerausschuss beschlossene Ortsstatut bestimmt für das Handelsgewerbe die völlige Sonntagsruhe mit Ausnahme der letzten vier Sonntage vor Weihnachten. Dem waren seit den 1890er Jahren zahlreiche Auseinandersetzungen um die Kürzung der Öffnungszeiten am Sonntag vorausgegangen.
- 10. September 1913
- Fertigstellung des neuen städtischen Kinderheims in der Sybelstraße.
- 21./30. Oktober 1913
- Bei den Landtagswahlen gewinnt die SPD zwei, die Nationalliberalen und die linksliberale Fortschrittliche Volkspartei je ein Mandat.
- 22./23. Oktober 1913
- Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs südlich des Stadtgartens. Baubeginn war der 10. September 1906. Den Architektenwettbewerb hatte Prof. August Stürzenacker aus Karlsruhe gewonnen. Fast 30.000 Menschen lösten vom 22. - 26. Oktober Bahnsteigkarten, um den neuen Bahnhof zu besichtigen. Mit dem alten Hauptbahnhof an der Kriegsstraße werden auch der am Mühlburger Tor und der in Mühlburg geschlossen.
- 8. November 1913
- Fertigstellung der Ettlinger Straße.
- 9. - 13. November 1913
- Erste Karlsruher Richard-Strauss-Festwoche. Strauss dirigiert selbst eigene Kompositionen.
- 22. November - 7. Dezember 1913
- Ausstellung für Siedlungswesen, Städtebau- und Wohnwesen des Badischen Architekten- und Ingenieurvereins. Sie zeigt auch städtebauliche Aufgaben für Karlsruhe.
- 8. Dezember 1913
- Die Lokalbahn eröffnet den Betrieb auf der Strecke Grünwinkel-Daxlanden.
- 16. Dezember 1913
- Der Bürgerausschuss beschließt die Anlage von Kleingärten im Gewann Dammerstock. Eine weitere Anlage folgt 1914 westlich der Yorkstraße.
- 1914
- In Karlsruhe erscheinen 75 Zeitschriften und Zeitungen.
- 26. Februar 1914
- Der "Städtische Nachrichtendienst" wird geschaffen. Durch ihn sollen Nachrichten aus der Stadtverwaltung der Presse mitgeteilt und zu wichtigen Fragen sachkundig Auskunft erteilt werden.
- 24. März 1914
- Der Bürgerausschuss beschließt die Einrichtung eines Schwimmbades beim städtischen Elektrizitätswerk am Rheinhafen, das am 4. Juni 1915 eröffnet wird.
- 24. April 1914
- Neubau des von Wilhelm Kreis und Camill Frei geplanten und mit Bildhauerarbeiten von Hermann Binz geschmückten Warenhauses Knopf (heute Karstadt) eröffnet. Am 25. November 1913 war der vom Architekturbüro Curjel & Moser geplante Neubau des Warenhauses Tietz (später Hertie, heute Karstadt) fertig gestellt.
- 30. Juli 1914
- Der Bürgerausschuss genehmigt die Mittel zum Bau der Straßenbahn nach Neureut, der von den beiden Neureuter Gemeinden angeregt worden war. Der Kriegsausbruch verhindert die Ausführung des Projektes.
- 31. Juli 1914
- Schutzleute in Begleitung von Trompetern der Feuerwehr verkünden am Nachmittag in der Stadt die Erklärung des Kriegszustandes durch Kaiser Wilhelm II.
- 1. August 1914
- Das Großherzogspaar wird am Tag der Mobilmachung bei seiner Rückkehr in die Stadt von einer großen Menschenmenge begrüßt, die das Deutschlandlied ("Deutschland, Deutschland über alles") anstimmt.
- 10. August 1914
- Nachdem in den Tagen zuvor ein großer Teil des Pferdebestandes beschlagnahmt wurde, fahren an diesem Tag auf dem Gutenbergplatz die Kraftwagen vor, um von der Militärbehörde für ihre Zwecke ausgewählt zu werden.
- 22. August 1914
- Mit Glockengeläute von allen Kirchtürmen und einer großen Versammlung auf dem Schlossplatz feiert die Stadt den Sieg deutscher Soldaten zwischen Metz und den Vogesen.
- 24. August 1914
- Zum Schutz städtischer Einrichtungen nimmt für die Dauer des Krieges eine Bürgerwehr ihre Tätigkeit auf.
- September 1914
- Von 1.028 städtischen Beamten sind 479, von 1.456 Arbeitern 597 zum Kriegdienst eingezogen.
- 17. September 1914
- Der verstorbene Ehrenbürger Wilhelm Klose hinterlässt der Stadt 500.000 Mark zur Verschönerung der Stadt mit Kunstwerken.
- November 1914
- Zu Beginn des Monats sind etwa 16.000 Soldaten und Offiziere bei Karlsruher Familien einquartiert, da die Kasernen für die hier zusammengezogenen Truppen nicht ausreichen.
- 1915
- Nach Plänen von Philipp Manz entsteht auf dem westlichen Teil des Geländes der Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik an der Gartenstraße der 312 m lange Block A mit seinen zehn Lichthöfen.
- 1. Januar 1915
- Um den Betrieb der städtischen Straßenbahn und der privaten Lokalbahn besser aufeinander abzustimmen, erwirbt die Stadt die Lokalbahn Durmersheim-Spöck.
- 15. März 1915
- Mit der Ausgabe von Brot- und Mehlkarten wird das System der Lebensmittelkarten eingeführt, das die Ernährung mit knapp gewordenen Lebensmitteln sichern soll.
- 22. März 1915
- Die Albtalbahn erhält an der Reichsstraße (heute Ebertstraße) einen neuen Endbahnhof.
- 15. Mai 1915
- Die von Wilhelm Vittali geplanten Bauten am südlichen Stadtgarteneingang gegenüber dem Hauptbahnhof werden eingeweiht.
- 15. Juni 1915
- In etwa 1.000 - 2.000 Karlsruher Haushaltungen werden Flugblätter mit Antikriegsparolen verteilt. Urheberinnen sind Mitglieder der sozialistischen Frauenbewegung.
- 15. Juni 1915
- Die Stadt erlebt zwei Tage vor ihrem 200. Gründungstag den ersten Fliegerangriff , der 29 Todesopfer und 58 Verletzte fordert.
- 30. Juli 1915
- Die Stadtverwaltung eröffnet in der Kaiserstraße 175 eine ständige Verkaufsstelle für Lebensmittel. Nachdem im Laufe des Jahres zahlreiche Bestimmungen über Lebensmittelbewirtschaftung erlassen wurden, soll damit dem Lebensmittelwucher entgegengewirkt werden.
- 11. Dezember 1915
- Einweihung des Konzerthauses am Festplatz. Es ist das erste von der Stadt errichtete Gebäude, das nur künstlerisch-musikalischen Zwecken dienen soll. Das fast gleichzeitig fertig gestellte neue Ausstellungsgebäude gegenüber der Festhalle hat im Sommer die Militärverwaltung beansprucht, weswegen die Vollendung des Innenausbaus erst nach Kriegsende erfolgt. Beide Gebäude plante das Architekturbüro Curjel & Moser.
- Mai 1916
- Fertigstellung der Tulla-Schule an der Tullastraße.
- 1. Mai 1916
- Fertigstellung des Südwestbeckens (heute Becken IV) im Rheinhafen.
- 11. Mai 1916
- Zu den bestehenden vier Volksküchen des Frauenvereins wird der Betrieb einer Zentralküche eingerichtet, die mit fahrbaren Kesseln in der Stadt für die ärmere Bevölkerung warme Mahlzeiten zu niedrigem Preis abgeben soll.
- 22. Juni 1916
- Ein Bombenangriff von fünf französischen Flugzeugen fordert 120 Todesopfer und 169 Verletzte. Unter den Opfern sind zahlreiche Kinder, die die Nachmittagsvorstellung eines Zirkus vor dem Ettlinger Tor besuchen. Wie sich später herausstellt, war das eigentliche Ziel des Angriffs der Hauptbahnhof, der auf den veralteten Karten der Franzosen noch an der Kriegsstraße eingezeichnet war, wo er sich bis 1913 befand. Die Bombardierung Karlsruhes gilt als Vergeltung für einen deutschen Bombenangriff auf Bar le Duc, dem 85 Menschen zum Opfer fielen.
- 25. Juli 1916
- Der Bürgerausschuss diskutiert die Probleme der Lebensmittelversorgung in der Stadt, die sich aus der zunehmenden Zahl bewirtschafteter Lebensmittel und auch sonstiger Gebrauchsartikel in der Folge des Krieges ergeben.
- Oktober 1916
- Inbetriebnahme des Brunnens auf dem Haydnplatz. Wie die architektonische Anlage des bis 1914 weitgehend umbauten Platzes, stammt auch der Entwurf des Brunnens von Heinrich Sexauer.
- Dezember 1916
- Die Städtische Milchversorgung in der Zähringerstraße 45/47 nimmt ihren Betrieb auf.
- 29. Dezember 1916
- Oberhofmarschall Freiherr Leopold von Freystedt schenkt der Stadt sein am Isteiner Klotz gelegenes 280.000 qm großes Weingut. Mit dem Ertrag aus Bewirtschaftung oder Verkauf soll kriegsbedingte Not gelindert werden. 1953 wird das nicht mehr rentable Gut verkauft.
- 11. Januar 1917
- Der Stadtrat beschließt die Anlage von Kleingärten am nördlichen Albufer (heute Beiertheimer Feld) auf 15.000 qm ehemaligem Müllablageplatz.
- 30. März 1917
- 400 Arbeiterinnen der Geschossabteilung der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik streiken für eine Lohnerhöhung.
- 20. April 1917
- Die Archivkommission beschließt die Einrichtung eines städtischen Scheffel-Museums und -Archivs. Leiter wird Werner Kremser.
- 28. Juni 1917
- Der Stadtrat beschließt eine weitere Einschränkung der Straßenbeleuchtung, um Kohle zu sparen. Aus diesem Grund hatten im Februar die Volksschulen auf unbestimmte Zeit geschlossen werden müssen. Am 6. August wird die Straßenbeleuchtung eingestellt, am 25. August der Gasverbrauch eingeschränkt.
- 11. Oktober 1917
- Die Maschinenbaugesellschaft feiert die Fertigstellung der zweitausendsten Lokomotive und zugleich 80-jähriges Firmenjubiläum.
- 10. November 1917
- In der Marmeladenfabrik Stern & Cie streiken 420 Arbeiterinnen für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.
- 16. November 1917
- Der auch in Karlsruhe gegründete Ortsverein der "Deutschen Vaterlandspartei" tritt mit Forderungen nach einem "Siegfrieden" an die Öffentlichkeit. Nachdem andere Parteien sich in unterschiedlicher Weise ebenfalls zur Friedensresolution des Reichstages vom 19. Juli geäußert hatten, ist auch in Karlsruhe im Herbst der innenpolitische Burgfrieden beendet.
- 22. Dezember 1917
- Bis 16. Januar 1918 bleibt die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik wegen Rohstoff- und Kohlemangel geschlossen.
- 28. Februar 1918
- Das Gebäude der Museumsgesellschaft an der Ecke Kaiser-/Ritterstraße brennt nieder.
- 1. - 10. Juni 1918
- Der Hausfrauenbund veranstaltet im Orangeriegebäude eine Ausstellung zum Thema "Durchhalten".
- 21. September 1918
- Die Stadt erlebt den zehnten und letzten Fliegerangriff dieses Jahres.
- Oktober - Dezember 1918
- Eine Grippeepidemie fordert 349 Todesopfer.
- 17. Oktober 1918
- Um dem Mangel an Zahlungsmitteln zu begegnen, gibt die Stadt Notgeld aus. Sie lässt Fünf- und Zwanzigmarkscheine im Gesamtwert von fünf Millionen Mark drucken.
- 9. November 1918
- Oberbürgermeister Karl Siegrist ruft zur Gründung eines Wohlfahrtsausschusses, der Recht und Ordnung in der Stadt aufrechterhalten soll, die Parteiführer für 18.00 Uhr ins Rathaus. Vorsitzender des Ausschusses wird Stadtrat Heinrich Sauer von der SPD. Auf dem Bahnhofsvorplatz hat sich eine große Menschenmenge versammelt. Es werden revolutionäre Reden gehalten. Stadtrat Sauer schlägt die Bildung eines Soldatenrats im Rathaus vor. Dieser überreicht dem Wohlfahrtsausschuss um 21.00 Uhr seine Forderungen. Vorsitzender des Soldatenrats wird der Metallarbeiter Hans Brümmer.
- 10. November 1918
- Wohlfahrtsausschuss und Soldatenrat beschließen die Bildung einer vorläufigen Regierung Badens und übergeben dem bisherigen Staatsminister Johann Heinrich von und zu Bodman eine Ministerliste. Kurz nach 16.00 Uhr wird vom Rathausbalkon die neue Regierung bekanntgegeben, die anschließend ihre erste Sitzung im Rathaus abhält.
- 11. November 1918
- Der Obermatrose Otto Heinrich Klumpp zieht abends um zehn Uhr mit einigen Soldaten vor das Schloss. Es kommt auf dem Schlossplatz und dem Marktplatz zu Schießereien, die keine Verletzten fordern. Danach verlassen der Großherzog Friedrich II. und die Großherzogin Hilda die Stadt.
- 12. November 1918
- Der Soldatenrat und der am 11. November gebildete Arbeiterrat bilden ein gemeinsames Gremium.
- 13. November 1918
- Großherzog Friedrich II. verzichtet auf die Ausübung der Regierungsgewalt, und die provisorische Regierung erklärt Baden zur freien Volksrepublik. Am 22. November dankt der Großherzog endgültig ab.
- 17. November 1918
- Die "Karlsruher Zeitung" erscheint erstmals in neuer Aufmachung als "Badischer Staatsanzeiger".
- 26. November 1918
- Im Bürgerausschuss spricht Oberbürgermeister Karl Siegrist nach der Niederlage Deutschlands und dem Ende der Monarchie von einem schicksalsschweren Wendepunkt in der Geschichte und würdigt die Leistungen des Fürstenhauses für die Residenzstadt.
- 28. November 1918
- Der Stadtrat beschließt für die städtischen Ämter und Betriebe den Achtstundentag, der am 1. Dezember in ganz Deutschland eingeführt wird.
- Dezember 1918
- Zur Linderung der Wohnungsnot erstellt die Stadt in Grünwinkel an der Durmersheimer Straße zwei Wohnbaracken, die im März 1919 bezugsfertig sind.
- 1. Dezember 1918
- Die Rheinbrücke bei Maxau wird gemäß den Waffenstillstandsbedingungen von den Franzosen besetzt.
- 12. Dezember 1918
- Die in dem Waffenstillstand festgelegten Bestimmungen über die entmilitarisierte Zone, die östlich von Durlach verläuft, treten in Kraft.
- 1919
- Um der Wohnungsnot zu begegnen, wird mit der Erschließung des Exerzierplatzes Gottesaue, des Geländes hinter der Tullaschule und dem Ausbau der Gartenstadt Rüppurr begonnen. Die ersten Häuser sind noch in diesem Jahr bezugsfertig. In ehemaligen Kasernen, u. a. Gottesaue, werden Notwohnungen hergerichtet.
- 1. Januar 1919
- Das Gebäude der Gewerbeschule am Lidellplatz, das 1912 nach Plänen von Prof. Eugen Beck begonnen, im September 1914 fertig gestellt und während des Krieges als Lazarett benutzt wurde, wird seiner Bestimmung übergeben.
- 5. Januar 1919
- Bei den Wahlen zur verfassunggebenden badischen Nationalversammlung, bei denen Frauen erstmals das aktive und passive Wahlrecht haben, erzielt in Karlsruhe-Stadt die SPD das beste Wahlergebnis. Unter den 15 Abgeordneten, die in Karlsruhe wohnen, sind zwei Frauen, Kunigunde Fischer (SPD) und Klara Siebert (Zentrum). Die badische Nationalversammlung tagt erstmals am 15. Januar im Landtagsgebäude. Ihr gehören 39 Abgeordnete des Zentrums, 36 der SPD, 25 der Deutschen Demokratischen Partei und 7 der Deutschnationalen Volkspartei an.
- 19. Januar 1919
- Die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung finden statt. Stärkste Partei in Karlsruhe-Stadt ist die SPD.
- 24. Januar 1919
- Gründung der Baugenossenschaft Gartenvorstadt Grünwinkel, die den Bau von 180 Wohnungen plant.
- 10. Februar 1919
- Eine französische Truppenabteilung zur Überwachung des Rheinhafens trifft ein.
- 23. Februar 1919
- Wegen des Verbots einer Versammlung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei im Colosseum kommt es zu Demonstrationen, bei denen Fensterscheiben zu Bruch gehen und einige Schüsse fallen. Die Demonstrationen am Schlossplatz und vor dem Innenministerium dauern bis in die Nacht. Die Proteste richten sich gegen den wegen revolutionärer Unruhen in Mannheim verhängten Belagerungszustand in Baden.
- 1. März 1919
- Die Karlsruher Turngemeinde 1846 und die Karlsruher Turngesellschaft vereinigen sich zum Karlsruher Turnverein 1846.
- 3. März 1919
- Gründung der Handwerker-Baugenossenschaft Hardtwaldsiedlung unter Vorsitz von Albert Braun.
- 13. April 1919
- Volksabstimmung über die badische Verfassung. Diese erhält in Karlsruhe 22.355 Ja- und 2.479 Nein-Stimmen.
- 13. Mai 1919
- Die Stadtverwaltung und die vier Hauptfraktionen (nach den letzten Wahlen von 1911 die Nationalliberalen, SPD, Zentrum und Fortschrittliche Volkspartei) veranstalten eine Protestkundgebung gegen die Versailler Friedensbedingungen.
- 18. Mai 1919
- Bei den Stadtverordnetenwahlen gewinnt die liberale Deutsche Demokratische Partei vor der gleichstarken SPD und Zentrumspartei. Im Stadtrat, der von den Stadtverordneten gewählt wird, sind vertreten: SPD 6, USPD 1, KPD 1, Zentrum 6, DDP 7 und DNVP 1. Unter den 96 Stadtverordneten sind zehn Frauen, und dem 27-köpfigen Gremium des Stadtrats gehören drei Frauen an.
- 23. Juli 1919
- Bei den fälligen Neuwahlen für den Oberbürgermeister nehmen von 122 stimmberechtigten Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung 47 an der Wahl teil. 37 stimmen für den bisherigen Amtsinhaber Karl Siegrist, 10 Zettel sind ungültig. Die Wahl ist somit nicht gültig. Nach öffentlicher Ausschreibung der Stelle wird am 19. September mit 91 von 92 abgegebenen Stimmen Dr. Julius Finter, Bürgermeister in Mannheim, zum neuen Oberbürgermeister Karlsruhes gewählt.
- August 1919
- Aufhebung des Kartenzwangs für Seife. Für Nahrungsmittel und andere Bedarfsgüter hält die Zwangsbewirtschaftung an. Die Lebensmittelpreise müssen aufgrund des Mangels deutlich erhöht werden.
- 29. August 1919
- Reichspräsident Friedrich Ebert besucht in Begleitung des Reichswehrministers Gustav Noske die Stadt zu Wirtschaftsbesprechungen mit der badischen Regierung.
- 29. September 1919
- Die Zahl der Bürgermeisterstellen wird um eine auf vier erhöht.
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