Villa Rustica, Römischer Gutshof

Grötzinger Str 83

Die Erforschung römischer Gutshöfe (villae rusticae) im Raum Karlsruhe begann mit einer Ausgrabung des Badischen Baudirektors Johann Jacob Friedrich Weinbrenner (* 24. November 1766 in Karlsruhe; † 1. März 1826 in Karlsruhe). Bereits während seines Studienaufenthaltes in Italien (1792-97) hatte er sich in Rom, Pompeji und Herculaneum intensiv mit römischer Architektur auseinandergesetzt. So lag es nahe, dass Markgraf Karl Friedrich ihn am 22.9.1802, nur zwei Tage nach der Entdeckung „beträchtlicher Mauerreste“ in unmittelbarer Nähe des „Hedwigshofes“, mit der Leitung der Ausgrabung betraute.

Römischer Gutshöfe (villae rusticae)

Im Bereich der Gewanne „Maletschewiesen“, „Horberloch“ und „Schatzwäldle“ waren schon früher Mauerreste bekannt gewesen, und der Volksmund rankte mehrere Sagen um verborgene Schätze um diese Stelle.

Bis zum 20. Dezember 1802 dauerten die Grabungsarbeiten, an denen teilweise bis zu 20 Mitarbeiter teilnahmen.

Grabungsbegleitend wurde die Öffentlichkeit durch einen kurzen Artikel vom 9. Oktober 1802 in der „Carlsruher Zeitung“ informiert. Ein weiterer Bericht erschien überregional nach Abschluss der Grabungen 1803 im „Neuen Hannöverschen Magazin“, möglicherweise von Weinbrenner selbst. Auch in seiner Korrespondenz äußerte er sich zu den Befunden. Von besonderer Bedeutung für die Dokumentation sind aber neun großformatige Bögen mit detaillierten, aussagekräftigen Grundriss-, Schnitt- und Fundzeichnungen im Generallandesarchiv Karlsruhe.

Weinbrenner erkannte sofort, dass er Gebäudereste aus römischer Zeit vor sich hatte. Zu Recht deutete er sie als villa rustica und Badeanlage, die nach Ausweis eines Denars der Kaiserin Faustina in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus bestand.

Während der dreimonatigen Grabung untersuchte Weinbrenner das von einer Hofmauer umschlossene, 2,2 ha große Areal der villa rustica. Dabei konnte er zunächst das rund 39 x 40 m große Hauptgebäude, dessen Mauern noch bis zu einem Meter hoch erhalten waren, und „ziemlich gut erhaltene Wandmalereien“ sowie Architektur-teile, wie z.B. Säulen und Gesimse, freilegen. Unter dem Westrisalit kam ein 25 qm großer, 2,5 m hoher und repräsentativ ausgestalteter Steinkeller zu Tage. Das Badegebäude (10 x 20 m) war durch einen Korridor mit dem Hauptgebäude verbunden. Seine Mauern waren noch bis zu 1,6 m hoch. Außerdem konnten mehrere Nebengebäude ergraben werden.

Insgesamt handelt es sich um eine besonders große Villenanlage. Die ungewöhnlich gute Erhaltung gibt viele Hinweise darauf, wie wir uns eine reich ausgestattete villa rustica vorzustellen haben. Der annähernd vollständige Gesamtplan legt bis heute die Grundlagen zur Erforschung römischer villae rusticae.

Auch die Lage auf halber Hanghöhe, unmittelbar an der römischen Fernstraße, die in ihrem Verlauf mit der heutigen B3 identisch ist, ist typisch. So liegen eine ganze Reihe von Gutshöfen, „wie die Perlen auf der Schnur“ in einem Abstand von ca. 3 km entlang der römischen Bergstraße an den sonnigen Hängen des Schwarzwaldabbruchs. So sind uns zwischen Ettlingen und Malsch vier weitere Villen bekannt. In nördlicher Richtung gibt es eine größere Siedlungslücke, die aber auch forschungsbedingt sein kann. Die nächste bekannte Villa ist die in Durlach an der Grötzinger Straße. Sie ist seit 1899 bekannt und wurde 1990-93 ergraben, der Befund des Haupthauses wurde konserviert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Literatur:

Anita Gaubatz-Sattler, Ausgrabungen im Archiv. Die villa rustica am Hedwigshof bei Ettlingen. Archäologische Nachrichten aus Baden 71, 2005, 31-39.

Text: Dr. Petra Mayer-Reppert, Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 26 - Denkmalpflege

Nächste Haltestelle
Durlach Friedhof
Linie: BUS 21, 22, N4

Nächster Parkplatz
Bahnhof Grötzingen
Entfernung: ca. 690 m Luftlinie

Anfahrt
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