Durlacher Allee 23

Martin Luther in Stein gehauen , Bild: © 2004, PBe

Evangelische Lutherkirche

Durlacher Allee 23, Oststadt

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

Evangelische Lutherkirche mit Pfarrhaus, 1905-1907 von Curjel & Moser (Sachgesamtheit)

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Die Lutherkirche wurde zwischen 1905 und 1907 vom damals sehr bekannten Architekturbüro Curjel & Moser im Auftrag der Kirchengemeinde Karlsruhe gebaut. Die beiden Architekten Robert Curjel und Karl Moser bauten u. a. die Christuskirche am Mühlburger Tor und das Gebäude des evangelischen Oberkirchenrats in der Blumenstraße. Während die Christuskirche vom neogotischen Stil auf den Jugendstil überleitet, ist die Lutherkirche vom "modernen" Jugendstil geprägt.

Besonders weitreichend war die damals umstrittene Entscheidung, Kirche, Pfarrhaus und "Konfirmandensaal" zu einem Ensemble zu gruppieren und von einer Wohnstraße zu umgeben – eine Kirche inmitten ihrer Gemeinde. Somit war eines der ersten Gemeindezentren in Baden entstanden.

Die Kirche ist als Zentralbau angelegt, d.h., zwei Kirchenschiffe kreuzen sich im quadratischen Mittelraum. Die Kreuzform ist vom Turm aus gut zu sehen, wird aber in der Kirche nicht so deutlich, da der Altarbereich durch das Halbrund geprägt ist. Das Relief über der Kanzel stammt von Hermann Binz und stellt die Bergpredigt dar, in deren Mitte die Botschaft von Frieden und Gerechtigkeit steht. Aus allen Richtungen kommt das Volk – damit auch die jetzt lebende Stadtgemeinde – herbei geströmt, um diese Botschaft zu hören.

Als weiteres biblisches Motiv ist auf dem Mosaik rechts vom Haupteingang das "Gleichnis vom verlorenen Sohn" zu sehen. Ansonsten beherrschen geometrische Formen und Ornamente den Kirchenraum. Als flächige farbige Steigerung wirkten ursprünglich die flimmernden Glasfenster von Max Laeuger mit ihren christlichen Motiven. Der Jugendstil betonte damit die Vielfalt und Ausdrucksfähigkeit der beim Bau verwendeten Materialien. Im Zweiten Weltkrieg wurden Kirche und Pfarrhaus stark beschädigt, und alle Fenster von Max Laeuger zerstört. Erst 1961 bekam die damals weiß gestrichene Kirche durch die von Klaus Arnold gestalteten Fenster einen ganz neuen Akzent. 1983/84 wurde der Innenraum der Kirche nach historischen Vorgaben restauriert.
Die Kirche erscheint äußerlich burgähnlich massiv aus rauen bearbeiteten Steinen – "Ein` feste Burg ist unser Gott". Das Lutherstandbild von Bildhauer Oskar Kiefer steigert noch diesen Festungscharakter – die Kirche als Schutzort für die Gemeinde. Aber jeder, der hineinkommt, ist überrascht: Sie strahlt Wärme aus und gibt ein Gefühl von Heimat.

Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Karlsruhe
Architekturbüro: Curjel & Moser
Künstlerische Mitarbeiter: Hermann Binz (Kanzelwand), Oskar Kiefer (Bauplastik), Max Laeuger (Fenster), Voit & Söhne (Orgel), Gebrüder Bachert (Glocken), Heinrich Altherr (Mosaik)

Bauprogramm: Kirche mit Gemeindesaal, Pfarrhaus und Garten
Baugeschichte: Planung seit 1889, Bauzeit 1905-1907, Einweihung 10.11.1907
Veränderungen: Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, Wiederaufbau bis 1948 (Weihegottesdienst 24.09.1948), in einigen Details vom originalen Bestand abweichend, Fenster 1961 (Klaus Arnold), Taufstein 1971 (Kurt Wesch), Innenraumrestaurierung 1984 (Wiedereinweihung 2.12.1984), Orgel 2001 (Mönch)


Kleine Chronologie der Lutherkirche

1889:
Erste Planungen im Zuge der Osterweiterung der Stadt Karlsruhe

1. August 1901:
Philipp Weidemeier wird der erste Pfarrer der damals noch so genannten Neuoststadtgemeinde. Er bleibt bis September 1933 im Amt.

15. März 1905:
Erster Spatenstich.

31. Mai 1905:
Grundsteinlegung im Beisein des Großherzogs ("als Grundstein wird der Hauptportalpfeiler links, vielleicht ca. 1,00 m über dem Kirchenboden bezeichnet").

20. September 1906:
Stiftung der "Ehejubiläumsglocke" anlässlich des 50. Hochzeitstages des großherzoglichen Paares; sie wurde ebenso wie die 3 weiteren Glocken von der Firma Bachert, Karlsruhe, gegossen.

10. November 1907:
Einweihung der Kirche an Martin Luthers Geburtstag.

1919:
Anbringen einer Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

1920:
Teilung der Neuoststadtgemeinde in Luther- und Gottesauer Gemeinde. Die beiden Pfarrer halten abwechselnd Gottesdienst in der Lutherkirche.

20. Juli 1924:
Einweihung der "zweiten" Glocken, ebenfalls von der Firma Bachert, Karlsruhe, nachdem der erste Satz Glocken im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen abgegeben worden war.

24./25. April 1944:
Erster schwerer Bombenangriff: In der Kirche brennt die Westempore aus, und alle Fenster von Max Laeuger werden zerstört.

8. September 1944:
Zweiter schwerer Bombenangriff: Zerstörung des Kirchendaches, des Pfarrhauses und des Konfirmandensaals. Die Bausubstanz der Kirche bleibt erhalten.

März 1946:
Beginn der Wiederaufbauarbeiten.

24. September 1948:
Die Kirche wird zum ersten Mal wieder zum Gottesdienst benutzt.

Ende 1951:
Mit der Errichtung des Daches ist der Wiederaufbau der Kirche abgeschlossen.

1. Advent 1953:
Einweihung der Walcker-Orgel, Ludwigsburg.

April 1956:
Pfarrhaus und Konfirmandensaal sind fertig gestellt.

15. April 1956:
Einweihung des "dritten" Glockensatzes, wieder von der Firma Bachert, Karlsruhe.

10. November 1961:
Montage der im Krieg zerstörten Turmuhr.

16. Dezember 1961:
Der Einbau der Fenster von Klaus Arnold ist abgeschlossen.

1971:
Die Kirche erhält einen Taufstein.

1983-1984:
Innenrestaurierung der Kirche nach originalem Vorbild.

2000-2001:
Einbau der 3. Orgel (Firma Mönch, Überlingen), Einweihungs-Festgottesdienst am 4.11.2001.

1. September 2004:
Fusion der beiden Gemeinden zur Luthergemeinde.

11.11.2007:
Festgottesdienst zum 100. Geburtstag der Kirche.

2010-2011:
Erneuerung der Fenster im Luthersaal und Durchbruch zum Pfarrgarten.

2012:
Anlage des Pfarrgartens.

 

Text: Dany Gotzmann und Pfarrerin Ulrike Krumm

Literatur:
Kirchenführer Die Lutherkirche in Karlsruhe, Dany Gotzmann, Jürgen Krüger, arte factum, Karlsruhe 2007
Festschrift zum 100. Geburtstag: RUNDUMLUTHER, arte factum, Karlsruhe 2007
Die Karlsruher Lutherkirche und der moderne Sakralbau, Elisabeth Bergmann et al., Wasmuth-Verlag, 2008

weitere Informationen

Denkmal nach § 12 (Kulturdenkmal besond. Bedeutung) Denkmalschutzgesetz

Baujahr: 1905

 

Martin Luther in Stein gehauen Bild: PBe, 2004

 

 

Evangelische Lutherkirche Bild: Onuk, 2003

 

Außenansicht Kirchturm Bild: Onuk, 2006

 

Orgel der Firma Mönch, Überlingen Bild: 2001

 

Altarraum Lutherkirche Bild: Thomas Goldschmidt, 2012