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Gartenstr. 25, Südweststadt
Villa des Fabrikanten Adolf Reiss, 1885 von Adalbert Kerler, 1892 im Besitz des Heidelberger Kunsthistorikers Prof. Adolph von Oechelhäuser, 1918-1926 im Besitz des Fabrikanten Dr. Willi Huber, 1930 Zentralverband der Angestellten, 1933 Besetzung durch die SA, 1935-1945 Sitz der Gestapo, 1944 leichte Beschädigung durch Luftangriffe, Reparatur des Daches 1947-49, dann Gewerkschaftshaus, 1959 Wehrbereichsverwaltung, seit 1993 Zivilsenate des Bundesgerichtshofs. Zugehörige Freiflächen, sowie Vorgarten mit Einfriedung.
Diese 1886 von Baumeister Adalbert Kerler (1841-1888) für den Fabrikanten Gustav Adoph Reiss errichtete herrschaftliche Villa wurde nur in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Fertigstellung als Wohngebäude genutzt.
Nach dem Tode von Reiss wurde das Gebäude 1893 an den angesehenen Kunsthistoriker Adolf von Oechelhäuser (1852 - 1923) veräußert, der in diesem Jahr einen Ruf auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule Karlsruhe erhielt. Neben dieser Tätigkeit engagierte sich Oechelhäuser als Mitglied der Nationalliberalen Partei auch als Parlamentarier. So war er Mitglied des Bürgerausschusses der Stadt Karlsruhe und Abgeordneter im Landtag. Seit 1900 war er auch Vorsitzender in der Baukommission für Denkmäler und Brunnengestaltung.
Gartenstraße 25, Villa Reiss, Querschnitt
Gartenstraße 25, Villa Reiss, Längenschnitt
Im November 1918 wurde die Villa schließlich an den aus Straßburg kommenden Geschäftsmann Dr. Willy Huber (1879 - 1957) veräußert, der hier bis 1926 wohnte. 1930 wurde das Haus Sitz der Angestelltengewerkschaft und mehrerer weiterer kleinerer Gewerkschaftsorganisationen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Gebäude ab 1935 als Dienststelle der Geheimen Staatspolizei genutzt, in den späteren Jahren als Außenstelle.
Möglicher Haftbereich der Gestapo im Keller
Die Villa hatte Ende November 1944 durch Kriegseinwirkung leichte Schäden erlitten, die sich in der ersten Nachkriegzeit, als das im Obergeschoss ausgebrannte Gebäude Wind und Wetter preisgegeben war, bedeutend vermehrten. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss waren halb zerstört. Überall hingen die halb verfaulten Decken herunter. Der Holzfußboden war verkohlt. Heizung und sanitäre Anlagen waren verrottet oder gestohlen. Das Holzwerk der Türen und Fenster, soweit sie noch vorhanden waren, war so stark von Fäulnis und Schwamm befallen, dass es nicht mehr zu gebrauchen war. Es bot sich ein Bild der Zerstörung. Der Wiederaufbau erfolgte von 1947 bis 1949 unter der Leitung des späteren Architekten Brannath. Das Dachgeschoss, das ursprünglich aus einer Holzkonstruktion bestand und völlig zerstört war, wurde 1947 in vereinfachter Form erneuert, das Innere bis 1949 modern ausgestattet.
Villa Reiss, nach 1945
In der Nachkriegszeit wurde die Villa an den Deutschen Gewerkschaftsbund als Nachfolgeorganisation der Angestelltengewerkschaft zurückgegeben, der das Gebäude 1959 an die Bundesvermögensverwaltung weiterveräußerte. Mit dem Aufbau der Bundeswehr wurde das Haus zum Sitz des Karlsruher Kreiswehrersatzamts. Im September 1993 übernimmt der Bundesgerichtshof mit zwei seiner Zivilsenate das Gebäude als Außenstelle. Heute wird die Villa Reiss ausschließlich von den an den Bundesgerichtshof abgeordneten wissenschaftlichen Mitarbeitern der Zivil- und Strafsenate genutzt.
Text: Karl-Heinz Pieper, Bundesgerichtshof (für den Denkmaltag 2005)
Lit.: Karl-Heinz Pieper: Geschichte der Villa Reiss, Karlsruhe 1997
Denkmal nach § 2 (Kulturdenkmal) Denkmalschutzgesetz
Baujahr: 1885
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Bild: PBe, 2012