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Denkmaltag 2011 / Sakralbauten und Friedhöfe

Der Alte Friedhof

Oststadt, Kapellenstraße, Waldhornstraße, Ostendstraße

Der erste Karlsruher Friedhof lag südlich der Konkordienkirche, über deren Krypta heute die Pyramide am Marktplatz steht, also auf der Fläche des heutigen Marktplatzes. Zu diesem Friedhof der Lutheraner kamen später weitere konfessionelle Friedhöfe dazu, die sich über das ganze damalige Stadtgebiet verteilten. Weil diese Friedhöfe die Stadtentwicklung störten, wurde ab Juli 1781 der neue Friedhof im Gewann Lohfeld angelegt. 1784 wurde der neue Lohfeld-Friedhof „eingemacht“ und mit einer Mauer umgeben. Die Verwaltung des neuen Friedhofs unterstand der fürstlichen Polizeidirektion, die kirchliche Betreuung geschah durch die lutherische Kirchengemeinde.

Durch die Schließung kleiner innerstädtischer Begräbnisplätze stieg die Zahl der Bestattungen ständig. Bereits 1818 musste der Friedhof erweitert werden. Zur gleichen Zeit begann sich die Umgebung des Friedhofs durch die Umwandlung der Benediktinerabtei Gottesaue zur Militärkaserne in ein Militärquartier zu entwickeln. So musste durch die Vergrößerung des Friedhofs Mitte der 1840er Jahre sogar ein Artillerieübungsplatz verlegt werden. In diese Zeit fiel auch der Bau der Kapelle (1837) mit ihren 17 Grüften, die für die Aufnahme von je zwei Särgen ausgelegt waren, und der Bau der Gruftenhalle (1841/42) mit weiteren 33 Grüften für jeweils bis zu drei Särgen. Die Gruften unter der Kapelle sind mit 1 bis 34 numeriert, die Gruften der Gruftenhalle haben die Nummern 35 bis 63.

Während in den Grüften der Kapelle Persönlichkeiten wie Staatsrat Winter, die Eltern Viktors von Scheffel, Weltzien oder die Stifterin der Kapelle, Regine Reuter, bestattet liegen, finden wir in den Gruften der Gruftenhalle Persönlichkeiten wie Geheimrat Karl Friedrich Nebenius, Staats- und Kabinettminister Sigmund Freiherr von Reitzenstein und „Hebels Vreneli“ (Veronika Rohrer). 

An die Opfer des verheerenden Hoftheaterbrandes 1847 erinnert ein Denkmal von Franz Xaver Reich in der Nähe der Gruftenhalle. Die Vandalismus zum Opfer gefallene linke Hand des marmornen Engels auf dem Sockel mit den Namen der Opfer wurde 2007 kunstvoll wieder ergänzt. 

Rechts und links neben dem Eingang der Kapelle befinden sich Sandsteinsäulen, die in den Grötzinger Steinbrüchen gebrochen wurden. Die Säulen sind gekrönt von betenden Engelsfiguren. Ursprünglich standen die Säulen am Eingang des Friedhofs in der Waldhornstraße. An dieser Stelle befindet sich heute die Einmündung der Waldhornstraße in die Kapellenstraße. Hinter der Kapelle befand sich bis 1965 das erste Grabmal Jung-Stillings.

80 Meter südöstlich der Friedhofskapelle im Durchgang zur Friedrich-List-Schule steht das Grabmal des ehemaligen Hofpredigers Johann Leonard Walz, ein großer Kubus aus Rotsandstein mit den Ausmaßen von 4,75 m Höhe und 3,10 m Breite und Tiefe. Walz war Hofdiakon, Stadtpfarrer, Hofprediger und Kirchenrat, ab 1800 Oberhofprediger und Direktor der Kirchenmission. Ein Jahr nach seinem Tod 1817 errichtete Architekt Christoph Arnold dieses Grabmal.

In direkter Nachbarschaft befanden sich zwei Sarkophage aus Rotsandstein, von denen nur noch der von Christian Friedrich Walz vorhanden ist. Im zweiten Sarkophag lag Oberstadtbaudirektor Friedrich Weinbrenner, der am 1. März 1826 gestorben ist. Das Grabmal wurde beseitigt, als man den Leichnam Weinbrenners 1958 in die Krypta der evangelischen Stadtkirche überführte.

1852 wurde das Preußendenkmal auf dem Friedhof errichtet, dessen Marmorkreuz und Michaelsstatue 1959 wegen Einsturzgefahr entfernt wurden. Das Denkmal wurde errichtet für die 137 preußischen Soldaten, die im Juni 1849 bei Karlsruhe-Durlach im Kampf gegen die Revolutionstruppen gefallen sind. Es gibt aber keine Unterlagen darüber, dass diese 137 Soldaten tatsächlich auf dem Lohfeldfriedhof beerdigt wurden. Das Denkmal ist vielmehr als eines für alle in diesem Krieg gefallenen preußischen Soldaten anzusehen.

Das Preußendenkmal wurde auf Veranlassung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. von Friedrich Eisenlohr geschaffen, der auch die Friedhofskapelle, den alten Bahnhof in der Kriegsstraße und die Stadtkirche in Baden-Baden gebaut hat.

Im Herbst 1874 wurde der alte Friedhof geschlossen. Einzelne Bestattungen fanden noch bis 1882 statt. Nach Ablauf der gesetzlichen Ruhefrist für die Gräber erfolgte abschnittweise die Umgestaltung zum Park. Teile des Friedhofsgeländes mussten Bauprojekten weichen, wie der Schillerschule oder dem klassizistischen NS-Arbeitsamt, in dem sich heute das Landesvermessungsamt befindet. Schließlich entstanden in den  vergangenen Jahren die Friedrich-List-Schule und der Neubau  der Volksbank. 

Die Kirche an der Kapellenstraße wirkt inzwischen wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Literatur:

Karl Zahn: Gräber, Grüfte, Trauerstätten – Der Karlsruher Hauptfriedhof, Karlsruhe 2001

Text: Pfarrer Christian Bereuther, Evangelisch-Lutherische Gemeinde Karlsruhe, www.lutherisch-karlsruhe.de



Der Kirchhof in Carlsruhe, Stahlstich, 2. Hälfte 19. Jh. (Stadt AK 8/PBS oXIVc 29)

Theaterbrand – Denkmal 1847

Gruftenhalle 1841/42, Foto 1959 (Stadt AK8/Alben4)

Grabmal J. L. Walz 1818, Foto 1958 (StadtAK8/PBSoXIVb950)

Preußendenkmal 1852, Foto um 1910 (Stadt AK 8/PBS oXIVb 352)