Im Jahr 1818 gründeten Karlsruher Kunstfreunde und Künstler den Badischen Kunstverein, um sich regelmäßig und zumeist in geselligem Beisammensein mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen. Der Kunstverein entwickelte im 19. Jahrhundert ein kontinuierliches Ausstellungswesen und organisierte den örtlichen Kunstmarkt. So wurde er Mittler zwischen Künstlern und Publikum.
Bis 1918 stand der Badische Kunstverein in engem Kontakt zum großherzoglichen Haus. Das Engagement des Fürstenhauses für den Badischen Kunstverein schlug sich nicht zuletzt in einer kontinuierlichen finanziellen Unterstützung nieder.
Die geselligen Treffen der Mitglieder und die Vorstandssitzungen des Kunstvereins fanden in einem Vereinslokal statt. Dort wurde auch die vereinseigene Kunstsammlung verwahrt. In den ersten Jahrzehnten nach seiner Gründung musste der Badische Kunstverein mehrfach sein Lokal wechseln. Unter Großherzog Friedrich I. erhielt er in der Waldstraße endlich ein eigenes Gebäude, das er mit einigen baulichen Veränderungen noch heute nutzt.
Zur Errichtung des Kunstvereinsgebäudes wurde ein beschränkter Architektenwettbewerb ausgeschrieben, der im November 1898 entschieden wurde. Der erste Preis ging an das Büro Curjel & Moser, den zweiten Preis gewann der Architekt Friedrich Ratzel. Auf Wunsch des Großherzogs erhielt Ratzels Entwurf den Vorzug und kam mit nur geringen Abänderungen zur Ausführung. Es entstand ein dreigeschossiger Massivbau mit einer prächtigen neobarocken Sandsteinfassade, die mit Vergoldungen verziert wurde. Die Bildhauerarbeiten wurden nach Modellen von Heinrich Bauser gefertigt. Die Eingangstüren wurden von Klempnermeister Weiß in Kupfer getrieben. Die Übergabe des fertigen Hauses an den Badischen Kunstverein erfolgte am 3. Dezember 1900. Hinter seiner neobarocken Fassade befinden sich in der Beletage mehrere kleine Räume sowie ein großer Oberlichtsaal, deren Wände ursprünglich mit farbigen Stofftapeten bespannt waren. Sessel und mit Teppichen bedeckte Sitzbänke luden zum Verweilen ein. Diese Raumgestaltung betonte den geselligen Charakter des Kunstvereins, dessen Gebäude bis ins 20. Jahrhundert hinein wohnlich gestalteter Treffpunkt der kunstsinnigen Gesellschaft der Stadt war.
Friedrich Ratzel (1869-1907) war Professor für Architektur an der Karlsruher Universität und stand in einer besonderen Beziehung zum großherzoglichen Hof, der ihn in mancher Hinsicht förderte. Neben dem Kunstvereinsgebäude zählen zu seinen wichtigsten Bauwerken in Karlsruhe die Majolika-Manufaktur, die Behördengebäude an der Nördlichen Hildapromenade (Generallandesarchiv, Oberrechnungskammer, Verwaltungsgericht) sowie das ehemalige Victoria¬-Pensionat am Durlacher Tor. Zudem entstanden in der Region nach Ratzels Plänen die Bismarck-Säule in Ettlingen und das Hansahaus in Mannheim.
Text: Dr. Jutta Dresch, Badisches Landesmuseum
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