Kopernikusstr. 2-4 (Flst. 15040)

Bild: © 2015, PBe

Evangelische Thomaskirche Daxlanden

Kopernikusstr. 2-4 (Flst. 15040), Daxlanden

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

Evangelische Thomaskirche, Baubeginn 1939, 1958-60 nach völlig überarbeiteten Plänen errichtet von Otto Bartning. Mit Pfarrhaus und Kindergarten nach Bartnings Konzeption errichtet von Hermann Zelt. (Sachgesamtheit).

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Sie ist die erste evangelische Kirche im überwiegend katholischen Daxlanden außerhalb des alten Ortskernes in reizvoller Lage am Albgrün, 1958-60 erbaut von dem aus Karlsruhe stammenden, hauptsächlich in Berlin und Heidelberg tätigen Otto Bartning (1883 – 1959), dem bedeutendsten protestantischen Kirchenbauer des 20. Jahrhunderts in Deutschland.      

Nach der Markuskirche und der ‚Notkirche’ im Weiherfeld (Friedenskirche) ist sie die dritte Kirche des Architekten in Karlsruhe, neben dem Brunnenraum auf der Brüsseler Weltausstellung und der deutschen Schule in Lissabon eines der letzten Werke des Architekten. Die ursprünglichen Pläne stammen aus dem Jahr 1938, wurden jedoch wegen des Kriegsausbruchs 1939 nur bis zur Kellerdecke ausgeführt. Erst nach Bartnings Tod wurde sie (leicht verändert) fertig gestellt von seinem langjährigen Mitarbeiter Otto Dörzbach. Der angeschlossene Kindergarten und das Pfarrhaus wurden Bartnings Konzeption entsprechend errichtet von Hermann Zelt.

Die Thomaskirche ist ein dreischiffiger, basilikaler Bau mit komplexer Chorlösung. Der Turm steht als Campanile neben der Eingangsfront. Die besondere Stellung im Kirchenbau besteht darin, dass hier erstmals moderne Baustoffe wie Beton, Stahl und Glas im Wechsel mit Holz, Naturstein und Ziegel unverkleidet verwendet wurden. Mit 600 Sitzplätzen gehört sie zu den Großkirchen in Karlsruhe. Sie wird vorwiegend für Gottesdienste und Konzerte genutzt. Die Wagner- Orgel aus den Jahren 1961/65 besitzt drei Manuale mit 44 Registern und verfügt über ein heutzutage seltenes Auxiliär.

Das Bauwerk zeigt Bartnings Streben, nach einer beispielgebenden 50jährigen Bautätigkeit auch dem evangelischen Kirchenbau der späten 1950er Jahre noch neue Impulse zu geben, die in Richtung auf eine symbolhafte und metaphysische Akzentuierung zielen. So greift er einerseits mit dem schiffsbugartig nach oben gezogenen Chorhaupt auf eine Idee seiner expressionistischen Phase der 1920er Jahre zurück (Wettbewerbsentwurf für die Schwedische Kirche in Berlin 1923), andererseits versucht er mit dem das Innere beherrschenden Chorfenster (Farbverglasung von Klaus Arnold, Karlsruhe) den spirituellen Charakter des Gottesdienstraumes zu betonen. Wie in einem Schiff oder wie Jona im Fisch soll die Gemeinde Geborgenheit auch sinnlich erfahren.

Als Spätwerk Otto Bartnings und als wichtiges Zeugnis für den protestantischen Kirchenbau ist die Thomaskirche aus vornehmlich künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen ein Kulturdenkmal.

Text: Dr. Gerhard Kabierske, Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Pfarrer Rolf Weiß

Denkmal nach § 2 (Kulturdenkmal) Denkmalschutzgesetz

Baujahr: 1939

 

Bild: PBe, 2015

 

Nord-Ost-Ansicht

 

Ansicht von der Chorseite Bild: PBe, 2015