Karlsruher Stadtchronik

 

Ereignisse der Dekade 1940 - 1949

 
1940
Die Jahreschronik im Karlsruher Adressbuch verzeichnet 30 verschiedene Straßen-, Haus- und sonstige Sammlungen.
Januar 1940
In den Karlsruher Straßenbahnen sind die ersten Schaffnerinnen im Einsatz.
6. Januar 1940
In Durlach findet die erste Karlsruher Ferntrauung zwischen einem Frontsoldaten und seiner Braut in der Heimat statt.
8. Januar 1940
Schulen und Technische Hochschule nehmen ihren bei Kriegsbeginn unterbrochenen Betrieb wieder auf.
11. Januar 1940
Im ersten Urteil des Karlsruher Sondergerichts wegen Abhörens ausländischer Sender erhält Otto Beck eine zweijährige Zuchthausstrafe.
11. Februar 1940
Die traditionsreiche Karlsruher Museumsgesellschaft löst sich auf. Die Bibliothek wird der Landesbibliothek übergeben.
4. März 1940
Otto Matzerath wird als Nachfolger von Josef Keilberth Generalmusikdirektor.
5. März 1940
Verteilung von Vitamintabletten für Schulkinder, da Frischgemüse knapp ist.
7. März 1940
Beginn der Ausgabe von Volksgasmasken für die gesamte Karlsruher Bevölkerung.
1. April 1940
Die beiden Gewandfiguren des Rathauses, "Badenia" und "Fidelitas", je 33 Zentner Bronze, werden für die nationale Metallspende eingeschmolzen. Seit dem 26. März sind Sammelstellen in der Stadt eingerichtet.
5. Mai 1940
Eröffnung der ersten Maifestspiele des Badischen Staatstheaters.
16. Mai 1940
Etwa 200 Sinti und Roma, Bürgerinnen und Bürger der Stadt, werden in einer reichsweiten Aktion zunächst auf den Hohenasperg und dann in die Ghettos, Arbeits- und Konzentrationslager in Polen deportiert. Dort kommen die meisten von ihnen ums Leben oder werden umgebracht.
14. Juni 1940
Die "Karlsruher Monatsschau" würdigt das 225-jährige Stadtjubiläum.
25. Juni 1940
Der Waffenstillstandsvertrag mit Frankreich wird mit zehntägiger Beflaggung und siebentägigem Glockengeläut am Mittag gefeiert.
30. Juli 1940
Erste Bombenabwürfe auf Karlsruher Gemarkung verursachen keinen Personen- oder Sachschaden. Weitere Angriffe im Jahre 1940 treffen hauptsächlich die Randbezirke.
1. September 1940
Im Schaukasten der Geschäftsstelle des Führerverlages (Kaiserstr. 131) wird das in Paris erbeutete Gemälde ausgestellt, das den Luftangriff auf Karlsruhe vom 22. Juni 1916 darstellt. Damit soll die Feindpropaganda geschürt werden.
3. Oktober 1940
Der antisemitische Hetzfilm "Jud Süß" startet im Capitol.
22. Oktober 1940
905 Karlsruher Juden werden wie alle badischen und pfälzischen Juden in das Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen deportiert. Viele sterben in Gurs, andere in den Konzentrationslagern im Osten, wohin sie weitertransportiert werden. Nur wenige überleben den Völkermord des nationalsozialistischen Deutschland an den Juden.
1941
Die Firma Siemens & Halske erwirbt bei Knielingen Industriegelände.
2. Mai 1941
Der Pfarrvikar von St. Peter und Paul in Mühlburg, Ferdinand Maurath, den Nationalsozialisten seit längerem ein Dorn im Auge, wird verhaftet und ohne Prozess in das Konzentrationslager Dachau gebracht.
26. Juni 1941
Zu Besprechungen mit den italienischen Arbeitern der Karlsruher Industriewerke weilt ein Beauftragter der italienischen Regierung in der Stadt.
5. Juli 1941
Auf zahlreichen Plätzen Karlsruhes wird die Bevölkerung in der Brandbombenbekämpfung unterwiesen.
6. August 1941
In der vorangegangenen Nacht fordert ein britischer Bombenangriff mit 27 Toten und 9 Verletzten die ersten Luftkriegsopfer des Zweiten Weltkrieges in der Stadt.
21. November 1941
Freigabe des vorderen Schlossplatzes für den Gemüseanbau.
28. November 1941
90 spanische Arbeiter treffen zum Arbeitseinsatz in Karlsruhe ein. Die Zahl der freiwilligen oder gezwungenen Fremdarbeiter und der Kriegsgefangenen im Arbeitseinsatz nimmt nun auch in Karlsruhe zu, bei Kriegsende sind es mehrere tausend Menschen, die zum größten Teil in Lagern untergebracht sind.
11. Januar 1942
Die Sammlung von Pelz-, Woll- und Wintersachen für die Front erbringt 301.221 Stücke.
Mai 1942
Die Stadt erwirbt den Nachlass des Durlacher Malers Karl Weysser.
15. Mai 1942
Fahrradrennen für Berufsfahrer zum Gedächtnis an den Karlsruher Freiherrn Karl Friedrich Drais von Sauerbronn, den Erfinder des Fahrrads.
Juli 1942
Ausstellung "Niederländische Kunst" im Orangeriegebäude.
3. September 1942
Der Rondellplatz nach dem großen Luftangriff vom 3. September 1942. StadtAK 8/Alben 5, S. 521Großer Luftangriff auf Karlsruhe. Er fordert 73 Tote und 711 Verwundete. Zerstört werden dabei u. a. Landesgewerbeamt, Markgräfliches Palais, Sammlungsgebäude am Friedrichsplatz, Christuskirche, Westendstraße (heute Reinhold-Frank-Straße), Körnerstraße, zahlreiche Betriebe im Rheinhafen. Bei diesem Angriff verfahren die Engländer erstmals nach einer neuen Taktik, bei der ein kleiner Verband zunächst mit Leuchtbomben das Ziel markiert.
 
1943
Prof. Otto Ernst Schweizer, Professor für Städtebau an der Technischen Hochschule, erhält den Auftrag für ein Gutachten zur städtebaulichen Neuordnung Karlsruhes. Die Ergebnisse werden 1948 in einer Broschüre veröffentlicht. Im Gegensatz zum Generalbebauungsplan von 1926 schlägt Schweizer keine großen Gewerbegebiete, sondern eine Durchmischung von Arbeits- und Wohngebieten in sinnvoller Nachbarschaft vor.
Mai 1943
Fünfmal in diesem Monat (2., 7., 8., 28. und 29.) werden leichte bis starke Erdbeben registriert.
28. Juli 1943
Mit dem ersten Transport der erweiterten Kinderlandverschickung verlassen 600 Frauen und Kinder Karlsruhe.
4. Dezember 1943
Aufruf der NSDAP: Frauen sollen sich zur Feuerwehr melden.
28. Februar 1944
Große Frauenkundgebung in der Festhalle zum Thema "Frauen helfen siegen!".
22. April 1944
Eröffnung des italienischen Generalkonsulats in der Wendtstraße.
25. April 1944
Bei einem Luftangriff bleibt die Innenstadt dank eines Gewittersturms, der die Markierung des Zielgebiets verweht, verschont. Dafür treffen die Bomben die Vorstädte, vor allem Rintheim, Hagsfeld und Grötzingen. Schäden gibt es auch am Mühlburger Tor und um das St.-Vincentius-Krankenhaus.
27. Mai 1944
Bei einem Großangriff amerikanischer Verbände auf Bahnanlagen in Südwestdeutschland werden der Rangierbahnhof und die Süd- und Oststadt schwer getroffen. 108 Karlsruher sterben, das Gottesauer Schloss, die Liebfrauen-, Johannis- und Evangelische Stadtkirche sind schwer beschädigt.
11. Juni 1944
Im Staatstheater findet im Rahmen der Richard-Strauss-Tage eine Ehrung des Komponisten zum 80. Geburtstag statt.
9. Juli 1944
Letzte Aufführung des Badischen Staatstheaters: "Figaros Hochzeit".
21. Juli 1944
Reinhold Frank, wegen Zugehörigkeit zum Widerstand gegen das NS-System 1945 hingerichtet. StadtAK 8/PBS oIII 1691Reinhold Frank, Rechtsanwalt und Strafverteidiger politisch Verfolgter, wird in seiner Karlsruher Wohnung verhaftet. Er gehört als "politischer Unterbeauftragter" für Baden zum Widerstandskreis um Carl Goerdeler. Nachdem ihn der Volksgerichtshof zum Tode verurteilt hat, findet am 23. Januar 1945 in Berlin seine Hinrichtung statt.
 
25. Juli 1944
Bei einem Bombenangriff werden u. a. die Evangelische Stadtkirche, St. Stephan, das Ständehaus und erneut Schloss Gottesaue schwer getroffen.
9. August 1944
Beginn einer anhaltenden Serie von Luftangriffen bei Tag auf die Stadt. Sie werden fortgesetzt am 5., 8. und 15. September, 19. Oktober, 5. November, 11. Dezember 1944 und 10. Januar 1945.
27. September 1944
Blick auf das zerstörte Zentrum der Stadt am Marktplatz, 1946. <br />StadtAK 8/Alben 5, S. 827bFast eine halbe Million Brandbomben fallen bei einem Fliegerangriff vor allem auf die Innenstadt und die Weststadt. 52 Tote werden gezählt und zahlreicher Gebäude zerstört, darunter Schloss, Rathaus, Staatstheater, Kunsthalle, Orangerie, Künstlerhaus.
 
28. November 1944
Erster Jagdbomber-Angriff auf Karlsruhe im Gebiet Aue-Grünwettersbach. Bis Kriegsende werden etwa 30 solcher Angriffe registriert, gegen die die deutsche Flugabwehr keine geeigneten Abwehrmittel besitzt.
4. Dezember 1944
Größter Sprengbombenangriff auf Karlsruhe, der in Durlach beginnend über der Weststadt und Mühlburg die stärkste Intensität erreicht. 375 Menschen sterben, allein etwa 100 im öffentlichen Luftschutzraum unter dem Gasthof "Drei Linden" in Mühlburg, ganze Häuserzeilen werden total zerstört.
8. Januar 1945
"Der Führer", seit dem 1. September 1944 einzige Zeitung, wird nicht mehr zugestellt. Sie muss in Lebensmittelgeschäften abgeholt werden. Die letzte Ausgabe erscheint am 3. April.
11. Januar 1945
Zwei Karlsruherinnen werden vom Sondergericht Mannheim wegen Plünderung nach dem Bombenangriff vom 27. September 1944 zum Tode verurteilt, aber nicht mehr hingerichtet.
22. Januar 1945
Einstellung des gesamten D-Zug- und Eilzugverkehrs.
2. Februar 1945
Die tagsüber durchgeführten Jagdbombenangriffe stören den Tagesablauf der noch verbliebenen Bevölkerung von etwa 20.000 Menschen empfindlich.
2./3. Februar 1945
Erneuter schwerer Luftangriff.
11. Februar 1945
Vereidigung der Karlsruher Volkssturmbataillone, die seit dem 25. September 1944 formiert wurden.
21./22. März 1945
Die Beschießung der Stadt mit Ferngeschützen von der Elsass-Pfalz-Front fordert 46 Tote.
31. März 1945
An diesem Ostersamstag erleben die verbliebenen Karlsruher den längsten und letzten Luftalarm des Krieges von 6.30 bis nach 19.00 Uhr. Insgesamt 1.032 Alarme gab es in der Stadt und etwa 100 Luftangriffe, bei denen 1.754 Menschen starben und 3.508 verletzt wurden. Etwa 25 % aller Gebäude sind total zerstört, darunter sehr viele historische Bauten der Innenstadt.
31. März 1945
Deutsche Pioniere sprengen wegen des Vormarsches der Franzosen verschiedene Brücken, darunter die Autobahnbrücke bei Wolfartsweier.
1. April 1945
Angehörige des Volkssturms und russische Kriegsgefangene schließen die seit Dezember 1944 zur Verteidigung errichteten Barrikaden um die Innenstadt.
2. April 1945
Letztes von den Städtischen Büchereien veranstaltete Kammermusikkonzert im Haus Solms.
3. April 1945
Oberstleutnant i. G. Ernst Linke, Kommandant der Berliner "Bärendivision", entschließt sich entgegen einem Befehl zur kampflosen Räumung der Stadt. Dadurch verhindert Linke gegen den Widerstand der örtlichen NSDAP-Führung auch weitere Zerstörungen von Verkehrseinrichtungen durch die deutsche Wehrmacht.
4. April 1945
Französische Panzer auf dem Marktplatz. Für die Aufnahme einer französischen Wochenschau waren eine größere Zahl von Gebäuden im Stadtzentrum in Brand gesteckt worden. StadtAK 8/Alben 5, S. 697Die Franzosen besetzen gegen geringen Widerstand von Nachhuten der Wehrmacht, Angehörigen der Polizei, des Volkssturms und der Hitler-Jugend die Stadt. Die Besetzung ist um 11.00 Uhr abgeschlossen, sie fordert unter der Bevölkerung elf Tote.
 
5. April 1945
Die Franzosen lassen durch deutsche Kriegsgefangene und arbeitsfähige Karlsruher die Barrikaden in der Innenstadt räumen. Josef Heinrich wird zum kommissarischen Bürgermeister ernannt. Durlach wird von französischen Truppen eingenommen.
6. April 1945
Plünderungen und Vergewaltigungen gehören nun wochenlang zum Alltag. An den Plünderungen ist die notleidende Bevölkerung beteiligt. Für Zivilisten wird von 18.00 - 9.00 Uhr eine Ausgangssperre verhängt.
10. April 1945
In der benutzbaren Markuskirche veranstaltet der Bach-Chor das erste Nachkriegskonzert.
15./22. April 1945
In der Knielinger Rheinkaserne setzen die Franzosen ehemalige NSDAP-Mitglieder fest und bringen etwa 500 Gefangene in Fußmärschen nach Offenburg, wo sie mehrere Wochen interniert bleiben.
23. April 1945
Nach Beschlagnahme des Städtischen Krankenhauses werden bis April 1946 in der Lessingschule Krankenräume als Ersatz eingerichtet.
9. Mai 1945
Zur besseren Versorgung der Bevölkerung wird die Stadt in 16 Bezirke eingeteilt und je eine eigene Bezirksverwaltung gebildet. Im Oktober 1948 werden diese nach der Besserung der allgemeinen Lebensverhältnisse wieder aufgelöst.
12. Mai 1945
Illegales Treffen von Sozialdemokraten im Rathaus an der Beiertheimer Allee (heute Polizeipräsidium). Am 21. September wird im "Weißen Berg" Fritz Töpper zum 1. Vorsitzenden des wieder konstituierten SPD-Ortsvereins gewählt.
30. Mai 1945
Erste Teilstrecke der Straßenbahn zwischen Weinweg und Kühler Krug wieder in Betrieb.
Juni 1945
Die Umbenennung von Straßen, Plätzen und Schulen in den Jahren nach 1933 wird rückgängig gemacht.
5. Juni 1945
Die Vereinbarungen der Alliierten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich über die Einrichtung von Besatzungszonen im besiegten Deutschland treten in Kraft. Karlsruhe liegt in der amerikanischen Zone, gerät jedoch durch die nahe Grenze zur französischen Zone in einen "toten Winkel".
1. Juli 1945
Die Stadtverwaltung richtet eine Beratungsstelle für rassisch und politisch Verfolgte ein.
8. Juli 1945
Gemäß dem alliierten Zonenabkommen besetzen die US-Streitkräfte die Stadt, nachdem tags zuvor die Franzosen abgezogen sind. Die Amerikaner beschlagnahmen 2.000 Wohnungen für die Unterbringung des Offizierskorps und ihrer Stäbe.
18. Juli 1945
In den Räumen der Bezirksverwaltung Südstadt findet illegal eine Gründungsversammlung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Karlsruhe statt. Auf einer offiziell genehmigten Gründungsversammlung am 27. August wird Karl Flößer zum 1. Vorsitzenden gewählt.
22. Juli 1945
In der Knielinger Kaserne treffen die ersten Flüchtlinge, 360 Donauschwaben aus Jugoslawien, ein.
23. Juli 1945
Die Lebensmittelzuteilung erreicht mit 775 Kalorien pro Tag ihren Tiefstand.
4. August 1945
Hermann Veit, Oberbürgermeister 1945-1946. StadtAK 8/PBS oIII 1153Der Sozialdemokrat Hermann Veit wird in sein Amt als Oberbürgermeister eingeführt. Seine Ernennung durch die Militärverwaltung erfolgt auf Vorschlag von Vertretern der ehemaligen demokratischen Parteien der Weimarer Republik.
 
14. August 1945
In einem benutzbaren Raum des Ständehauses wird als Vorläuferin der CDU die Christlich-Demokratische Partei (CDP) gegründet, die am 4. September ihre erste Kreisversammlung abhält und Adolf Kühn zum 1. Vorsitzenden wählt.
31. August 1945
Erstes Nachkriegs-Sinfoniekonzert des Staatstheaterorchesters unter Leitung des Generalmusikdirektors Otto Matzerath.
September 1945
Abfahrt des vollen Fünf Karlsruher Firmen, hauptsächlich aus dem Baugewerbe, formieren eine Arbeitsgemeinschaft zur raschen Trümmerbeseitigung. Günther Klotz, Ernst Morlock und Jakob Daubenberger sind die vorläufigen Geschäftsführer. Am 31. Oktober schließt die Stadt einen Vertrag mit der "Aufräumungs-Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe" (AAK) über die Trümmerräumung, die auf fünf Jahre veranschlagt wird. Der größte Teil der Trümmermasse soll zur Aufschüttung im Rheinhafen und damit zur Gewinnung von Industriegelände dienen. Die AAK beendet ihre Tätigkeit im März 1950.
 
2. September 1945
Die Militärverwaltung ernennt 14 Stadträte, die das erste städtische Parlament nach Kriegsende bilden.
19. September 1945
Bei der Bildung des Landes Württemberg-Baden mit der Hauptstadt Stuttgart verliert Karlsruhe seinen seit der Gründung innegehabten Rang als Residenz- bzw. Hauptstadt.
20. September 1945
In der Maxauer Straße 3 richtet die Sowjetunion ein Büro zur Rückführung zwangsverschleppter russischer Arbeiter ein.
23. September 1945
Erste öffentliche Versammlung der im "Hirsch" in Daxlanden wiedergegründeten KPD in den Rheingold-Lichtspielen. Karl Betz wird zum ersten Vorsitzenden gewählt.
8. Oktober 1945
Arthur Valdenaire wird zum Leiter des Landesdenkmalamtes ernannt, mit dem besonderen Auftrag, die Baudenkmäler Karlsruhes vor weiterer Zerstörung zu schützen. Valdenaire stirbt am 15. Januar 1946.
8. Oktober 1945
Wiederbeginn des Volksschulunterrichts für die unteren vier Klassen.
9. Oktober 1945
Die Gründungsversammlung der Demokratischen Partei (später DVP/FDP) wählt Prof. Albert Keßler zum 1. Vorsitzenden.
15. Oktober 1945
Bis zu diesem Tag entlässt die Stadtverwaltung im Rahmen der Entnazifizierung etwa 800 Bedienstete.
27. Oktober 1945
Beginn der Spielzeit des Badischen Staatstheaters mit "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal im Konzerthaus.
10. November 1945
Die Karlsruher Notgemeinschaft wird wiedergegründet. Ab Dezember versorgt sie aus einer Großküche 2.000 hilfsbedürftige ältere Menschen.
12. November 1945
Die schlechte Energieversorgung führt an zwei Wochentagen zwischen 8.00 und 17.00 Uhr zu völliger Stromsperre.
19. November 1945
Aufhebung der Arbeitsdienstpflicht für ehemalige NSDAP-Mitglieder nach Abschluss der Trümmerräumung in den Hauptverkehrsstraßen und auf den Gehwegen.
24. November 1945
Das Flüchtlingslager wird von der Knielinger Allee zur Artilleriekaserne in der Moltkestraße verlegt. Es beherbergt bald bis zu 5.000 Flüchtlinge.
29. Dezember 1945
Nachdem bei Kriegsende etwa 60.000 Menschen in der Stadt lebten, sind es jetzt 137.920.
12. Februar 1946
Wiedereröffnung der Technischen Hochschule mit dem offiziellen Beginn des Lehrbetriebs. Am 15. März findet im Konzerthaus aus diesem Anlass eine Feier statt.
1. März 1946
Die von der amerikanischen Besatzungsmacht lizensierten "Badischen Neueste Nachrichten" (BNN) erscheinen als erste Zeitung nach Kriegsende.
1. April 1946
Die "Hochschule für Musik und Badisches Konservatorium" sowie das Staatstechnikum nehmen ihren Lehrbetrieb wieder auf.
1. April 1946
Vor den Lebensmittelläden, hier in der Kaiserstraße/Ecke Waldstraße, bildeten sich bis zur Währungsreform 1948 immer wieder Schlangen, das Schwarzmarktgeschäft florierte. StadtAK 8/Alben 5, S. 866Herabsetzung der Lebensmittelrationen in der amerikanischen Zone von 1.550 Kalorien auf 1.275. Am 27. Mai werden die Brotrationen gekürzt.
 
16. April 1946
Im Konzerthaus werden die Mitwirkenden in den nordbadischen Spruchkammern für die Entnazifizierungsverfahren vereidigt. Im Stadtkreis Karlsruhe werden die Fälle von etwa 50.000 Mitläufern, 300 Minderbelasteten, 140 Belasteten und 30 Hauptschuldigen verhandelt.
1. Mai 1946
Der 1. Mai ist wieder ein Feiertag der freien Gewerkschaftsbewegung.
11. Mai 1946
Oberbürgermeister Hermann Veit ruft alle arbeitsfähigen Männer zum freiwilligen Ehrendienst bei der Trümmerräumung auf. Am 11. Juli fährt der erste Schutträumzug zum Ölbecken.
15. Mai 1946
Das Rheinstrandbad Rappenwört wird wiedereröffnet, zunächst ohne Straßenbahnverbindung.
26. Mai 1946
Bei den ersten Stadtratswahlen wird die CDU stärkste Partei.
Juni 1946
Aus der Gruft der zerstörten Evangelischen Stadtkirche werden die dort bestatteten Angehörigen des badischen Fürstenhauses in das Mausoleum im Fasanengarten überführt.
21. Juni 1946
Der neue Stadtrat wählt den von der Besatzungsmacht im August 1945 bereits ernannten Sozialdemokraten Dr. Hermann Veit zum Oberbürgermeister, Bürgermeister werden der Christdemokrat Fridolin Heurich und der Kommunist Berthold Riedinger, der am 2. März 1948 nicht wiedergewählt wird.
30. Juni 1946
Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung von Württemberg-Baden schneidet die SPD als stärkste Partei ab.
Juni/November 1946
Die traditionelle Frühjahrs- und Herbstmesse findet wieder statt.
18. Juli 1946
Aufruf der Stadtverwaltung an die Bevölkerung, im Kampf gegen Schwarz- und Schleichhandel mitzuwirken.
15. September 1946
Die Stadtverwaltung veröffentlicht eine Denkschrift zum Wiederaufbau und zur Neuplanung der Stadt. Danach sollen die historischen Gebäude zwischen Schloss und Ettlinger Tor wiedererrichtet werden.
15. September 1946
Gedenkfeier für die "Opfer des Faschismus" im Konzerthaus. Dieses Gedenken wird bis in die 1950er Jahre fortgeführt und dann mit dem Volkstrauertag verbunden.
30. September 1946
Die ersten Care-Pakete mit Lebensmitteln aus den USA werden verteilt.
1. Oktober 1946
Die ehemals Leipziger Arzneimittelfabrik Dr. Willmar Schwabe nimmt in Gebäuden der Gritzner-Kayser AG im Stadtteil Durlach ihre Produktion auf. In der Gottesauer Artilleriekaserne wird ein Flüchtlingeslager eingerichtet.
5. - 13. Oktober 1946
Anton-Bruckner-Festwoche zum 50. Todestag des Komponisten.
17. Oktober 1946
Gründung einer überparteilichen, überkonfessionellen Frauengruppe in der Oberpostdirektion am Ettlinger Tor.
24. November 1946
Landtagswahl und Volksabstimmung über die Verfassung des Landes Württemberg-Baden. Die SPD erhält die meisten Stimmen.
1947
Niederlassung der 1833 gegründeten Stettiner Stahlbaufirma Gollnow & Sohn im Rheinhafengebiet.
1947
Die Firma Siemens & Halske verwirklicht auf dem Gelände der vormaligen DWM Ansiedelungspläne aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und baut in Knielingen bis 1951 ein eigenes Firmengebäude.
20. Januar 1947
Friedrich Töpper, Oberbürgermeister 1947-1952. StadtAK 8/Alben 5, S. 852Der Stadtrat wählt Friedrich Töpper (SPD) als Nachfolger von Hermann Veit, der am 7. Januar württembergisch-badischer Wirtschaftsminister wurde, mit 19 von 27 Stimmen zum Oberbürgermeister.
 
7. Februar 1947
Das erste Amtsblatt der Stadtverwaltung Karlsruhe erscheint.
27. Februar 1947
Der Stadtrat entscheidet über den Verbleib Durlachs bei der Stadt. Durlach erhält ein Stadtamt, dessen Leitung am 9. Mai Bürgermeister a. D. Jean Ritzert übernimmt.
März 1947
Hungerdemonstrationen und Streiks verdeutlichen die außerordentlich schlechte Versorgungslage.
1. März 1947
Unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Bernays beginnt die Volkshochschule ihren Unterricht.
12. März 1947
Gründung der Neubürgersiedlung gemeinnützige GmbH mit Beteiligung der Stadt Karlsruhe zum Bau von Flüchtlingswohnungen im Dammerstock und am Klosterweg.
April 1947
Der Kunstverein stellt Meister deutscher Graphik aus.
April 1947
Der Stadtgarten wird wieder geöffnet.
April 1947
Wiedergründung des Karlsruher Verkehrsverein.
1. Mai 1947
Friedenskundgebung der Karlsruher Frauen zum 1. Mai. Rednerinnen sind Deta Löw, Anna Walch und Klara Siebert.
13. Mai 1947
Einweihung der von amerikanischen und französischen Pionieren errichteten behelfsmäßigen Rheinbrücke bei Maxau.
15. Mai 1947
Die Wolfartsweierer Autobahnbrücke ist teilweise wiederhergestellt.
20. Juli 1947
Die Straßenbahn verkehrt wieder durch die Kaiserstraße. Am 25. Dezember wird der Betrieb nach Durlach aufgenommen.
29. Juli 1947
Tageshöchsttemperatur 38,6° Celsius.
29. Juli 1947
Als zweite Tageszeitung erscheint in Karlsruhe die sozialdemokratische "Südwestdeutsche Allgemeine Zeitung". Sie stellt nach einer zwischenzeitlichen Umbenennung in "Karlsruher Neue Zeitung" Ende 1949 ihr Erscheinen ein.
September 1947
Wiedereröffnung des traditionsreichen Café Museum in der Waldstraße.
September 1947
Der Kunstverein zeigt eine Ausstellung über die künftige Gestaltung des Stadtbildes.
15. September 1947
Einrichtung eines Sendestudios des Süddeutschen Rundfunks. Erste Rundfunkübertragung aus Karlsruhe am 13. Oktober mit einem Sinfoniekonzert der Staatskapelle.
Oktober 1947
Statistisch gesehen leben in Karlsruhe in jedem verfügbaren Wohnraum 1,45 Einwohner (1939 0,94).
23. Oktober 1947
Wiederaufnahme des Unterrichts an der Badischen Akademie der Bildenden Künste.
1. Dezember 1947
Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Gablonzer Industrie unter Beteiligung der Stadt.
7. Dezember 1947
Bei einer Wahlbeteiligung von 57 % erhält die SPD bei den Gemeinderatswahlen die meisten Stimmen. Das Wahlverfahren erlaubt erstmals das Kumulieren und Panaschieren. Bis zu den Gemeinderatswahlen 1975 bleibt die SPD stärkste Partei im Gemeinderat.
25. Januar 1948
Gedächtnisfeier zur badischen Revolution 1848/49. Festredner ist Professor Dr. Franz Schnabel. Weitere Feiern folgen im April, bei denen auch Professor Dr. Theodor Heuss, der spätere erste Bundespräsident, spricht.
1. Februar 1948
Bei der Wahl des Oberbürgermeisters durch die Bevölkerung ist als einziger Kandidat der amtierende Oberbürgermeister Friedrich Töpper (SPD) aufgestellt und wird bei einer Wahlbeteiligung von 26 % auch gewählt.
3. Februar 1948
Eintägiger Generalstreik aller Lohn- und Gehaltsempfänger wegen der unzureichenden Ernährungslage. Im Januar waren u. a. die Fettrationen um 50 % gekürzt worden.
4. März 1948
Eröffnung des "Studio Karlsruhe" des Süddeutschen Rundfunks in der Kriegsstraße.
20. März 1948
In der Kunsthalle wird eine amerikanische Ausstellung "Gegenstandslose Kunst" eröffnet .
7. April 1948
Gründung der Deutsch-Italienischen Gesellschaft.
5. Juni 1948
Ein starkes Erdbeben führt vor allem in der Weststadt zu Gebäudeschäden.
9. Juni 1948
Die "Badischen Neuesten Nachrichten" berichten über den Prozess und die Urteile gegen die vier Mörder Ludwig Marums. Der Haupttäter Karl Sauer erhält eine lebenslängliche Zuchthausstrafe, die anderen z. T. nur geringe Freiheitsstrafen.
20. Juni 1948
Am Stichtag der Währungsreform erhalten auch die Karlsruher für alte Reichsmark neue Deutsche Mark. Pro Person werden DM 40,00 sofort ausbezahlt.
August 1948
Im Kunstverein sind Werke des in Karlsruhe geborenen Carl Hofer, in der Kunsthalle Bilder von Henri Matisse ausgestellt.
15. August 1948
Der Passzwang im Grenzverkehr mit den französisch besetzten Gebieten jenseits des Rheins und südlich von Karlsruhe entfällt.
Oktober 1948
Die Anzeigenwerbung in den Tageszeitungen nimmt im Zeichen des Wirtschaftsaufschwungs erheblich zu.
10. Oktober 1948
In einem Fußballspiel zwischen einer Karlsruher und einer Baseler Stadtauswahl findet erstmals wieder nach Kriegsende ein "Länderspiel" statt.
20. Oktober 1948
Massen-Protestkundgebung der Gewerkschaften auf dem Marktplatz (etwa 20.000 Teilnehmer) gegen Preiswucher.
9. November 1948
Aufgrund des Ideenwettbewerbs Kaiserstraße, der allerdings keinen realisierbaren Plan erbringt, wird ein Bebauungsplan der Kaiserstraße erstellt und vorgelegt. Er bestimmt die im wesentlichen verwirklichten Grundsätze für die Neubebauung der westlichen Kaiserstraße bis zur Kreuzstraße sowie die Wiedererrichtung der Weinbrennerbauten am Marktplatz.
4. Dezember 1948
In ihren teilweise wiederhergestellten Räumen wird die Kunsthalle eröffnet.
1949
Die Firma Siemens & Halske verlegt das Wernerwerk für Messtechnik von Erlangen nach Karlsruhe.
1949
Die Berlin-Karlsruher Industriewerke, 1945 demontiert und 1947 mit früherer Zivilproduktion wieder aktiviert, erhalten den Namen Industrie-Werke-Karlsruhe AG, Firmensitz ist Karlsruhe.
20. April 1949
In der Kaiserstraße eröffnet im Moninger-Gebäude das Amerikahaus, das dort bis 1953 bleibt, seine neuen Räume. Bereits am 27. August 1946 wurde im Münzgebäude eine amerikanische Bücherei und Lesehalle eingerichtet.
5. Mai 1949
In der Christuskirche singt der Thomanerchor aus Leipzig.
14. August 1949
Die ersten Wahlen zum Deutschen Bundestag gewinnt in Karlsruhe die SPD.
15. August 1949
Wiedergründung des Vereins "Volksbühne".
3. - 11. September 1949
Erster Deutscher Therapiekongress und Heilmittelmesse, die seitdem jährlich stattfinden. Bereits 1947 und 1948 trafen sich Internisten und Röntgenologen zu Kongressen in der Stadt.
29. September 1949
Der Kunstverein zeigt Gemälde "Aus den Sammlungen der Stadt".
29. September 1949
Erstes Karlsruher Frauenforum im Saal des "Ziegler" unter Leitung von Luise Riegger.
11. November 1949
Neugründung der Großen Karnevalsgesellschaft.
 
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