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Denkmaltag 2011 / Öffentliche Bauten

Kultur und Kaffeeklatsch – Karlsruhe zwischen Biedermeier und Gründerzeit

Innenstadt-West, Stephanienstraße 38

Das 19. Jahrhundert brachte für Karlsruhe starke politische Veränderungen, ein enormes  Anwachsen der Bürgerschaft und eine große Dynamik in der Stadtentwicklung. Hatte Karlsruhe um das Jahr 1800 noch etwa 10.000 Einwohner, waren es 100 Jahre später bereits 100.000. Dadurch wuchsen nicht nur neue Stadtteile als Wohngebiete wie zunächst die Südstadt und ab 1880 die Bebauungen der West- und Ostbereiche, sondern auch die wirtschaftliche und kulturelle Landschaft veränderte sich zusehends.

Im Bereich der Architektur prägte zunächst Friedrich Weinbrenner das Aussehen Karlsruhes. Er plante die repräsentative Achse der „via triumphalis“ mit dem Kernstück des Marktplatzes sowie zahlreiche weitere Gebäude des öffentlichen Lebens wie das Museums-Café oder die Münze. Ab den 1840er Jahren übernahm sein Schüler Heinrich Hübsch die Aufgabe der Stadtgestaltung und die Planung der bedeutenden Großbauten. Gerade in der Innenstadt, rund um den Botanischen Garten, entstanden mit der Kunsthalle oder dem Hoftheater Beispiele seiner klassischen Rundbogenarchitektur.

Auch im gesellschaftlichen Alltag brachte das 19. Jahrhundert viele Veränderungen. Neben den Bauern aus den umliegenden Dörfern gab es eine breite Arbeiterschaft, mit der wachsenden Zahl der Kasernen zahlreiche Soldaten und durch die Funktion als Residenzstadt Badens, das seit 1806 die Stellung eines Großherzogtums hatte, ein umfangreiches Beamtentum. Die verschiedenen sozialen Strukturen blieben im Stadtbild, in der Gestaltung der Straßenzüge oder der Planung neuer Wohnviertel bis zum heutigen Tage sichtbar. Ebenso wurde die Stellung des Einzelnen innerhalb der Gesellschaft, wie die Rolle der Frau oder des einfachen Beamtenstandes, immer öfter aufgegriffen. So entstanden „Dokumentationen“ wie „Der Kanzleirath, oder Bilder aus dem Leben eines Subalternbeamten“ (Karlsruhe 1857) des Abgeordneten Albert Bürklin, die einen kritischen Blick auf diese Entwicklungen warfen.

Text: Simone Dietz, stattreisen Karlsruhe e.V.



Heinrich Hübsch: Hoftheater, 1853