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Denkmaltag 2012

Schlossgarten: "Kein Holz ohne Bäume - Ginko, Trompetenbaum und Co."

Innenstadt-West

Ein Spaziergang zu besonderen Baumgestalten im Schlossgarten und im Botanischen Garten

Zu allen Zeiten haben Gehölze den Menschen fasziniert und nicht nur bei Gartenfreunden und Naturliebhabern das Interesse geweckt. In der Geschichte der Menschheit haben bestimmte Pflanzen schon immer eine besondere Rolle gespielt. In den ersten Naturreligionen haben die Menschen in Bäumen Götter entdeckt. Die Fürsten bereicherten ihre Parks mit exotischen Bäumen – nicht zuletzt auch in Karlsruhe!

Wo gab es auf dem Kontinent nördlich der Alpen ein besseres Klima, also bessere klimatische Verhältnisse für Wärme liebende Pflanzen? Wo gab es Fürsten, die selbst solch begeisterte Gärtner und Botaniker waren wie die Markgrafen von Baden?
Die Karlsruher Schlossgärten waren von Anfang an berühmt wegen ihrer Gehölzschätze, die wir heute noch bewundern können. Es handelt sich dabei um eine Anzahl von einzelnen Bäumen allergrößten wissenschaftlichen Wertes, die in Deutschland kaum ihresgleichen haben. Ein Teil dieser Bäume geht zurück auf die Pflanzungen, die Großherzog Karl Friedrich zu Beginn des 19. Jahrhunderts vornehmen ließ.

Die größten Seltenheiten stammen aus der Zeit des ehemaligen Hofgartendirektors Leopold Graebener. Er war Mitbegründer der 1892 in Karlsruhe gegründeten "Deutschen Dendrologischen Gesellschaft", einer Vereinigung von Wissenschaftlern der Gehölzkunde. Als Markgraf Karl Friedrich vor über 250 Jahren das Mittelparterre des vorderen Schlossgartens mit seinen vielen botanischen Besonderheiten abräumen und zum Paradeplatz umbauen ließ, musste eine Ersatzfläche für die seltenen Pflanzen ganz in der Nähe des Schlosses gefunden werden.

Hinter den Orangerien, die in der Verlängerung des westlichen Schlossflügels westlich der Waldstraße standen, befand sich bereits eine gerodete Waldfläche, die als Holzplatz benutzt wurde. Hier entstand 1808 ein Garten, in dem auch ein Arboretum exotischer Gehölze angelegt wurde, die der damalige Hofbotaniker Dr. Carl Christian Gmelin 1789 von seiner Reise nach Südfrankreich und Spanien mitgebracht und in Mitteleuropa heimisch gemacht hatte. Sein Vorgänger Christian Thran hatte schon 56 Jahre vorher 1731-1733 von seiner Expedition nach Afrika und anderen Mittelmeerländern Tausende von exotischen Pflanzen mitgebracht, die zunächst im vorderen Schlossgarten ihren Platz und von da aus ihren Weg in andere europäische Gärten fanden.

Die exotische Pflanzenvielfalt in den Karlsruher Gärten war damals einmalig in Europa, denn welcher deutsche Fürst hatte schon seine Hofgärtner auf solch aufwändige Exkursionen geschickt! Selbst heute noch findet man kaum irgendwo so seltene und alte Bäume in dieser Größenordnung.

Am Beispiel alter Baumexemplare, die wie sonst nirgendwo in Deutschland an einem Ort so konzentriert versammelt sind, werden viele Fragen beim Spaziergang durch die Karlsruher Schlossgärten beantwortet: Warum gilt die Linde als Liebesbaum? Warum wurde der Ginkgo als heiliger Baum verehrt? Warum galt die Eibe bei den Römern als Totenbaum? Unter welchen Bäumen wurde bei den Germanen Gericht abgehalten? Warum wurde der Mammutbaum im 19. Jahrhundert zum Modebaum? Was hat der Nelkenzimtbaum im heutigen Drogenhandel für eine Bedeutung? Warum ist die Blauzeder zum Lieblingsbaum für deutsche Vorgärten geworden?

Allein die Namensgebungen vieler Bäume schreiben Geschichten: Wie kam der Beamtenbaum zu seinem Namen? Was hat die Paulownie mit dem badischen Herrscherhaus zu tun? Wo wachsen beim Schnurbaum die Schnüre? Welche Blüten hat der Tulpenbaum? Was hat der Fieberbaum mit Fieber zu tun?

Text: Michael Schwendl

 

Trompetenbaum Botanischer Garten
Bild: MELA, 2012