Karlsruher Stadtchronik

 

Ereignisse der Dekade 1840 - 1849

 
1840
Moritz von Schwindt wird nach Karlsruhe berufen, wo er bis 1844 tätig ist. U. a. malt er das Treppenhaus und einige Säle der Großherzoglichen Kunsthalle aus.
1. Januar 1840
Gründung des Männergesangverein Liedertafel".
1841
Der Männergesangverein "Liederkranz" wird gegründet. In ihm geht später der am 29. September 1835 gegründete "Bürgerverein", wie die "Eintracht" ein Verein zur Pflege der Geselligkeit, auf.
Februar 1841
Der erste Fastnachtsumzug zieht durch die Stadt. 1843 existiert der "Narrenverein Pfannenstilhausen". 1845 findet die Fastnachtsveranstaltung im Saal statt. Zur Karlsruher Fastnacht gehört die Zopfmiliz, eine uniformierte Gruppe jüngerer Bürger.
September 1841
Der 1843 eröffnete erste Karlsruher Bahnhof. Der Uhrturm über der Eingangshalle ist noch nicht ausgeführt. Die Kopfbauten des Bahnhofs blieben beim Bau der Markthalle 1934 erhalten und wurden erst 1970 mit dieser abgerissen. StadtAK 8/PBS oXIVa 282Beginn der Bauarbeiten für den ersten Bahnhof nach den Plänen von Friedrich Eisenlohr an der Kriegsstraße östlich des Ettlinger Tores.
 
1842
Gründung der Wagenfabrik Schmieder & Mayer. Sie liefert hauptsächlich Eisenbahnwagen.
1842
Entstehung des Männergesangvereins "Liederhalle".
1842
Der Buchhändler Adolf Bielefeld wird erster jüdischer Vertreter im Großen Ausschuss der Stadt.
1843
Eine ausführliche, Beschränkungen und Auflagen beinhaltende Benutzerordnung für die Großherzogliche Hofbibliothek wird erlassen.
10. April 1843
Eröffnung des Personenverkehrs auf der Eisenbahnstrecke Karlsruhe-Heidelberg. Der Güterverkehr wird am 1. Mai aufgenommen. Probefahrten hatten seit dem 1. April stattgefunden. Ab 15. April wird der Postkutschenbetrieb Frankfurt-Karlsruhe eingestellt.
1844
Pferdedroschken vermitteln den Verkehr zwischen dem Bahnhof und verschiedenen Halteplätzen in der Stadt.
1. Mai 1844
Beginn des Eisenbahnbetriebs auf der Strecke nach Rastatt.
1. September 1844
Erstes badisches Sängerfest in der Stadt.
22. November 1844
Feierliche Enthüllung des von Ludwig v. Schwanthaler entworfenen Denkmals für Großherzog Karl Friedrich auf dem Schlossplatz. Am 30. November wird die Schlossstraße in Karl-Friedrich-Straße umbenannt.
1845
Fertigstellung des Baus eines Militärhospitals (heute Kriegsstraße 103).
1845
Inbetriebnahme der Großherzoglichen Eisenbahnwerkstätten beim Bahnhof.
25. November 1845
Die Stadt schließt mit der Londoner Firma Bartow & Manby einen Vertrag, der diese für 25 Jahre berechtigt, Karlsruhe mit öffentlicher und privater Gasbeleuchtung zu versorgen. Das erste Gaswerk entsteht an der Kaiserallee gegenüber dem heutigen Rathaus West. Am 30. November 1846 findet erstmals probehalber in einigen Straßen die Beleuchtung mit Gaslaternen statt.
2. Februar 1846
Gründung der Karlsruher Turngemeinde.
5. Mai 1846
Die von Heinrich Hübsch geplante Kunsthalle.  <br />StadtAK 8/PBS oXIVa 492aEröffnung der Großherzoglichen Kunsthalle.
 
3. Juli 1846
Das Militär räumt den von ihm genutzten Teil im Städtischen Hospital Ecke Adler-/Spitalstraße.
27. Juli 1846
Neubau des katholischen Schulhauses (Pestalozzi-Schule) neben der Stephanskirche fertig gestellt.
16. November 1846
Eduard Printz gründet an der Ettlingerstraße eine Hofkunstfärberei, der eine chemische Waschanstalt angeschlossen wird.
20. Januar 1847
Die völlige Missernte von 1846 führt zur Ausgabe von Brotkarten an Bedürftige, ab Mai bis Ende Juli an alle Bürger.
28. Februar 1847
Das nach Plänen Friedrich Weinbrenners 1808 gebaute Hoftheater nach dem Brand von 1847. <br />StadtAK 8/PBS XIVa 602Im Hoftheater bricht vor Beginn der Vorstellung ein Brand aus. 62 Besucher sterben in den Flammen, das Gebäude wird völlig zerstört. Ab 3. November wird im alten Komödienhaus am Linkenheimer Tor wieder Theater gespielt.
 
März 1847
In der ersten Märzwoche wird in Karlsruhe nach dem Durlacher Vorbild eine Freiwillige Feuerwehr gebildet, die am 17. November die erste größere Übung veranstaltet.
1. April 1847
Die "Karlsruher Zeitung" wird von der Braunschen Hofbuchdruckerei übernommen. Camille Macklot gründet eine neue Zeitung, die nach Namensänderungen ab 1. Juni 1850 als "Badische Landezeitung" erscheint.
9. April 1847
Die Neuwahlen zum Großen Ausschuss der Stadt verdeutlichen auch in der Residenz die vormärzlichen Unruhen. Einige jüngere Männer mit fortschrittlicheren Ideen ziehen in den Ausschuss ein. Oberbürgermeister Christian Karl Füeßlin tritt daraufhin zurück. Altoberbürgermeister August Klose stellt sich nocheinmal für das Amt zur Verfügung und wird gewählt.
2. September 1847
Vier Gemeinderäte legen ihre Mandate nieder, da nach ihrer Ansicht das gegenseitige Vertrauen in dem Gremium erschüttert sei. In der Presse werden die Vorgänge ausführlich erörtert, es herrscht ein reges politisches Leben.
8. September 1847
Oberbürgermeister August Klose legt sein Amt nieder.
8. Oktober 1847
Stadtrechner Louis Daler wird neuer Oberbürgermeister. In der Wahl unterliegt ihm August Lamey, der spätere badische Innenminister.
20. Oktober 1847
Inbetriebnahme der ersten Telegraphenverbindung der Eisenbahn zunächst zwischen Karlsruhe und Durlach. Am 15. Oktober 1851 wird der Telegraph für den öffentlichen Verkehr freigegeben.
1848
Bis 1850 werden aus der Schüler- und Lehrerschaft des Polytechnikums Reformforderungen erhoben, die auf eine Umwandlung in eine universitätsähnliche Bildungseinrichtung zielen.
28. Februar 1848
Eine vom Gemeinderat einberufene Versammlung im Rathaus macht sich die Forderung nach Pressefreiheit, Volksbewaffnung und Schwurgerichten zu eigen. Der Gemeinderat übernimmt die Organisation einer Karlsruher Bürgerwehr, die am 29. ihren ersten Wachdienst versieht. In einem Biergarten der Stadt wird der Republikaner Karl Blind verhaftet. Auch zwei Karlsruher Bürger werden festgesetzt, erhalten jedoch nach kurzer Zeit ihre Freiheit wieder. Blind war Initiator eines ersten Karlsruher Arbeitervereins, der kurz darauf verboten wird.
März 1848
In der Karlsruher Presse werden Vereinsgründungen angekündigt. Der "Vaterländische Verein" will sich für die Erhaltung und gesetzliche Fortentwicklung der verfassungsmäßigen Rechte und Freiheiten einsetzen. Dem "Badischen Volksverein" ist dieses Programm zu liberal und dem "Demokratischen Verein" ist es zu wenig fortschrittlich.
1. März 1848
Nach einer Sitzung des Landtags, in der die Aufhebung der Zensur verkündet wird, zieht eine große Menschenmenge vom Ständehaus zum Schlossplatz. Sie will ihre weitergehenden Forderungen nach Volksbewaffnung und Schwurgerichten dem Großherzog vortragen. Feuerwehr und bewaffnete Bürger drängen die Demonstration ab.
2. März 1848
Der Großherzog ruft die Badener auf, mit ihm gemeinsam "Ordnung, Eigentum und verfassungsmäßige Freiheit" aufrechtzuerhalten. In der Nacht zum 3. März bricht im Ministerium des Auswärtigen in der Erbprinzenstraße Feuer aus, das vermutlich durch Brandstiftung verursacht ist.
April 1848
Der Karlsruher Gemeinderat schickt eine Dankadresse, versehen mit zahlreichen Unterschriften von Bürgern, an den Landtag. Er dankt diesem für die Unterstützung der Regierung bei der Bekämpfung der Revolutionäre.
8. April 1848
Josef Fickler, einer der badischen Revolutionsführer, wird im Hauptbahnhof verhaftet.
20. Mai 1848
Als Heerscharenführer der Karlsruher Bürgerwehr wird Oberst Konrad Gerber gewählt. Er war vorher Kommandeur des Grenadierregiments.
26. Mai 1848
Louis Daler tritt vom Amt des Oberbürgermeisters zurück. Er fühlt sich den Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der gemäßigten, monarchisch-konstitutionellen und der radikalen, demokratischen Richtung, die auch im Gemeinderat ausgetragen werden, nicht mehr gewachsen.
4. Juli 1848
Jakob Malsch (1809 - 1896). <br />StadtAK 8/PBS III 990Als neuer Oberbürgermeister wird der Druckereibesitzer Jakob Malsch gewählt. In einer zuvor stattgefundenen Wahl hatte August Lamey die meisten Stimmen erhalten, das Amt jedoch abgelehnt. Malsch bleibt bis 1870 Oberbürgermeister.
 
8. Oktober 1848
Fahnenverleihung an die Korps der Karlsruher Bürgerwehr.
19. November 1848
Totenfeier für den am 9. November in Wien nach Niederschlagung des Aufstandes ermordeten Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum. An dem Trauerzug, der auch eine Demonstration für die Einführung einer Verfassung ist, beteiligten sich etwa 850 Personen.
März 1849
Veit Ettlinger kann als erster jüdischer Stadtrat sein Amt antreten.
Mai 1849
Die Karlsruher Bürgerwehr widersetzt sich dem Beschluss zu ihrer Auflösung, den der revolutionäre Landesausschuss gefasst hatte.
7. Mai 1849
Eine Versammlung der Bürgerwehr im Rathaus fordert zum Einstehen für die von der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedete Reichsverfassung auf.
13. Mai 1849
Linientruppen und Bürgerwehr leisten den Eid auf die Reichsverfassung. Am Abend bricht in der Infanteriekaserne ein Aufstand der Soldaten aus. Sie ziehen durch die Lange Straße (heute Kaiserstraße), befreien Gefangene aus dem Rathausturm und marschieren dann Richtung Zeughaus am Durlacher Tor. Auf dem Weg dorthin treiben sie eine Abteilung Dragoner auseinander und stürmen die Dragonerkaserne. Gegen 22.00 Uhr erreichen sie das Zeughaus, das von der Bürgerwehr, von der Artillerie und Pionieren gegen den Angriff erfolgreich verteidigt wird. In der gleichen Nacht verlässt Großherzog Leopold Karlsruhe nach Germersheim und dann Lauterbourg.
14. Mai 1849
Einzug des revolutionären Landesausschusses in Karlsruhe. Der Gemeinderat hatte, nachdem auch die Minister die Stadt verlassen hatten, dem Landesausschuss zuvor erklärt, man werde sich ihm nicht entgegenstellen. Lorenz Brentano hält vom Rathausbalkon eine Rede.
1. Juni 1849
Der Landesausschuss bildet eine provisorische Regierung. Ihr gehören Lorenz Brentano, Amand Gögg, Josef Fickler, Joseph Peter und Franz Sigel an.
10. Juni 1849
Die gewählte Verfassunggebende Versammlung tritt im Ständehaus zusammen. Anstelle der provisorischen Regierung wählt sie Brentano, Gögg und Werner als Leiter der ersten republikanischen Regierung eines deutschen Landes.
26. Juni 1849
Einzug der pfälzischen Freischaaren in Karlsruhe am 19. Juni 1849.<br />StadtAK 8/PBS V 273Nach der Niederlage der Revolutionäre in der Schlacht bei Durlach am 25. Juni ziehen preußische Truppen unter Führung des Prinzen Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I., in die Stadt ein. Sie übernehmen polizeiliche Aufgaben und unterbinden alle demokratischen Bestrebungen.
 
18. August 1849
Großherzog Leopold kehrt freudig begrüßt in die Stadt zurück.
29. August 1849
Eröffnung des ersten Waisenhauses in der Stadt nahe dem Karlstor an der Südseite der Kriegsstraße. Seit 1832 war dafür gesammelt worden.
15. Oktober 1849
Freiherr Ernst von Hügel bildet ein Komitee zur Gründung eines Diakonissenhauses, das am 30. November 1851 eingeweiht wird. Das gekaufte Gebäude vor dem Mühlburger Tor erwies sich bald als zu klein. Am 1. November 1857 wird in der Sophienstraße ein Neubau eingeweiht.
5./6.Juni 1849
Radikale unter Führung von Gustav Struve versuchen die Regierung zu übernehmen. Diese ruft die Bürgerwehr zu Hilfe.
 
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