Kaiserplatz

Bild: © 2012, PBe

Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Kaiserplatz, Innenstadt-West

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Bildhauer Adolf Heer, 1897, bronzenes Reitstandbild Kaiser Wilhelm I, als Feldherrn in der Uniform der preußischen Generalität

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Denkmal für die Revolution 1848/49

Baden spielte in der Revolution 1848/49 eine ganz besondere Rolle: Auftakt und Ende der Revolution fanden in Baden statt. Außerdem war Baden das einzige der deutschen Länder, in dem sich die regulären Truppen letztlich auf die Seite der Revolution stellten. Und es war das einzige Land, in dem eine Republik gefordert wurde.

Welche Rolle spielte die Stadt Karlsruhe in der Revolution von 1848/49?
Karlsruhe beherbergte im Mai/Juni 1849 für einige Wochen die revolutionäre Regierung. Die Bewohner der Stadt waren jedoch nicht der Motor der Demokratiebewegung, denn die Stadt war großherzogliches Verwaltungszentrum und lebte vom Hof. Wirtschaftliche Gründe sprachen in Karlsruhe also gegen eine Republik. Da Karlsruhe jedoch Regierungs- und Parlamentssitz des Großherzogtums war, wurde es trotzdem zum Ort des revolutionären Geschehens.

Revolutionsdenkmäler:
Nach der Niederschlagung der Revolution durch preußische Truppen (in Kooperation mit bayerischen, württembergischen und hessischen Truppen) unter dem Kommando des Prinzen von Preußen, des späteren Kaiser Wilhelm I, sprachen die Standgerichte der Armee 51 Todesurteile aus, von denen 27 vollstreckt wurden. Der Großteil dieser standrechtlichen Erschießungen fand in Rastatt statt (19), wohin sich die revolutionären Truppen als letzten Zufluchtsort zurückgezogen hatten und wo mit der Kapitulation der Rastatter Festung die Revolution endgültig ihr Ende fand. Von daher verwundert es nicht, dass in Rastatt bereits am 25. Jahrestag dieser Erschießungen (1874) ein Denkmal errichtet werden sollte, was jedoch der preußische Gouverneur der Festung Rastatt verbot. Zum 50. Jahrestag hingegen konnte auf Initiative von Bebel ein Denkmal auf dem Alten Friedhof in Rastatt errichtet werden (heute Patientengarten).

In Karlsruhe hingegen entstand das erste, noch provisorische Denkmal erst 100 Jahre später, nämlich zum 150jährigen Jubiläum der Revolution von 1848, also im Jahre 1998. Schüler des Durlacher Markgrafengymnasiums errichteten für 4 Wochen Holzbarrikaden mit den Namen der Hingerichteten vor dem Kaiserdenkmal am Kaiserplatz und behängten zudem das Kaiserdenkmal mit 27 Totenköpfen. Der Kaiserplatz war als Standort für die Barrikaden ausgewählt worden, weil Kaiser Wilhelm I im Jahr 1849, also 22 Jahre vor der Kaiserproklamation (damals war er der preußische Thronfolger, da sein Bruder, der preußische König Wilhelm IV, keine Kinder hatte), die preußischen Truppen anführte, die die Revolution niederschlugen.

Diesem temporären Denkmal folgte 2002 schließlich das erste offizielle Denkmal – also 153 Jahre nach den Erschießungen. Auf 27 Granitplatten, die zu Füßen des Kaisers in die Rasenfläche der Grünanlage eingelegt sind, befinden sich Namen und Herkunftsorte der Hingerichteten.


Kaiserdenkmal:
Als Kaiser Wilhelm I 1888 verstarb, entstanden überall in Deutschland Denkmalprojekte. Zunächst gab es die Idee, in Karlsruhe eine badisches Denkmal zu errichten, das von den badischen Gemeinden gemeinsam finanziert werden sollte. Nachdem in Mannheim jedoch Spenden für ein städtisches Denkmal gesammelt wurden, entschied sich auch Karlsruhe für ein solches, das allerdings nicht auf Spendenbasis, sondern durch die Stadt finanziert wurde.

Die Entwürfe für das Denkmal sahen entweder eine architektonische Lösung (favorisiert von der Stadt und den Künstlern) oder ein einfaches Reiterstandbild vor (favorisiert von Bevölkerung, Gemeinderäten und Presse). An beiden Lösungen gab es jedoch Kritik: Bei der architektonischen Lösung wurde bemängelt, dass die Figur des Kaisers durch die Monumentalität der Architektur zur Nebensache gerate. Außerdem könne man sich im Volk den Sieger so vieler Schlachten, den Begründer des Reiches, gar nicht anders vorstellen, als auf dem Schlachtross dahinsprengend. Ein Reiterstandbild wäre daher zwingend notwendig. Zudem sah man bei der architektonischen Lösung den badischen Anteil an der Reichsgründung nicht entsprechend gewürdigt. Und auch die hohen Kosten sprachen gegen diese Variante. Aber auch das einfache Reiterstandbild wurde kritisiert. Ein solches würde schließlich bereits in zahlreichen Städten aufgestellt, und es wäre doch besser, wenn sich das Karlsruher Denkmal aus der Masse dieser gängigen Herrscherdenkmäler hervorheben würde. Großherzog Friedrich I sprach sich jedoch trotzdem für ein Reiterstandbild aus, was letztlich die Entscheidung brachte.


Das Figurenprogramm des Kaiserdenkmals:
Kaiserfigur:
Wilhelm I wird nicht als Kaiser auf einem Thron mit Hermelinpelz und mit Lorbeer bekränzt dargestellt (wie beim 1. Entwurf von Herrmann Volz), sondern als Feldherr in Uniform der preußischen Generalität. Statt traditionell einen Feldherrnstab hält er in der rechten Hand ein Fernglas. Die Skulptur sollte den Eindruck erwecken, als ob Wilhelm I nach dem Sieg über Frankreich 1871 von Westen kommend in die Stadt Karlsruhe einreitet.

Vier allegorische Figuren:
Diese Figuren sind heute nicht mehr vorhanden, da sie 1943 eingeschmolzen wurden (anlässlich der Metallsammlungen des 2. Weltkriegs). Für die Interpretation des Denkmals haben sie jedoch eine große Bedeutung.

Zwei Reliefs:
Auch die beiden noch erhaltenen zwei Reliefs sollten eigentlich eingeschmolzen werden (sie waren schon abmontiert); aus ungeklärten Gründen kam es letztlich jedoch nicht dazu. Nach dem 2. Weltkrieg wurden sie wieder an dem Denkmal angebracht.

Ostseite:
Die Siegesgöttin Viktoria eilt dem aus Frankreich zurückkehrenden Sieger Wilhelm I voran. In der einen Hand hält sie den Feldherrenstab, in der anderen ausgesteckten Hand einen Lorbeerzweig. Auch ihr Kopf ist mit Lorbeer bekränzt. Zwischen ihren Flügelspitzen befindet sich der Schriftzug „Wilhelm I“.

Nordseite:
Ein Löwe liegt auf den Stufen des Denkmals. Zwischen seinen Tatzen hält er das Reichsschwert. Der Löwe ist ein uraltes Symbol des Herrschers und der Kraft und steht hier für die wiedergewonnene Kraft des neuen Deutschen Reiches.

Auf dem Relief über dem Löwen ist die Kaiserproklamation in Versailles zu sehen.

Der Kaiser steht zwischen seinem Sohn Friedrich Wilhelm (links) und seinem Schwiegersohn Großherzog Friedrich I (rechts); der Großherzog lässt ihn gerade hochleben: „Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!“ Vor dem Podium befindet sich Bismarck mit der Kaiserproklamation in der Hand, die er gerade verlesen hat;  neben ihm stehen Moltke und weitere Offiziere. Hinter dem Kaiser auf dem Podium sind die deutschen Fürsten zu sehen.

Moltke war General und Stratege in zahlreichen Kriegen, u.a. war er der Sieger von Königgrätz und Sedan. Bismarck und Moltke gelten als Schmiede der Reichseinigung: Bismarck in politischer Hinsicht, Moltke in militärischer. Aber auch der badische Anteil an der Reichsgründung soll mit der Darstellung von Großherzog Friedrich I gezeigt werden.                                  

Vorbild für dieses Relief war das berühmte Bild von Anton von Werner. Werner nahm schon am Krieg gegen Frankreich als Historienmaler teil und fertigte davon zahlreiche Skizzen. Im Januar 1871 war er bereits nach Deutschland zurückgekehrt, als ihn in Karlsruhe die Nachricht vom Kronprinz Friedrich erreichte, „dass Sie hier etwas Ihres Pinsels Würdiges erleben würden“. Werner eilt daraufhin nach Versailles zur Kaiserproklamation und verarbeitete seine Skizzen später zu drei fast identischen Bildern.

 

Westseite:
Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, blickt nach Westen Richtung Frankreich. Sie hält eine Tafel in der Hand, auf der die Worte „Straßburg“ und  „Metz“ zu lesen sind, also die Hauptstädte des Elsass und Lothringens. Die Worte stehen für die wiedergewonnenen Reichslande Elsass und Lothringen. Außerdem sollen die Städtenamen darauf hinweisen, dass badische Truppen an Kämpfen bei Straßburg beteiligt waren.

Bismarcks Kriegsziel war aber nicht die Rückgewinnung ehemaliger deutscher Gebiete, sondern die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung. Eine Demütigung Frankreichs lag nicht in seinem Interesse. Er willigte in die Annexion von Elsass-Lothringen ein, weil er sich der strategischen Forderung des Militärs und der allgemeinen nationalen Begeisterung nicht widersetzen konnte. Nur wenige mahnende Stimmen gab es auf deutscher Seite.

Obwohl Baden von der Einverleibung Elsass-Lothringens ins Deutsche Reich profitierte und vor der Gefahr an der Grenze weiter weg ins Hinterland rückte, kritisierte Großherzog Friedrich I die Gebietserwerbung:

„Heute wie seit Beginn des Krieges bin ich gegen den Erwerb französischen Gebietes, gleichwohl ob dasselbe früher deutsch war oder nicht. Diese alten deutschen Länder sind ganz französisch geworden, sie wollen nicht deutsch werden. Ihre Erwerbung war deutscherseits früher nicht beabsichtigt, und noch beim Ausbruch des Krieges war nicht die Rede davon.“

Ludwig XIV hatte die französische Grenze zwischen 1633 und 1681 zum Rhein vorgeschoben; Straßburg wurde 1681 französisch. Die Grundlage dieser Grenzverschiebung waren zweifelhafte Vertragsansprüche. Wo sich auch mit bestem Willen keine Ansprüche konstruieren ließen, kam es zu Annexionen deutschen Gebietes von Seiten Frankreichs. Letztlich aber war das Elsass 1871 ca. 200 Jahre französisch gewesen!

Südseite:
Hier sitzt der Greif, der Schildträger des badischen Wappens, und wendet wachsam den Kopf nach hinten, nach Westen, Richtung Rhein, Richtung Frankreich. Er bedeckt mit seinem Körper schützend zwei lorbeergeschmückte Standarten. Baden wird hier als die Wacht am Rhein dargestellt.

Auf dem Relief sind die badischen Truppen im Felde dargestellt.

Auf dem linken Pferd (mit Vollbart) ist Wilhelm von Baden zu sehen, Kommandant der 1. Badischen Infanterie-Brigade. Er ist der  jüngere Bruder von Großherzog Friedrich I und Vater von Prinz Max von Baden; auf ihn geht die heutige Linie des Hauses Baden zurück.

Die Badische Division bildete zusammen mit preußischen Truppenteilen das 14. Armeekorps. Kommandeur dieses Armeekorps war General von Werder.

Auf dem rechten Pferd  mit ausgestrecktem Arm (ohne Bart, eisernes Kreuz) sitzt General von Werder, der Wilhelm von Baden gerade eine Order gibt. Werder hatte 1870 den Oberbefehl über das Belagerungskorps vor Straßburg. Nach dessen Kapitulation besetzte er Dijon. Werder war einer der großen Kriegshelden des Krieges von 1870/71.

In der Ecke des Reliefs rechts vorne kauert der geschlagene Kaiser Napoleon III nach der Schlacht von Sedan. Die Landschaft im Hintergrund erinnert allerdings eher an die Gegend bei Orléans als an Sedan.

Badische Truppen kämpften jedoch weder bei Sedan noch bei Orléans, sondern waren in Straßburg, Dijon, Belfort und Nuits beteiligt. Welche historische Szene wird also dargestellt? Gar keine! Bei der Darstellung ging es lediglich ganz allgemein darum, den badischen Anteil am Sieg gegen Frankreich aufzuzeigen.

Literatur:
Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715 – 1945, Hrsg: Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv, Karlsruhe 1987, 
S. 365 - 377

Text: Renate Straub, stattreisen Karlsruhe e.V.

Denkmal nach § 12 (Kulturdenkmal besond. Bedeutung) Denkmalschutzgesetz

Baujahr: 1897

 

Bild: PBe, 2012

 

Kaiser-Wilhelm I.-Denkmal, Entwurfsmodell von Wilhelm Strieder und Hermann Volz, 1889

 

Entwurf von Adolf Heer, 1897 fertig gestellt, Sockel aus rotem schwedischen Granit, Skulptur aus Bronze

 

Kaiser-Wilhelm I-Denkmal, Aufnahme vor 1943

 

Gedenkstein an die andere Seite des Kaisers Bild: PBe, 2012