Evangelische Stadtkirche Durlach

Pfinztalstr 31

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

Geöffnet 11.30 bis 16 Uhr

 

13 Uhr: Orgelkonzert

14 – 16 Uhr: Möglichkeit der Turmbesteigung (leider nicht für Kinder geeignet)

Die heutige Baugestalt der evangelischen Stadtkirche Durlach ist das Ergebnis eines im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändernden und erweiternden Bauens. Deutlich ist dies am Außenbau und vor allem am Kirchturm ablesbar. Seine unteren Geschosse gehören, wie die romanischen Schallarkaden erkennen lassen, zu der Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnten „ecclesia in Durlach“, während die oberen Geschosse im Spätmittelalter hinzugefügt wurden. Nach den Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde das Kirchenschiff nach Plänen von Domenico Egidio Rossi unter Wiederverwendung der gotischen Außenmauern wiederaufgebaut; der barocke Turmhelm wurde erst 1739 auf den erhaltenen Turm aufgesetzt.

Die Evangelische Stadtkirche Durlach

Bei Restaurierungsarbeiten der 1960er Jahre und in den Jahren 1998 bis 1999 sind im Inneren der Kirche Überreste der Vorgängerbauten aufgedeckt worden, die es in groben Zügen erlauben, die komplexe Bauabfolge zu skizzieren.

Obwohl bei Arbeiten im nördlichen Seitenschiff des heutigen Baues ein von West nach Ost gerichteter Fundamentrest festgestellt wurde, ergibt dies zur ältesten Baugestalt der Kirche leider immer noch kein aussagekräftiges Bild.

Deutlicher wird dagegen der im Umriss bekannte und auch durch die Turmaufstockung fassbare Neubau des 15. Jahrhunderts. Hier entstand, möglicherweise in Anlehnung an Kirchenbauten der Bettelorden, ein zunächst zweischiffiger, wohl flachgedeckter Kirchenraum mit gewölbtem, östlich anschließendem Langchor. Wie eine bereits 1960 in der Westwand festgestellte Baunaht zeigt, war ein südliches Seitenschiff nicht ausgeführt worden. Überraschenderweise konnte 1998 ein kleiner, gewölbter Kapellenbau mit polygonalem Ostabschluss festgestellt werden, der im Süden an die Chorjoche anschloss und mit dem Chor in Verbindung stand. Die neu aufgedeckten Befunde belegen die Baumaßnahmen des 16. Jahrhunderts mit einer Verkürzung des Chores und einer südlichen Erweiterung.

Außer den Baubefunden sind auch zahlreiche Grabdenkmäler gefunden worden: Neben mittelalterlichen Fragmenten sind vor allem vier Grabsteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu erwähnen.

Chronologie

  • 1192/1196 Mit der staufischen Stadtgründung erste romanische Kirche inmitten des Friedhofs; einschiffiges Langhaus von mindestens 20 m Länge an der Ostseite des Turms, erhalten davon der nahezu quadratische, viergeschossige untere Baukörper des Kirchturms mit romanischen Torbögen (auf der Nordseite zugemauert).
  • 1255 Erste urkundliche Erwähnung der Kirche und eines Pfarrers in Durlach.
  • 13. Jh. Stephanus- (nach anderer Leseart: Laurentius-) Patrozinium der Kirche.
  • Um 1400 Gotischer Umbau der Kirche: zweischiffiges Langhaus mit östlich anschließendem Langchor (etwa doppelt so lang wie der heutige). Aufsatz der achteckigen Geschosse auf den viereckigen romanischen Turm.
  • Vor 1460 Anbau der Heiligkreuzkapelle an die Südwand des Langchors (im heutigen südlichen Seitenschiff vor dem Zugang zur Sakristei).
  • 1464 Die Kirche (erneut) dem heiligen Stephanus geweiht.
  • Um 1500 Archäologisch aufgefundene Brand- und Planierschichten belegen eine größere Brandkatastrophe in Durlach, von der wohl auch die Kirche betroffen war.
  • 16. Jh. Anfang des Jahrhunderts entsteht das Sandsteinkruzifix (Schule des Nikolaus Gerhaert von Leiden), das lange auf dem Friedhof am Basler Tor stand.
  • Um 1530 Bau der Hallenkirche: Verlängerung des Kirchenschiffs nach Osten, womit der Chorraum auf seine heutige Größe reduziert wird; Abbruch der Heiligkreuzkapelle und Bau des südlichen Seitenschiffs; die Mauern des östlichen Seitenschiffs werden abgeschrägt. Die Kirche erhält damit ihre jetzige äußere Gestalt.
  • 1609 Orgel eingebaut.
  • 15./16.08.1689 Durlach wird von französischen Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 - 1697) weitgehend zerstört; die Kirche brennt aus, Dach und Turmhelm werden zerstört, so dass nur der untere Teil des Turms erhalten bleibt. Hölzerne Notkirche (ab 1691).
  • 1698 Sammlungen zum Wiederaufbau finden im Schwäbischen Kreis, im Elsass, in Norddeutschland, Dänemark, Schweden, England, Holland und der Schweiz statt. Erste Glocke für die Durlacher Stadtkirche erwähnt (in Stuttgart gegossen).
  • 1698 - 1700 Wiederaufbau der Kirche nach Plänen des Rastatter Hofarchitekten Domenico Egidio Rossi, modifiziert von Hofbaumeister Thomas Lefèbvre, durch den Schlossbaumeister Giovanni Mazza: dreischiffige barocke Hallenkirche unter Verwendung der spätgotischen Außenmauern; stark eingezogener Chor mit 3/8-Schluss und Strebepfeilern auf Fundamenten des 15. Jhs. Anbau der Sakristei an der Südseite des Chors; der Turm wird mit einem Notdach versehen.
  • 28.8.1700 Erster Gottesdienst in der noch nicht fertig gestellten Kirche.
  • 27.3.1701 Offizielle Wiederingebrauchnahme der Kirche am Osterfest.
  • 1712 Neue Orgel
  • 1739 Der Kirchturm erhält seine jetzige barocke Turmhaube (Benedikt Burtscher).
  • 1758/1759 Neue Orgel der Gebrüder Stumm (Hunsrück) und Orgelgehäuse, Einbau der Orgelempore.
  • Vor 1770 Kanzel mit reichem Rocailleschmuck, zunächst in der Karlsburg, wohl Ende des 18. Jh. in die Stadtkirche verbracht, Stiftung von Markgraf Karl Friedrich.
  • 1770 Einbau zweistöckiger Steitenemporen.
  • Um 1770 Altar, 1792 klassizistisch überarbeitet.
  • 1779 Abbau der an der Außenseite der Kirche befindlichen Hafnerhütten, Brot- und Metzgerbänke etc.
  • 1785 Glocke erwähnt (A. Speck, Heidelberg).
  • 1786/1789 Im Chorraum Bestattung der Markgrafen Karl August und Christoph, Söhne des Karlsruher Stadtgründers Karl Wilhelm.
  • Um 1790 Achteckiger Taufstein.
  • 1792 Emporenerweiterung.
  • 1871 Vier farbige Glasfenster im Chor eingebaut, 1875 ein weiteres an der Südseite.
  • 1896 Neue Orgel der Durlacher Orgelbauer H. Voit und Söhne.
  • 1917 Abgabe einer der drei Glocken.
  • 1922 Neues Geläut mit vier Glocken (Gebrüder Bachert, Karlsruhe), von denen nur eine den 2. Weltkrieg übersteht.
  • 1932/1933 Kirchenrenovierung, Entfernung der oberen Emporen.
  • 05.11.1944 Bombenangriff zerstört Teile des Daches, die Türen und Fenster, darunter auch die farbigen Kirchenfenster.
  • 1951 Drei neue Glocken (Stephanus-, Paulus-, Christus-Glocke) komplettieren das jetzt vierglockige Geläut (mit Luther-Glocke von 1922).
  • 1955/1956 Einbau von vier farbigen Kirchenfenstern im Chor (mit Ausnahme rechts: 1999) und an der Südseite.
  • 1963 - 1968 Kirchenrenovierung, vor allem im Chor. Kruzifix (aus dem 16. Jahrhundert), das nach dem 2. Weltkrieg vom Friedhof zum Prinzessinnenbau verbracht wurde, 1967 im Chor aufgestellt.
  • 1992ff. Außenrenovierung.
  • 1997 - 1999 Umfangreiche Innenrenovierung: im Langhaus Fund von 14 Grabstätten adliger Personen; Verlängerung des Chorbodens ins Schiff und Renovierung der Stumm-Orgel von 1758/1759 durch die Firma Goll, Kreis/Luzern.
  • 31.10.1999 Wiederingebrauchnahme der Kirche.
  • 2002 Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden 12 Apostelbilder, jahrzehntelang deponiert, werden nach aufwändigen Restaurierungsmaßnahmen wieder aufgehängt.
  • 2003 Instandsetzung des Kirchturms.

Text: Dr. Dietrich Lutz (†), Dr. Otto Teschauer, Referat 26 für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Karlsruhe (Archäologie), Simon M. Haag (Chronologie)

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Linie: Tram 1, 8, BUS 21, 24, 26, 27, N3

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