Die evangelische Kirche Knielingen ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern im Kern auch eines der ältesten, noch existierenden Gebäude auf Karlsruher Gemarkung. Seine Ursprünge lassen sich bis in 15. Jahrhundert zurückverfolgen. 1858 erhielt der Bau sein wesentliches Gesicht.
Gebaut wurde die Knielinger Kirche als Wehrkirche oder, was wahrscheinlicher ist, als Kirchenburg, die von starken Mauern und Türmen umgeben war. Sinn und Zweck war es, die Bevölkerung des Dorfes kurzfristig zu schützen bis Verstärkung aus einer nahe gelegenen Garnison kam. Die Dörfer hatten meist nicht genug Geld, um Verteidigungsanlagen – wie in vielen Städten üblich – rund um das ganze Dorf zu errichten.
1689 wurde der Kirchenbau im pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Franzosen unter General Ezéchiel du Mas, Comte de Mélac, fast vollständig zerstört. Nur die ältesten Teile, der Turm und der Chorraum blieben erhalten.
1699 wurde mit dem Wiederaufbau der evangelischen Kirche nach Plänen von Thomas Lefèbvre begonnen, der Hofbaumeister unter Markgraf Friedrich VII. Magnus von Baden war und in Venedig studiert hatte. 1703 wurde die wieder aufgebaute Kirche eingeweiht.
1858 erhielt die evangelische Kirche Knielingen ihr heutiges Gesicht. Sie war schlicht und einfach zu klein geworden und der Bevölkerungsentwicklung nicht mehr gewachsen. So wurde zwischen dem Chor und dem Westturm ein neues, breiteres Langhaus errichtet. Um den erhaltenen Turm zum Mittelpunkt der „neuen" Kirche zu machen, wurde das Langhaus nicht, wie früher beim Kirchenbau üblich, streng geostet, sondern mit einem Versatz von ca. 16° errichtet.
Am 3. Juni 1860 wurde die evangelische Kirche zu Trinitatis dann feierlich eingeweiht. Auch die große Treppe, die vom Tiefgestade an der Alb zur Kirche hochführt, stammt aus der Zeit um 1858.
Betritt man das Innere der Kirche, werden die Augen zuerst auf Altar und Kruzifix gelenkt, bevor sie den gotischen Chorraum aus dem Jahr 1473 und damit den ältesten noch existenten Teil der Kirche erfassen.
Altar und Kanzel werden je nach Festtag oder nach Kirchenjahreszeit durch ein farblich wechselndes Altartuch (Parament) und dazu passenden Kanzelbehang (Antependium) geschmückt, die anlässlich der Knielinger 1200-Jahr-Feier von Frau Johanna Schulz in den Farben Weiß (Farbe des Lichts), Rot (Farbe der Kirche), Violett (Farbe der Vorbereitung, Umkehr und Buße) und Grün (Farbe der aufgehenden Saat) gestaltet wurden.
Weithin zu hören ist das Knielinger Geläut, das nach langer, alter Tradition den Tag ein- und ausläutet. Bereits im 16. Jahrhundert sind in Knielingen Kirchenglocken überliefert.
Im 1. und 2. Weltkrieg wurden die vorhandenen Bronzeglocken beschlagnahmt und eingeschmolzen. 1951 wurde das heutige Stahlgeläut beschafft und in einem Festgottesdienst am 30. Dezember 1951 feierlich eingeweiht.
Die Betglocke wurde zum Gedenken an Pfarrer Wentz (1904 – 1914) und seine Frau Johanna von deren Kindern Ludwig und Mine gestiftet.
1956 wurde die Kirche innen und 1978 komplett von außen saniert. Bei der Innensanierung wurden alte Fresken freigelegt, die aus dem Jahr um 1703 stammen und bis dahin verborgen gewesen waren.
Text: Evangelische Kirche Knielingen
Nächste Haltestelle
Knielingen Rheinbergstr. Wendeschleife
Linie: S5
Nächster Parkplatz
Rheinbergstraße
Entfernung: ca. 270 m Luftlinie
Anfahrt
Anfahrt mit Google Maps planen