Basler-Tor-Turm

Basler-Tor-Str 2

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

11 bis 17 Uhr: Besichtigungen und Führungen nach Bedarf (Mirko Felber, Günther Malisius)

Letztes erhaltenes Stadttor der markgräflichen Residenzstadt, 1689 in Brand gesteckt, 1760 – 1761 wieder aufgebaut. Diente auch als Gefängnis, beherbergte Mitte der 1960er Jahre Jugendgruppen.

Der-Basler-Tor-Turm

Stilistische Merkmale des mittelalterlichen Baues sind die Buckelquader an den Kanten und der Bogenfries unter dem obersten Stockwerk. Zur Wehrhaftigkeit des Turms gehörten die bis zu 2,20 m dicken Mauern (zur Stadtseite hin genügte eine geringere Mauerstärke) und die schmalen Sichtöffnungen auf der Feldseite. Zugänge gab es ursprünglich nur von der Stadtmauer aus, sie lagen über 5 m hoch. Die Außenwand schloss bündig mit der 1,5 m dicken Stadtmauer ab, so konnte sich niemand hinter den Ecken verstecken. Vor dem Tor lag der 3,5 m breite Zwinger, der von der streckenweise heute noch erhaltenen, weniger kräftig ausgebildeten Zwingermauer abgeschlossen wurde. Den äußersten Ring der Stadtbefestigung bildeten der ca. 14 m breite Stadtgraben, dessen schmaler Wasserlauf aufgestaut werden konnte, sowie ein Palisadenzaun.

Am Dienstag, den 16. August 1689, wurde das Basler Tor wie die gesamte übrige Stadt von den Truppen des französischen Marschalls Duras systematisch in Brand gesteckt, die soliden Turmmauern blieben jedoch stehen – lange Zeit als Ruine. 1761 erhielt das Tor seine heutige Form. Auf den ca. 24 m hohen Steinbau setzte der Zimmermann Zacharias Weiß aus Grötzingen ein gewölbtes barockes Dach („welsche Haube"). Ein neuer Treppenanbau erschloss den Turm jetzt (nach dem Zerfall der Stadtmauer) im zweiten Stockwerk; das erste wurde zum Verlies, d.h. war nur noch durch eine Öffnung von oben zugänglich. Die Durlacher Tortürme wurden als Gefängnisse genutzt, der Basler für Leute im Dienst des Markgrafen. Eine Zellentür ist erhalten, mit eiserner Klappe am Guckloch. Zur Torwache wurden mehrere Männer benötigt. Das schmale Torwarthäuschen jenseits des Stadtgrabens steht noch und wurde vor einigen Jahren renoviert. Der Torwart zog Zoll und Weggeld ein und schloss abends das Tor; der Schlüssel wurde zeitweise nachts vom Schultheiß verwahrt. Zwei- bis viermal in der Nacht musste jeder Torwächter auf der Mauer bis zum nächsten Tor und wieder zurückgehen, der vom Basler Tor stündlich bis zum Schloss. Die Bewachung wurde im 19. Jahrhundert aufgegeben, die anderen drei Tore wurden abgerissen. Das Basler Tor blieb erhalten, weil die Hauptstraße seit dem 18. Jahrhundert um den Schlossgarten herumführte und der Turm so dem Verkehr nicht im Weg stand.
1968/69 kam der Turm als der "Rote Turm" zu Berühmtheit. Die Deutsche Jugendschaft, die ihn seit 1958 mietweise nutzte, schloss sich der 1968er APO (Außerparlamentarische Opposition)-Bewegung an. Der Turm wurde zum Treffpunkt und Agitationszentrum junger Leute, die sich als antiautoritär, revolutionär, neo-marxistisch und sexualaufklärerisch verstanden und es genossen, wenn Durlacher Bürgertum und städtische Autoritäten sich über Gruppensex und „kommunistische Indoktrination" empörten. Rechtsradikale fühlten sich zu Gewaltakten ermuntert. Das „Antiautoritäre Jugendzentrum Roter Turm" hängte eine rote Fahne aus dem Fenster und ignorierte die Kündigung durch die Stadt Karlsruhe. Die Räumung wurde schließlich gerichtlich erzwungen und der – rechtzeitig geleerte – Turm von der Polizei im Sturm genommen und geschlossen. Zurück blieben die mit zahllosen Parolen und revolutionären Symbolen verzierten Innenwände – ein leibhaftiges APO-Museum! 1992 ließ das Hochbauamt die Wände sauber weißeln und elektrisches Licht installieren – damit man etwas sieht, wo nichts mehr zu sehen ist.
Das Denkmal ist nicht öffentlich zugänglich.

Text: Historischer Verein Durlach

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