Katholische Kirche St. Bonifatius

Sophienstr 127

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

12 Uhr Orgelkonzert mit Dominik Axtmann

Ende des 19. Jahrhunderts dehnte sich Karlsruhe rasch nach Westen aus. Im Jahre 1898, dem Jahr der Gründung der Pfarrkuratie St. Bonifatius und der Errichtung einer Notkirche, wohnten in der Weststadt 4000 Katholiken, 1908 bereits 6700.
Die Grundsteinlegung der St. Bonifatiuskirche war an Pfingsten 1906, die Weihe am 18. Oktober 1908. Sie wurde nach Plänen von Johannes Schroth, Leiter des Erzbischöflichen Bauamtes Karlsruhe, im Stile einer romanischen, dreischiffigen Basilika mit kreuzförmigem Grundriss errichtet und ist eine der monumentalen, historisierenden Kirchen der Stadt.

Katholische Kirche St. Bonifatius – Vom Bauen, Pflegen und Instandsetzen

Die Hauptfassade wird bestimmt durch einen wuchtigen quadratischen Mittelturm, an den sich ein Querhaus mit den drei Hauptportalen und einem Übergang zum benachbarten Pfarrhaus anschließt. Auf der Straßenseite dieses Querhauses befindet sich die reichgeschmückte Apsis der Taufkapelle. Die Glockenstube des Turmes öffnet sich auf jeder Seite durch zwei große Triforien, und die vier feingegliederten Wimperge leiten über in das abschließende Zeltdach. Die Außenseiten der Seitenschiffe und des basilikalen Chores werden vor allem gegliedert durch die Rundbogenfenster und Strebepfeiler und geschmückt durch eine umlaufende Zwerggalerie. In den Giebelseiten des Querschiffes befindet sich je eine große Fensterrosette. Der Schnittpunkt der Satteldächer von Haupt- und Querschiff wird gekrönt von einem Dachreiter.
Der Eindruck des Innenraumes wird geprägt durch die Abfolge der drei Kuppeln des Hauptschiffes, der Kuppeln der Vierung und des Chores und dem Halbrund der Apsis und der zugehörigen Folge von Arkaden und Triforien. Die Arkaden des Hauptschiffes werden abwechselnd von Pfeilern und Zwillingssäulen getragen. Die Seitenschiffe und die darüber liegenden Emporengeschosse werden durch Kreuzgratgewölbe abgeschlossen. Im rechten Seitenschiff schließen sich drei Triforiennischen mit den Beichtstühlen an. An den Kapitellen der Säulen der Triforien sind die sieben Hauptsünden dargestellt.


Ursprünglich waren die Kuppeln der Kirche mit Fresken aus dem Leben des Heiligen Bonifatius von Franz Rieger (Lautenbach) ausgemalt. Bei Luftangriffen im Jahre 1944 wurden diese jedoch ebenso wie die Glasfenster von Hans Drinneberg (Karlsruhe) und die Orgel (Fa. Voit u. Söhne, Durlach) zerstört. Die Plastiken der Ausstattung der Kirche blieben jedoch weitgehend erhalten. Zum größten Teil stammen diese vom Hofbildhauer August Schädler, nämlich der alte Hochaltar in der Apsis (mit der Hl. Dreifaltigkeit von Rieger im Tympanon), die zwölf Apostel auf Konsolen im Haupt- und Querschiff, König David und die Hl. Cäcilia an der Orgelempore, der Kreuzweg im linken Seitenschiff, der Hl. Antonius v. Padua und die Mutter der immerwährenden Hilfe an den Turmpfeilern sowie die Tympanons der Hauptportale und der Hl. Bonifatius auf der Säule vor der Kirche. Die Altäre im Chorumgang stammen von Josef Dettlinger (Freiburg), der Herz-Jesu-Altar von Thomas Buscher (München), der Marienaltar, das Chorgestühl und die Beichtstühle von den Gebr. Metzger (Überlingen), die Pieta mit Hl. Grab von Karl Eisele (München).

Der rasche Wiederaufbau am Ende der vierziger bis in die fünfziger Jahre musste sich auf das Notwendige beschränken. Die neue Orgel kam 1949 (Fa. Hess, Durlach). 1963/64 wurden von Franz Dewald die beiden Rosettenfenster im Querschiff neu geschaffen – links Christus-, rechts Marienleben. 1978/1980 erfolgte schließlich eine umfassende Innenrenovation, durch die ein heller, freundlicher Kirchenraum entstand. Den Anforderungen der Liturgiereform folgend wurde der Zelebrationsaltar – gestaltet von Frido Lehr – in die Vierung verlegt. Der Künstler Valentin Feuerstein führt uns mit seinen Deckengemälden in Hauptschiff, Vierung und Chorraum durch die Heilsgeschichte des Alten und Neuen Testamentes, Szenen aus dem Leben des Hl. Bonifatius sind in der linken Querschiffkuppel, aus dem Leben der Hl. Lioba und der Hl. Elisabeth in der rechten dargestellt.
Das erste Glockengeläut wurde 1917 beschlagnahmt und eingeschmolzen. Es wurde 1924 durch vier neue Glocken ersetzt. Da diese aus Stahl gegossen waren, haben sie den Zweiten Weltkrieg überdauert.

Die Hess/Voit-Orgel

Die Geschichte der beeindruckenden Orgel ist noch nicht ausreichend erforscht. Sie wurde 1948 von der Durlacher Firma Carl Hess unter Verwendung von wertvollem Pfeifenmaterial (28 Registern) der Vorkriegs-Orgel der Firma Voit und Söhne, Durlach, gebaut und im Laufe der Jahre immer wieder ausgebessert. Ursprünglich waren 70 Register mit zwei Schwellwerken und 32'-Stimmen geplant. Zur Ausführung kamen letztlich 44 klingende Register auf drei Manualen und Pedal. Im Laufe der Zeit nahm sich der Orgelbauer Karl-Heinz Bormann, Kehl, der Orgel an, besserte Technik und Mechanik aus, ersetzte minderwertiges (Nach-)Kriegsmaterial durch hochwertiges neues und intonierte ein außerordentlich vielseitiges und z. T. voluminöses Klangbild, das in Verbindung mit dem Nachhall des monumentalen Kirchenbaus durchaus Kathedralatmosphäre erzeugt. Die Klangstärke und das Spielgefühl erinnern dabei sogar ein wenig an Notre-Dame, Paris.

Text: Dr. Albert Gamber (Kirche), Dominik Axtmann (Orgel)

Nächste Haltestelle
Karlsruhe Sophienstraße
Linie: Tram1

Nächster Parkplatz
Sophienstr. 128 (Parkautomat)
Entfernung: ca. 40 m Luftlinie

Anfahrt
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