Neßlerstr. 23, 25, 29

Ansicht des Kavaliersbaus, nach 1907, Bild: © 2014, Stadt Karlsruhe

Augustenberg

Neßlerstr. 23, 25, 29, Durlach

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

"Augustenberg" (Sachgesamtheit):

Markgraf Friedrich Magnus legte hier ein Rebgut und einen Wirtschaftsgarten an. Später von Markgraf Wilhelm von Baden zum Mustergut ausgebaut. 1890-92 Erwerb durch den badischen Staat, nunmehr neuer Sitz der großherzoglichen Obstbauschule. Heute staatliche Landwirtschaftsschule, Lehr- und Versuchsgut, Forschungsanstalt.

  • Institut-Altbau (Neßlerstr. 23), zweigeschossiger und zweiflügeliger Massivbau aus Buntsandstein in Formen der Neorenaissance, erbaut 1907
  • Verwaltungs- und Schulgebäude (Neßlerstr. 25), erbaut 1893/94 durch die großherzogliche Bauinspektion, Nordflügel damals mit Unterrichtsräumen, Geschäftszimmer, Schlafsälen und Anstaltsküche, Südflügel Dienstwohnungen für Beamte.
  • Hofanlage mit Wirtschaftsgebäuden (südlich Neßlerstr. 25), Remisengebäude, hakenhofartige Wirtschaftsgebäude mit Kniestock, Rindviehstall), 1830-37
  • Brunnen auf dem Wirtschaftshof (südlich Neßlerstr. 25), bezeichnet „Wilhelm Marg. Baden 1828 / Erneuert 1851“
  • Kavaliersbau (Neßlerstr. 29). dreigeschossiger Massivbau mit Walmdach in Hanglage. Bereits 1564 erfolgte der Bau eines Lustschlosses auf dem Büchelberg, auf der an der an den Schlossgarten anstoßenden Höhe. Spätere Veränderungen, bezeichnet 1823 (Wappen über dem Türsturz)
  • Pumpenhäuschen, eingeschossiger unverputzer Ziegelbau mit Waldmdach, am nördlichen Rand des Grundstücks (südlich Augustenburgstr. 2), 2. Hälfte 19. Jh.

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

"Augustenberger Obstbäume erzählen", Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augsustenberg (LTZ)

Als Augustenberg wird heute die ganze Buntsandsteinterrasse zwischen der Staig und der B10 bezeichnet. Der Name geht auf die Markgräfin Augusta Maria (1649–1728) zurück. Markgraf Friedrich Magnus (1647-1709) schenkte im Jahre 1678 seiner Gemahlin das Grötzinger Anwesen zur Hochzeit. Zu dem Schloss, das insbesondere durch die Markgräfin Augusta Maria erweitert wurde, gehörten 26 Morgen Weinberge, ein Meierhof und ein Stück Rain, das das Dorf der Markgräfin zur Hochzeit geschenkt hatte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1709 wohnte Augusta Maria bis zu ihrem Tode 1728 in ihrem Schloss.

Das nach dem Tode von Augusta Maria als fürstliches Kammergut der Verwaltung Gottesaue zugeteilte Anwesen bestand aus dem Schloss samt den zugehörigen Gebäuden, dem Hof- und Küchengarten, den Weinbergen mit Kelter und der Kutschen- oder Kastanienallee. Weingärten, Äcker und Wiesen umfassten damals eine Fläche von 28 Morgen (ca. 10 ha).

Unter Markgraf Karl Friedrich (1738-1811) wurden die Weinberge neu angelegt, und sowohl auf dem Augustenberg als auch auf den benachbarten Weinbergen wurden das starke Gestrüpp und Gesträuch, in dem sich schädliche Tiere aufgehalten haben sollen, beseitigt. Der Hang gegen Grötzingen wurde im Jahre 1766 mit Edelkastanien bepflanzt. Dadurch entstand der mundartliche Name „Keschdebuggel“ und die Bezeichnung Buckel für den ganzen Augustenberg.

In den Napoleonischen Kriegen wurde 1809 das Schlossgut an den Hoffaktor Elkan Reutlinger veräußert. Als seine Witwe im Jahre 1827 das Gut zum Verkauf ausschreiben ließ, war es äußerst vernachlässigt. War es Familienehre oder die Notwendigkeit eines Musterbetriebes? Kraft Rückerwerb in markgräflichen Besitz rettete es Wilhelm Ludwig August von Baden (1792-1859) vor dem Untergang. Die Entwicklung aus dem Dornröschenschlaf der Romantik hin zur modernen Agrarwissenschaft hatte begonnen.

Unter Markgraf Wilhelm entstand ein Musterwirtschaftshof. War beim Ankauf lediglich ein Keltergebäude vorhanden, so folgten 1830 Scheune mit Rindviehstall und Keller, 1832 ein einstöckiges Stallgebäude, das ein Jahr später aufgestockt und durch ein größeres Gebäude erweitert wurde. Die neu erstellten Wirtschaftsgebäude mit Wohnung, Stall und Wagenschuppen umgaben einen geräumigen, geschlossenen Hof mit einem aus rotem Sandstein gemauerten Brunnen. Ein Pumpwerk versorgte aus 30 m Tiefe den Hof mit Wasser. Die alte Rainmauer wurde ausgebessert und mit Inschriften versehen. In dem Keltergebäude wurde eine Wohnung für den Aufseher eingebaut. Außer Zugochsen wurden in jener Zeit auf dem Augustenberg ausnahmslos Milchkühe gehalten, wohl im Blick auf die nahegelegenen Städte Durlach und Karlsruhe, wo Milchprodukte vorteilhaft abzusetzen waren. Vom Jahr 1830 an setzte am Augustenberg eine siebenschlägige Fruchtwechselwirtschaft mit zweimaliger Düngung ein, gegenüber der weit verbreiteten Dreifelderwirtschaft ein enormer Fortschritt, zumal die Brache überwunden werden konnte.

Das besondere Augenmerk des Markgrafen galt dem Obstbau, wofür die Voraussetzungen auf dem Augustenberg hinsichtlich Boden und Klima sehr günstig waren. Die in den Weinbergen angelegten Hudler wurden durch Muskateller, Gutedel, Schwarzriesling, weiße Burgunder und Portugieser ersetzt. Um das Jahr 1835 bestand das Gut aus 50 Morgen Acker, Wiesen, Wald und Gartenland. An Bäumen waren vorhanden: 2.253 Obstbäume, 257 Kastanien, 82 Maulbeerbäume. Die Viehhaltung umfasste 6 Kühe, 5 Kälber, 4 Farren (Stiere) und 2 Paar Ochsen.

Im Jahr 1857 war das Gut durch Zukauf und Tausch bereits auf 73 Morgen angewachsen und kam 1866 nach dem Tode des Markgrafen Wilhelm in den Besitz seiner Tochter Elisabeth. Diese ließ es zuletzt durch Landwirt Christian Zoller von Durlach und Ökonom Kühn bewirtschaften. Kühn siedelte nach dem Gut Werrabronn über, als der auf 120 Morgen erweiterte markgräfliche Besitz im Jahre 1892 an den Staat überging.

1893/94 wurde auf der Hochfläche des Augustenbergs ein dreiflügeliges repräsentatives Schulgebäude errichtet. Bereits 1894 zog die 1864 in Karlsruhe gegründete Großherzogliche Obstbauschule mit Landwirtschaftlicher Winterschule auf den Augustenberg. 1954 kam eine damals moderne Haushaltungsschule für Mädchen hinzu, welche die notwendigen Kenntnisse für die spätere Hausfrau und Bäuerin vermittelte (z.B. „Bauerntöchterkurse“, u.a. stand die Anlage eines Bauerngartens auf dem Lehrplan). Die Schule führte bis 1970 den Namen Landwirtschaftsschule und wurde dann in „Staatliche Fachschule für Landwirtschaft“ mit Abteilung Landbau und Hauswirtschaft umbenannt.

Im Jahre 1901 wurde auch die 1859 in Karlsruhe gegründete Staatliche Landwirtschaftliche Versuchsanstalt zum Gut Augustenberg verlegt. Die Versuchsanstalt war zunächst behelfs-mäßig in den völlig unzureichenden Räumen des „Lustschlösschens“ untergebracht. Dieses hatte Markgraf Wilhelm während seiner Gutsherrschaft auf dem Fundament eines älteren „Lusthauses“ errichtet. Das Vorgängergebäude, 1576 erbaut, war 1749 wegen Baufälligkeit abgebrochen worden. Das nun einfache, aber geschmackvolle Lustschlösschen des Markgrafen Wilhelm erhob sich auf der östlichen Seite des Gartens bei der herrlichen Kastanienhalde. Im Jahre 1907 zog die Staatliche Land-wirtschaftliche Versuchsanstalt nach dreijähriger Bauzeit in das westlich von der Landwirtschaftsschule erstellte dreistöckige rote Sandsteingebäude um. Das „Schlösschen“ wurde danach umgebaut und mit einem Walmdach versehen. Seitdem dient es Bediensteten des Obstbaubetriebes als Wohnung.

 

Der Augustenberg heute

Heute befindet sich auf dem Augustenberg das im Jahr 2007 durch eine Fusion gegründete Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg, dessen Außenstellen sich in Rheinstetten-Forchheim, Stuttgart, Müllheim und Donaueschingen befinden und das über ca. 260 Arbeitsplätze verfügt. Auf dem Obstbau-, Lehr- und Versuchsbetrieb des Augustenbergs stehen auf 16 ha Fläche ca. 20.000 Obstbäume mit über 20 Obstarten und etwa 500 verschiedenen Sorten.

Text: Brigitte Fasler, Dr. Bernd Gölz, Martina Mulder, LTZ Augustenberg

Denkmal nach § 2 (Kulturdenkmal) Denkmalschutzgesetz

Baujahr: 1830

 

Ansicht des Kavaliersbaus, nach 1907

 

Ansicht des Hofes mit Brunnensäule

 

Kartierung Bild: 2010