Ursprüngliches Siedlungshaus (heutiger Zustand), Bild: © 2014, Peter Forcher

Hardecksiedlung

Grünwinkel

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Entwicklung einer Stadtrandsiedlung am Beispiel der Hardeck-Siedlung ("Holzsiedlung")

Entstehung

Die Hardeck-Siedlung verdankt ihre Entstehung der großen Wirtschaftkrise und der großen Zahl von Arbeitslosen. Im Jahre 1931 entschloss sich die Stadt Karlsruhe, am Rande der Stadt u. a. als Fürsorge für Kinderreiche und als Maßnahme zur Beseitigung der Wohnungsnot ein Siedlungskonzept im Rahmen der "Brüningschen Notverordnung" zu verwirklichen. Der erste Bauabschnitt wurde auf einem Gelände der ehemals selbständigen Gemeinde Bulach - bei der Fabrik von Junker & Ruh - realisiert. Es wurde eine so genannte Nebenerwerbssiedlung mit finanzieller Unterstützung des Reiches geplant. Für die Gewährung von Geldern aus diesem Reichsdarlehen war vom Reichskommissar eine Richtlinie herausgegeben worden. Die wichtigsten Bedingungen konnten die Interessierten der Broschüre "Vorstädtische Kleinsiedlung /Nebenerwerbssiedlung" entnehmen. Die Grundstücke stellte die Stadt zur Verfügung, und diese konnten später von den Siedlern erworben werden (z. T. zunächst über Erbpacht).

Holzbau

Die Hardeck-Siedlung mit ihren 100 Siedlungshäusern aus Holz erhielt im Volksmund den Namen "Holzsiedlung". Vor dem Bau der Holzhäuser waren große Hürden zu überwinden, und zwar aufgrund der Vorschriften der Badischen Bauordnung aus dem Jahre 1907. Auf massiven Druck der deutschen Holzindustrie, die um diese Zeit u. a. auch in Karlsruhe eine Ausstellung mit Holzfertighäusern organisierte, erfolgte nach und nach eine Änderung der Bauordnung.

 Bebauungsplan

Die Siedlung wurde auf einem dreiecksförmigen Areal errichtet, das von der Bahnlinie Karlsruhe-Maxau-Wörth mit der parallel geführten Akazienstraße, der Pulverhaus- und der Siedlerstraße begrenzt wird. Die Erschließung der Siedlungshäuser erfolgt über parallel geführte Wohnstraßen, die in nordöstlicher Richtung angeordnet sind, von der Pulverhausstraße ausgehen und bis zur Akazienstraße führen. Der etwas breiter ausgebildete Ahornweg ist als zusätzliche Wohnstraße etwa in der Mitte der Siedlung angelegt. Die dadurch entstehende Asymmetrie ist die einzige Abweichung von der sonstigen Uniformität der Siedlungsstruktur. Die kleinen Siedlungshäuser (eingeschossig, z. T. mit teilausgebautem Dachgeschoss) sind abwechselnd an der Straße oder im hinteren Teil des Grundstücks (mit einer Größe von etwa 900 m²) angeordnet, wobei der Ahornweg dieses Prinzip unterbricht. Alle Häuser sind gleich ausgerichtet und zeigen mit der Traufseite zur Straße.

Haustypen und Grundrisse

Vier verschiedene Haustypen wurden in Karlsruhe gebaut. Bauausführung dieser Einfamilienhäuser: Holzfachwerk, Stulpschalung, Lehmwickel, Innenschalung und Ziegeldach. Die Siedler errichteten die vorgefertigten Häuser unter der Anleitung einiger Fachhandwerker selbst. 1934 konnten die ersten 40 Häuser bezogen werden.

Veränderungen

Die Kleinsiedlungshäuser sind heute nahezu verschwunden. Die großen Grundstücke von ca. 900 m² ermöglichten eine dichtere Bebauung. In einem neuen Bebauungsplan von 1995 wurde die Teilung der Grundstücke ermöglicht. Die Zufahrt zu Neubauten hinter bestehenden Häusern wurde erlaubt. Der Charakter der Einzelhäuser wurde jedoch erhalten, da keine Reihenhäuser zugelassen wurden. So entwickelte sich die Siedlung von der vorstädtischen Kleinsiedlung zur Einfamilienhaus-Wohnsiedlung und zu einem bevorzugten Wohngebiet im Grünen. Hierzu kommt eine gute Anbindung über Straßenbahn und Bus zur Innenstadt.

Text: Peter Forcher

 

Ursprüngliches Siedlungshaus (heutiger Zustand) Bild: Peter Forcher

 

Hardeck-Siedlung, Holzhaus Typ C

 

Hardeck-Siedlung, Planung 1931