Silcherstraße 17 (hinter)

Bild: © 2018, PBe

Römischer Ziegelbrennofen

Silcherstraße 17 (hinter), Grünwinkel

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Zu einem der selten erhaltenen und heute zugänglichen Denkmäler römischer Vergangenheit im Stadtkreis Karlsruhe zählt der Ziegelbrennofen von Grünwinkel. Der Ziegelbrennofen gehörte zu einer Gruppe von drei Ziegelöfen, die man1925 zusammen mit Resten möglicherweise dazugehöriger „Hütten“ entdeckt hatte.

Die Öfen  waren Teil der einstigen römischen Siedlung, die 1922 auf einer von einer Albschleife gebildeten Halbinsel des Hochgestades gefunden und bis 1927 unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen teilweise untersucht wurde.

Auch wenn das Aussehen und die Größe der einstigen römischen Siedlung von Grünwinkel unbekannt sind, so veranschaulicht eine Kartierung der bisherigen Fundstellen, verbunden mit  einem Vergleich weiterer römischer Siedlungen, dass die Ziegelöfen außerhalb des Ortes lagen. Die Gründe sind mannigfaltig. So ging von ihnen ebenso wie von Töpferöfen eine Brandgefahr aus, vor allem aber wurde für das Ziegeln sehr viel Platz benötigt, da die Produkte vor dem Brand getrocknet und ausgelegt werden mussten.

Der Bedarf an Ziegeln in den Siedlungen war immens, wurden sie doch für die Dachdeckung und den Bau der Fußboden- und Wandheizungen (Hypokaustenanlagen) benötigt.  

Gemeinsam  ist den drei Ziegelöfen die Fertigungsweise: flache Bruchsteine, gebrannte und ungebrannte Ziegel, die mit Mörtel gefestigt wurden. Ofen I besaß einen gut erhaltenen Feuerraum mit Schürhals. Vom Feuerkanal gingen nach beiden Seiten je sechs gleich lange Züge ab. Schürhals und Feuerkanal waren von einem Tonnengewölbe bedeckt, von dem nur noch die Ansätze zu erkennen waren. Der eigentliche Ofen war über 6,20 m lang und somit der größte der drei. Ofen II (Länge 4,40 m) war nicht so gut erhalten wie Ofen I.

Am besten erhalten ist der kleinste der drei, Ofen III (Länge 2,90 m), den man aufgrund seines guten Erhaltungszustandes konserviert hat. Der Ziegelofen besitzt einen fast quadratischen Grundriss und ist mit einem ungewöhnlich breiten Feuerungskanal gebaut. An die Stelle des Tonnengewölbes ist ein falsches, oben spitz zulaufendes Gewölbe aus überkragenden Steinen getreten. Die Lochtenne überspannte den Feuerraum und bildete gleichzeitig den Boden des eigentlichen Brennraumes. In diesem Ofen fanden sich noch senkrecht aufgeschichtete Ziegel – die Reste der letzten Beschickung.

Das Produktionsprogramm der drei Ziegelöfen ist nicht mehr zu rekonstruieren, doch ist es naheliegend, dass neben Dachziegeln auch Ziegel für die Hypokaustenanlagen gefertigt wurden.

Zur Fertigung
Töpfer- und Ziegelöfen waren meist nach einem einheitlichen, in der Regel sehr ähnlichen Schema aufgebaut. Meist wurden zwei bis drei Öfen von einer muldenförmigen Grube aus beheizt. Diese Bedienungsgruben dienten dazu, die Öfen aufzuheizen und das Feuer über einen Schürkanal (Fuchs) aufrechtzuerhalten. Der runde oder ovale Schürkanal verband den Bedienungs- oder Feuerungsraum, der häufig durch eine oder gerade bei Ziegelbrennöfen durch mehrere Zungenmauern geteilt und durch einen Brennrost abgedeckt wurde. Die getrockneten Gefäße oder Ziegel setzte der Töpfer auf den Brennrost im Brennraum und entzündete das Feuer in dem Feuerungsraum. Die Gefäße wurden anschließend bei über 800 Grad C mehrere Stunden gebrannt. Der Abschluss der Öfen nach oben ist unklar (nach: Filtzinger/Planck/Cämmerer, S 155).

Literatur:
M. Kotterba, Römerzeit. In. Karlsruhe und der Oberrheingraben. Führer arch. Denkmälern in Deutschland 16 (Stuttgart 1988) 157 ff. - Ph. Filtzinger, D. Planck, B. Cämmerer, Die Römer in Baden-Württemberg3 (Stuttgart und Aalen 1986) 355ff

Text: Dr. Peter Knötzele

Denkmal nach § 2 (Kulturdenkmal) Denkmalschutzgesetz

 

Bild: PBe, 2018

 

Bild: PBe, 2018

 

Aufgedeckter Ziegelofen, 1925