Rheinhafen

Werftstr 1

Der Karlsruher Rheinhafen ist einer der größten Binnen­hä­fen Europas. Seine histo­ri­schen Gebäude am Hafen­be­cken 1 stehen seit 2000 aus „wissenschaftlichen, insbesondere verkehrs- und technikgeschichtlichen sowie aus heimatgeschichtlichen Gründen“ als Sach­­ge­samt­heit unter Denkmal­­schutz. Hier ist der Wechsel der Baustile vom Historismus über den Funktionalismus bis in die heutige Zeit und damit das sukzessive Wachsen des Hafens deutlich ablesbar.

Der Rheinhafen

Der Karlsruher Rheinhafen wird anders als in anderen Städten weiterhin vorwiegend industriell genutzt. So ist der Charme vergangener Jahrzehnte durch die unterschiedlichen Materialien, die Spuren und Farben ihrer Verwitterung an Hallen, Silos, Treppen, Schütten, Kränen etc. physisch greifbar.

Nach dem Jahrhunderthochwasser 1983 wurde der Bau eines Hochwasser-sperrtors in Angriff genommen und bis 1987 fertig gestellt. In den Folgejahren ist vor allem der Bau der Ro-Ro-Container-Verladestation erwähnenswert. Dieser Ort am nordwestlichen Rand des Hafens ist mit seinen farbenfrohen Containern aus aller Welt immer wieder auch Motiv für Künstler und Fotografen.

 

Verwaltungs- und Dienstwohngebäude (1899 - 1901)

Architekt: August Stürzenacker
Dieses Büro- und Wohnhaus des Hafendirektors und seiner Angestellten fällt sowohl durch den dunkelroten Sandstein als auch durch das vielgliedrige Erscheinungsbild mit angefügten Treppenhäusern, Erkern, Giebeln etc. auf. Unterstützt durch den Stilmix aus romanischen, gotischen, Renaissance- und Jugendstil-Elementen entsteht der Eindruck eines über die Jahre ge-wachsenen Gebäudes. Dennoch wird der repräsentative Charakter im Typus von gründerzeitlichen Fabrikantenvillen betont.

 

Werfthalle I (1900 - 1901)

Architekt: August Stürzenacker
Die gesamte Gliederung des Gebäudes ist seiner Funktion entsprechend schlicht. Nur die östliche Fassade, zur Stadt gerichtet, ist durch das vom Rot des Sandsteinbaus deutlich hervorgehobene graue Granit-Portal und die kleinen Säulen in den Fenstern aufwendiger gestaltet. Die Gebäudeecken waren jedoch nicht nur wie heute durch Blendarkaden und Ornamentfries hervorgehoben, sondern ursprünglich befand sich auf jeder Ecke ein kleines Pyramidendach. Auf der Ostseite waren Zoll- und städtische Verwaltungs-räume und im Westen die Lager- und Umschlagräume untergebracht sowie die Geschäftszimmer der Eisenbahn und Privatgesellschaften. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hafenseitig die Betonpfeiler für die Kranschiene angefügt.

 

Getreidelagerhaus (1901 - 1903)

Architekt: Hermann Walder
Das Getreidelagerhaus besteht aus zwei Teilen: im Osten befindet sich der Schüttboden mit variablen Wänden zur Parzelleneinteilung und im Westen das Silo. Mittig liegt das neungeschossige Maschinenhaus mit Treppenhaus. Östlich vorgelagert findet sich das Verwaltungsgebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Siloteil nach oben hin erweitert, damit ist das Gebäude heute nicht mehr symmetrisch. Im Gegensatz zu den historistischen Ge-bäuden aus rotem Sandstein hebt sich das größte Gebäude des Hafens auch durch seine Backsteinbauweise ab. Die Grundfarbe des gelben Backsteins wird durch Zierfriese und Blendarkaden in rotem Backstein schmuckvoll kontrastiert. Der Architekt Hermann Walder orientiert sich hier deutlich am Jugendstil.



Werfthalle III (1911/12)

Ernst Henrich (städtischer Architekt)
Ursprünglich wurde dieser eher schlichte, dreigeschossige gelbgraue Sand-steinbau an der östlichen Seite jeweils nördlich und südlich von einem Man-sardengiebel überragt. Dadurch waren die stirnseitigen Verwaltungsräume gegenüber den Lagerabteilungen optisch hervorgehoben.


Kathreiner Malzkaffee-Fabrik (1912/1913)

Alfred Plöttner (Mannheimer Architekt)
Ende des 19. Jahrhunderts durch die Lehre von Pfarrer Sebastian Kneipp in-spiriert, entwickelte der kleine Münchner Lebensmittelbetrieb Franz Kathrei-ner das beliebte Volksgetränk. Die Gebäudekonzeption war in allen Kathrei-nerfabriken ähnlich: mehrere Flügelbauten mit mindestens vier Geschossen, da der Produktionsablauf die architektonische Gestalt mitbestimmte. Der gegenüberliegende Getreidespeicher war sehr zweckmäßig. Es bestand zwi-schen beiden Gebäuden bis in die 1960er Jahre eine Saug- und Druckför-deranlage, von der heute noch ein Rohr an dem Getreidespeicher zeugt. Auch in der Fassadengestaltung und Farbigkeit der Backsteinziegel orien-tierte sich Alfred Plöttner am Getreidelagerhaus. Die Fabrik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1992 stark umgebaut und von Nestlé aufgekauft. Bis 2001 wurde hier noch produziert, heute beherbergt das zum größten Teil abgebrochene Gebäude Verwaltungsbüros.

Text: Nina Rind, ArtRegioTours

Nächste Haltestelle
Karlsruhe Rheinhafen
Linie: S2, S5, Tram 5, 6

Nächster Parkplatz
Rheinhafen
Entfernung: ca. 170 m Luftlinie

Anfahrt
Anfahrt mit Google Maps planen

Weitere Denkmale in der Nähe: