Ehemaliges Erbgroßherzogliche Palais, heutiger Bundesgerichtshof

Herrenstr 45 a

Das erbgroßherzogliche Palais wurde 1891 bis 1897 erbaut. Der Entwurf des Gebäudes stammt von Josef Durm, dem Baudirektor des Großherzogtums Baden. Nach seinen Plänen wurde es auf einem künstlichen Hügel, eingebettet in einen großen Park, errichtet. Seit 1950 steht das erbgroßherzogliche Palais dem Bundesgerichtshof als Dienstgebäude zur Verfügung.

Der Bundesgerichtshof

Das Gebäude gliedert sich in zwei Vollgeschosse und ein Halbgeschoss in Dachhöhe. Insbesondere das oberste Stockwerk sowie die Kuppel wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Juli 1950 fiel die Entscheidung, dass Karlsruhe Sitz des Bundesgerichtshofs wird. In nur drei Monaten musste der Wiederaufbau des zerstörten Mansardendachs erfolgen. Ergebnis des Wiederaufbaus war ein flach gedecktes Obergeschoss, das dem Palais viel von seiner ursprünglichen Schönheit nahm.

Im Rahmen des Konjunkturprogramms von Bund und Ländern wurden im Jahr 2009 für die energetische Sanierung des Bundesgerichtshofs insgesamt 2,25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Im Zuge von Umbaumaßnahmen zur Energieeinsparung wurden in den Folgejahren sowohl das Dach als auch die Vorblendung der 2. Obergeschossaußenwand in Anlehnung an historische Formen und Materialien neu gestaltet.

In einem weiteren Schritt wurden zuletzt Arbeiten an den Außenanlagen durchgeführt. Der auf der Nordseite des Areals vor dem Palais liegende Grünbereich, das sogenannte Boulingrin, wurde nach historischen Vorbildern aufgearbeitet. Die Auffahrten zum Palais wurden neu gepflastert.

Der Brunnen der „Schönen Galatea“ ist ein von Friedrich Moest geschaffenes und von der Firma Dyckerhoff und Widmann in Zement gegossenes Kunstwerk. Nach seiner Fertigstellung im Jahre 1872 wurde der Brunnen zunächst im „Sallenwäldchen“, einem städtischen Erholungsgebiet südlich des Ettlinger Tores, aufgestellt. Dort musste er dem Neubau des Tullabades weichen, das in der Zeit von 1953 bis 1955 erstellt wurde. Im Jahre 1954 fand er im Bassin des Springbrunnens vor dem Palais einen angemessenen Aufstellungsort.

Nachdem der Brunnen für einige Jahre weiß getüncht war, wurde er nun nach altem Vorbild restauriert.

Das Rechtshistorische Museum 

Dauerausstellung: Von Babylon zur heutigen Rechtsordnung
Die Konzeption der Dauerausstellung verbindet die Rechtsordnungen der alten Kulturen mit der neuzeitlichen Rechtsentwicklung. Eine Nachbildung der berühmten, im Louvre in Paris befindlichen DioritSäule des Codex Hammurabi (um 1700 v. Chr.) eröffnet den Ausstellungsrundgang und führt zu weiteren Exponaten aus dem Babylonischen, Griechischen sowie Römischen Recht.

Es folgt die frühe deutsche Entwicklung mit Land- und Stadtrechten, dem Sachsenspiegel (1220-1235) und der Goldenen Bulle (1356). Die weitere Ausgestaltung der Rechtsordnung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation unter Einbezug des Reichskammergerichts (1495-1806) schließen sich an. Anhand wertvoller Drucke des Corpus Juris aus dem 16. und 17. Jahrhundert und weiterer Exponate werden die erfolgreiche Rezeption und Fortentwicklung des Römischen Rechts aufgezeigt.

Anschließend werden die sogenannten Naturrechtsgesetzbücher - das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten (1794), der französische Code Civil (1804, in der Pfalz, in Rheinhessen und im Rheinland in der ursprünglichen Fassung und mit Modifikationen als Badisches Landrecht bis 1900 in Kraft) sowie das österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811) - erläutert.

Der Weg zur deutschen Rechtseinheit und die Entwicklung zum modernen Verfassungs- und Rechtsstaat werden im Einzelnen dokumentiert. Das Bundesjustizministerium hat dem Rechtshistorischen Museum ein Teilstück der Berliner Mauer überlassen, das im rückwärtigen Außenbereich des Bibliotheksgebäudes des Bundesgerichtshofes zu besichtigen ist.

Sonderausstellung: Bilder und Dokumente zur Karlsruher Rechtsgeschichte
Die Ausstellung präsentiert die unterschiedlichen Etappen der Rechtsentwicklung in der einstigen badischen Residenz- und Landeshauptstadt von der Stadtgründung bis zur Nachkriegszeit anhand aussagekräftiger Exponate und Originalurkunden. Beginnend mit den Privilegienbriefen des Stadtgründers Markgraf Karl Wilhelm (1715) werden die Fortentwicklung der kleinen Markgrafschaft zum Großherzogtum und die damit verbundene Modernisierung der Rechtsordnung, die wesentliche Impulse durch Frankreich erfahren hat, aufgezeigt. Die badische Gerichtsreform von 1863, die zur Errichtung des ersten eigenständigen Verwaltungsgerichtshofes in Deutschland führte, machte Karlsruhe erneut zum Wegbereiter fortschrittlicher Entwicklungen.

Am Beispiel namhafter Karlsruher Juristen - wie Ernst Fuchs, Eduard Dietz, Heinrich Wetzlar, Otto Levis, Ludwig Marum sowie Reinhold Frank – wird der Gegenpol zur verhängnisvollen Zerstörung der Rechtskultur durch die NS-Diktatur verdeutlicht. Die erfolgreiche Bewerbung der Stadt Karlsruhe als Sitz des Bundesgerichtshofs im Jahre 1950, die ein Jahr später folgende Ansiedlung des Bundesverfassungsgerichts sowie der Aufbau der Bundesgerichtsbarkeit in den Fünfziger Jahren bilden den Abschluss der Sonderausstellung.


Nächste Haltestelle
Karlsruhe Karlstor
Linie: Tram 2, 4, 6

Nächster Parkplatz
Karlstr. 45 (Parkautomat)
Entfernung: ca. 60 m Luftlinie

Anfahrt
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