Alte Dampfwaschanstalt Roll, Atelierhaus Neue Schule

Neue-Anlage-Str 10

Der Weg von der alten Dampfwaschanstalt Roll zum Atelierhaus Neue Schule.

Geschichte des Hauses

Ende des 19. Jh. entstanden in Bulach an der Alb verschiedene Dampfwaschanstalten, neben Fuhs und Icken auch die Wäscherei Roll links der Alb direkt am Wasser. Die behauenen Sandsteine für dessen Erbauung wurden mit Ochsenkarren von der aufgelösten Festung Rastatt herbeigeschafft. Eine Dampfmaschine trieb die großen Trommeln in den Waschbottichen im Erdgeschoss an. Damit wurde die mühevolle Handarbeit der Bulacher Wäscherinnen ersetzt. Im Ober- geschoss wurde gebügelt und im Speicher die Wäsche bei schlechtem Wetter zum Trocknen aufgehängt. Vor dem Haus befanden sich die Bleichwiesen, die heute mit Wohnhäusern bebaut sind. Mit der Planung und dem Bau der Südtangente ab 1970 und der damit verbundenen Verlegung der Alb war der Abriss des Gebäudes eine beschlossene Sache der Stadt. Nachdem die Wäscherei nach Hagsfeld ausgelagert wurde, zog für kurze Zeit das Städtische Gartenbauamt mit seinem Bauhof ein, danach stand das Gebäude leer. In dieses zum Abbruch freigegebene Gebäude zogen 1984 sechs Künstler ein. Es waren Norbert Hollerbach, Barbara Jäger, Achim Lennarz, Thilo Mechau, OMI Riesterer und Walter Schnebele.

 

Geschichte der Ateliergemeinschaft „Die Schule“ ­­­
Nutzung des Hauses Neue-Anlage-Straße 10 als „Atelierhaus Neue Schule“

Am 9.9.1978 wurde das Atelierhaus „Die Schule“ in der Mathystr. 42 a, der ehemaligen Handelslehranstalt 2, gegründet. Die elf Mitglieder Norbert Hollerbach, Barbara Jäger, Achim Lennarz, Hans Th. Lüpke, Thilo Mechau, Claus D. Moor, OMI Riesterer, Hans Peter Reuter, Walter Schnebele, Herbert Zeiler waren Architekturstudenten, Maler, Fotografen und Modellbauer. Das Gebäude war ein altes Schulgebäude, das der Ateliergemeinschaft den Namen „Die Schule“ gab. Die Eröffnungsrede hielt unser späterer „Ehrenschüler“, der Kunsthistoriker Prof. Dr. Franzsepp Würtenberger. Als Termin wurde sein Geburtstag, der 9.9.1909 gewählt. Das Atelierhaus „Die Schule“ ist das zweitälteste Atelierhaus Deutschlands in Eigenorganisation neben dem Atelierhaus Filterstraße 34 in Stuttgart, das im selben Jahr gegründet wurde.

Das Deutsche Rote Kreuz als damaliger Hausbesitzer kündigte den elf Künstlern nach sechs Jahren und baute das Gebäude zu Altenwohnungen um.

Zwei Mitglieder der Gruppe gründeten mit anderen Künstlern das Atelierhaus „Die Wilhelmshöhe“ in Ettlingen.

Sechs Mitglieder der Ateliergemeinschaft nahmen den Namen „Schule“ mit und bezogen vor 30 Jahren in der Neuen-Anlage-Str. 10 die alte Wäscherei Roll als „Atelierhaus Neue Schule“, das von der Stadt Karlsruhe zum Selbstrenovieren angeboten wurde. Fürsprecher waren damals die spätere Sozialministerin von Baden-Württemberg Barbara Schäfer, Oberbürgermeister Otto Dullenkopf, die Stadträte August Vogel, Dr. Klaus Heilgeist, Bruno Schlageter und der Leiter des Hochbauamtes Uwe Freidinger.

Nach einem Jahr mühsamer Renovierung wurde das Ateliergebäude als „Neue Schule“ am 9.9.1984 eröffnet. Die Rede hielt wiederum Prof. Dr. Franzsepp Würtenberger, der an diesem Tag seinen 75. Geburtstag feierte. Im Gebäude befinden sich Ateliers für Maler und Bildhauer, Fotostudios und Modellbauwerkstätten (Architekturmodelle). Nach unserem Konzept kann jeder seinen eigenen Bereich unabhängig nutzen. In den gemeinsamen Räumen finden Ausstellungen und andere Veranstaltungen statt.

Legendäre Sommerfeste mit Musikwanderung durch die Baustelle Südtangente, mit Lager- feuer und Feuerwerk auf den Bleichwiesen, damals noch ohne Bebauung, fanden jedes Jahr statt. Heute öffnen wir unsere Ateliers jährlich zum Besuch und zur Besichtigung, wobei das traditionelle Schmalzbrot, der Knoblauchquark und das Rohkostbuffet nicht fehlen dürfen. Ab und zu wird eine beliebte Tombola veranstaltet. In der Vorweihnachtszeit laden wir mit „KunstundKaffee“ ein zum Wochenende der Offenen Tür und zu Atelierausstellungen.

Wir sind und waren beteiligt bei Stadtreisen, Themenführungen, Veranstaltungen der Volkshochschule, der Mittelstandsvereinigung (MIT), von Studentenverbindungen, der

Deutsch-Französischen Gesellschaft, der Architektenkammer und des Deutschen Werkbunds, der Architekturfakultät der Universität Karlsruhe und der Fachhochschule.

Das städtebauliche Wahrzeichen des Atelierhauses ist und war der hohe Kamin der ehemaligen Wäscherei Roll.

Das Aufstellen der Karlsruher Pyramide in Originalgröße auf dem Place Stanislas in Nancy anlässlich der 40jährigen Jumelage 1990 war eine unserer gemeinsamen Kunstaktionen. 2005 wurde zur 50jährigen Jumelage Karlsruhe-Nancy unsere Karlsruher Pyramide als Modell in das Haus der Geschichte in Stuttgart aufgenommen.

Nach dem Tod des Fotografen Walter Schnebele wurde Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Roth neues Mitglied, der mit seiner „Molekularen Ästhetik“ das Kunstspektrum des Hauses bereichert und der auch die Festrede zum 20. Geburtstag der Ateliergemeinschaft hielt.

Hinzugekommen ist die Werkstätte der Schmuckgestalterin Birgit Schülein.

Auf Betreiben des Bürgervereins Bulach, der unsere Präsenz und Arbeit schätzt, wurde unser Gebäude 2013 unter Denkmalschutz gestellt, womit es in die Liste der Kulturdenk- mäler im Stadtgebiet Karlsruhe aufgenommen wurde.

Ohne die Nutzung des Gebäudes als Atelierhaus mit Werkstätten, Arbeits- und Ausstellungs- räumen wäre die ehemalige Wäscherei heute nicht mehr vorhanden.


Norbert Hollerbach, Barbara Jäger, Achim Lennarz, Thilo Mechau, OMI Riesterer, Hermann Roth.

 

Nächste Haltestelle
Karlsruhe Neue Anlage Str.
Linie: BUS 50, 51, N2

Nächster Parkplatz
ZKM Tiefgarage
Entfernung: ca. 890 m Luftlinie

Anfahrt
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