Talstr. 43

Bild: © 2013, PBe

Evangelische Waldenserkirche Palmbach

Talstr. 43, Palmbach

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

Evangelische Kirche, neugotisch, bez. 1906 anstelle eines Vorgängerbaus, an den noch zwei hölzerne Inschriftentafeln von 1725 erinnern. Historistisches Glasfenster. Chor 1949 nach Zerstörung wieder aufgebaut. Pfarrhaus, wohl gleichzeitig. (Sachgesamtheit).

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Die Waldenserkirche in Palmbach ist von der Geschichte der Waldenser geprägt, die nach ihrer Vertreibung aus dem französisch-italienischen Grenzgebiet in Palmbach eine neue Heimat fanden.

Der Leitspruch der Waldenser „Lux lucet in tenebris" - Licht leuchtet in der Finsternis - schmückt den Haupteingang. Auch an der Kanzel ist dieser Spruch zu finden.

Die Kirche wurde 1906 im neugotischen Stil während der Amtszeit von Pfarrer Meerwein erbaut. Die Sandsteine stammen aus hiesigen Steinbrüchen. Der Innenausbau ist fast ausschließlich aus heimischen Hölzern. Soweit möglich wurden alle Arbeiten von Palmbacher Handwerkern ausgeführt. Zuvor stand an derselben Stelle eine kleine Holzkirche, aus der die beiden Holztafeln stammen, die heute rechts und links hinter dem Altar stehen.

Die rechte Tafel gilt der ersten Holzkirche, die 1725 erbaut wurde. Die Namen der Erbauer, der Verantwortlichen und der Helfer sind auf dieser Tafel festgehalten. Auf der linken Tafel stehen die zehn Gebote in französischer Sprache.

Über der Seitenempore erinnert ein Fenster mit Glasmalerei an die Kämpfe um die Waldensertäler. Der Waldenserführer Henri Arnaud ist mit Bibel und Schwert dargestellt.

Der ursprünglich fünfeckige Chor wurde Ende des Zweiten Weltkrieges bei einem Bombenangriff völlig zerstört. Das Fenster in der Chorwand zeigt die Gethsemane-Szene: Jesus betet vor seiner Gefangennahme und wird von einem Engel gestärkt. Dieses Fenster entstand in Verbindung mit dem Wiederaufbau. Die Wandschrift „Ist Gott für uns - wer mag wider uns sein?" bringt bis heute die religiöse Überzeugung der Gläubigen zum Ausdruck.

Zwei neue Glocken wurden 1950 ihrer Bestim­mung übergeben. Mit der neuen Betglocke erklingt das tröstende „Lux lucet in tenebris" und die Tagesglocke ruft uns zu: „Bleibet fest in der Liebe". Die alte Glocke der Väter mahnt uns: „Nichts sei stärker als Euer Glaube". Die kleine Bronzeglocke, die während des Krieges auf dem Turm verblieben war, trägt die Inschrift „Über der Heimat liegt Not und Leid. HERR, lass mich künden bessere Zeit".

Auf dem alten Holzaltar der Kirche liegt seit Anfang 2008 eine Bibel in französischer Sprache. Sie wurde 1738 in Basel gedruckt. Vermutlich wurde sie als Altarbibel genutzt, bis die Gottes­dienste in deutscher Sprache gehalten wurden. Die Bibel wurde bei der Renovierung des Pfarrhauses 2003 gefunden.

Eine Orgel erhielt die Kirche bereits 1821. Ein Durlacher Orgelbauer übernahm für 150 Gulden den Transport der gebrauchten Orgel von Grötzingen nach Palmbach und den Wiederaufbau. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Empore für die Orgel in die damalige Holzkirche eingebaut.

Die alte Orgel wurde - vermutlich im Zug des Kirchenneubaus 1906 - durch eine Walker-Orgel ersetzt. 1978/1981 wurde eine neue Orgel in Auftrag gegeben, deren Bauweise dem Stil des 18./19. Jahrhunderts entsprach. Erbauer der Schleifladenorgel war Orgelbaumeister Heintz aus Schiltach. Die neue Orgel wurde in das bereits vorhandene und entsprechend angepasste Gehäuse eingesetzt.

Rechtzeitig zum 100-jährigen Kirchenjubiläum 2006 wurde der Innenraum der Waldenser-Kirche mit großem Aufwand renoviert und den heutigen Erfordernissen gerecht umgestaltet.

Text: Erika Kucher, Pfarrerin Dr. Christine Ritter

Denkmal nach § 2 (Kulturdenkmal) Denkmalschutzgesetz

Baujahr: 1906

 

Bild: PBe, 2013

 

Hauptportal Waldenserkirche Palmbach Bild: Sascha Zimmermann, CC BY-NC-SA 3.0, 2011