Der Karlsruher Schlossgarten – Vom Wildpark zum Landschaftspark

Schlossbezirk 1

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

10 Uhr Führung mit Michael Schwendl, stattreisen Karlsruhe e.V.,
Treffpunkt: Schlossturm im Schlossgarten 

Karlsruhe ist eine grüne Stadt – von Anfang an – ist sie doch ursprünglich in den Wald gebaut. Viele Straßen der jungen Stadt hießen „Alleen“. Hinter den Häusern waren weiträumige Nutzgärten.

Das Schloss als Ausgangspunkt der Stadtgründung wurde im Mittelpunkt eines Jagdsterns zunächst als Jagdschloss mitten in den Wald platziert. Mit dem Werden der Stadt entstand der vordere Schlossgarten mit vielen Blumen in den mannigfaltigsten Farben. Das Grün des Sommerflors, der vielen Stauden, Sträucher und Bäume dienten als Gerüst und Rahmen der verschiedenen Terrassen, Rabatten, Broderien, Parterres.

Der hintere Schlossgarten war als Wildpark zuerst ein Wald mit einigen Schlängelwegen und wenigen ausländischen Gehölzen.

Als sich der Gartenstil Mitte des 18. Jahrhunderts radikal änderte, wurde der Lustgarten vor dem Schloss aufgegeben und in den Wildpark hinter das Schloss verlegt. Dort entstand ab 1760 ein Landschaftsgarten nach dem Muster der englischen Gärten. Der hintere Teil eignete sich für den neuen landschaftlichen Gartenstil besser als die Fläche vor dem Schloss. Die Gärtner gingen zuerst an die Auslichtung des Baumbestandes, und gleich hinter dem Schlossturm entstanden größere Lichtungen. Im Kontrast zum dunklen Wald waren Parkwiesen damals ein völlig neues Gartenerlebnis. Rasenflächen gab es bis dahin nicht. Dieses neue immergrüne Nutz- und Schmuckelement galt als Symbol einer bäuerlichen Weidelandschaft. Ein weiteres Grundgerüst des neuen landschaftlichen Stiles bestand aus Sträuchern, Einzelbäumen, Baumgruppen, die in die Rasenflächen platziert wurden. Sie galten als Visualisierung des Waldes. 

Die Änderung des Gartenstils war nicht nur eine oberflächliche Ästhetisierung der Landschaft. Sie ist in dem damals beginnenden Aufklärungsgedanken begründet, in dem nicht mehr ausschließlich Religiöses die Gedanken beeinflusst, sondern pantheistische, Natur verklärende Elemente das Denken leitet: nämlich die „freie Landschaft“ als politisches Symbol für eine freiere Gesellschaft mit selbst bestimmenden Individuen. Der englische Landschaftsgarten ist deshalb auch ein Zeichen der Emanzipation des Bürgertums, seine Verbreitung ein Ausdruck der Bewunderung für das überlegene englische kapitalistische Wirtschaftssystem.

Auch der Adel konnte sich dem nicht mehr länger verschließen. Einerseits wurde noch an den alten feudalabsolutistischen Grundlagen der Herrschaft festgehalten; andererseits war die neue Gartenmode die Demonstration einer neuen „modernen“ Lebenshaltung – so auch am Karlsruher Hof.

Markgraf Karl Friedrich, der Nachfolger des Stadtgründers Karl Wilhelm war einer der fortschrittlichsten deutschen Fürsten. Er war einer der ersten, der einen Landschaftsgarten anlegen ließ. Der hintere Schlossgarten ist eines der ältesten Zeugnisse der in Deutschland eingeführten englischen Gartenkunst und von überragender Bedeutung für ihre Entwicklungsgeschichte. Besonders angetan haben es ihm die nach Europa eingeführten exotischen Pflanzen. Im ab 1808 angelegten botanischen Garten entstand ein Arboretum seltener Bäume. Auch im hinteren Schlossgarten sind bis heute besondere exotische Bäume zu bewundern, z. B.:

  • der Trompetenbaum mit seinen großen Blättern, Blüten und Früchten,
  • der Blauglockenbaum mit den imposanten Blüten und riesigen Blättern,
  • die amerikanische Eiche mit ihren spitzen Blättern,
  • der Gingko, der sich als einziges Lebewesen in der Pflanzenwelt weigerte, an der Evolution teilzunehmen,
  • der Urweltmammutbaum, dessen wahre Größe wir noch nicht kennen,
  • der Fenchelholzbaum mit seinen verschiedenen Blattformen und dem frischen Geruch,
  • die Koelreutherie, die nach einem badischen Hofbotaniker benannt wurde,
  • das amerikanische Gelbholz mit der bizarren Stammausbildung und
  • der Mammutbaum als größte Pflanze unserer Flora.

Text: Michael Schwendl, stattreisen-Karlsruhe e. V.

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