Evangelische Christuskirche

Kaiserallee 2

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

18 Uhr Orgelkonzert mit Carsten Wiebusch

In den Jahren 1893 - 95 lobte der Oberkirchenrat und die Kirchenbauinspektion einen Architekten-Wettbewerb aus. Die darin formulierte Aufgabenstellung erfolgte auf Grundlage des Wiesbadener Programms von 1891, bei dem die Kirche als Versammlungshaus der feiernden Gemeinde verstanden wurde. Hierbei sollte auf Mehrschiffigkeit und auf Trennung zwischen Schiff und Chor verzichtet werden, stattdessen steht der Altar mit Umgang im Zentrum, während die Anordnung der Kanzel, Orgel- und Sängerbühne hinter dem Altar im Angesicht der Gemeinde gefordert wurde. Das Preisgericht empfahl den überarbeiteten Entwurf von Curjel & Moser zur Ausführung.

Evangelische Christuskirche

1896 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Die Architekten konzipierten in Anlehnung an das Wiesbadener Programm eine zentralisierende Kreuzkirche in neogotischem Stil, über deren 14 x 14 Meter großem Vierungsquadrat ein 67 Meter hoher mächtiger oktogonaler Turm mit vier Ecktürmchen einen deutlichen städtebaulichen Akzent setzt.

Während der vierjährigen Bauzeit wandelte sich die neogotische Ornamentik der ersten Entwürfe in Richtung Jugendstil unter Verwendung vor allem der „linienschönen Meeralge“.
Die Modelle für die Bildhauerarbeiten in Stein stammten von den Karlsruher Bildhauern Wilhelm Sauer und Hermann Binz, die Modelle für die Bronzearbeiten (einschließlich der Kandelaber) von Prof. Fridolin Dietsche. Das Wandbild im ehemaligen Konfirmandensaal, der heutigen Kapelle, schuf Hellmuth Eichrodt. Die großen farbigen Kirchenfenster über den Seitenemporen stammten von dem Glasmaler A. Lüthy, Frankfurt. Zwei Luftangriffe, im September 1942 und im Dezember 1944, führten zu schweren Schäden an der Kirche. Der Mittelturm brannte aus, die Bedachung und der Kronleuchter wurden zerstört, die Gewölbe rissen und Fenster wie Orgel wurden stark beschädigt und teilweise zerstört.

Nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau der Kirche und der Restaurierung des Gewölbes und der Fenster begonnen. Die große Maßwerkrose über der Mittelempore, die an die Rosette des Straßburger Münsters erinnert, wurde 1950 von der Meisterklasse Prof. Erich Heckels an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe einfühlsam restauriert.
1973 - 1975 wurden die beiden Seitenfenster der Mittelempore nach den Entwürfen des Neckarsteinacher Künstlers Peter Valentin Feuerstein geschaffen. Anstelle von „Calvin“ und „Zwingli“ traten apokalyptische Themen: „Das himmlische Jerusalem“ und „Das Weib und der Drache“.

1985 - 1988 findet der unmittelbar nach Kriegsende begonnene Wiederaufbau mit der - nicht unumstrittenen - originalgetreuen Wiederherstellung der Turmhelme auf dem Vierungsturm und den vier Ecktürmen seinen Abschluss.

Im Jahr 2004 wird das fünfglockige Geläut von 1953 mit der Friedensglocke ergänzt.

Geschichte der Orgeln
Die ursprüngliche Orgel der Christuskirche aus dem Jahre 1900 stammte von der Firma Steinmeyer, Oettingen. Die Orgel war mit 41 Registern und drei Manualen und Pedal von eher bescheidener Größe und ganz im Geiste der Spätromantik erbaut. Der Prospekt der Orgel aus nicht klingenden Pfeifen, zusammengefasst durch Bronzebänder, fügte sich harmonisch in den symmetrischen Kirchenraum ein.
Im Jahre 1938 fand ein umfangreicher Umbau der Orgel statt. Dabei wurde die pneumatische Traktur elektrifiziert, der Klang der Orgel im Geiste der sogenannten „Orgelbewegung“ aufgehellt, die Orgel auf 58 Register erweitert. Die einzige äußerlich sichtbare Veränderung waren die Versetzung des Spieltisches und die seitlich links und rechts ergänzten Prospektfelder, die durch die Vergrößerung der Orgel nötig waren.
Bedingt durch Kriegsschäden ebenso wie durch den unglücklichen Umbau 1938, der die Geschlossenheit des Instrumentes beeinträchtigt hatte, ohne dabei zu entscheidenden Verbesserungen zu führen, entschloss man sich 1960 zu einem kompletten Neubau der Orgel. Die jetzige Orgel der Christuskirche wurde 1966 als Opus 1336 von der Orgelbaufirma Johannes Klais, Bonn, erbaut. Sie hat 57 Register, verteilt auf vier Manuale und Pedal, mechanische Spiel- und elektrische Registertraktur.
An dieser Orgel, die in unzähligen Gottesdiensten und Konzerten erklungen ist, waren viele der bedeutendsten Organisten zu Gast - etwa im Rahmen der jährlich stattfindenden Karlsruher Orgeltage. Als besondere Stärke wird immer wieder die ungewöhnliche Brillanz und Durchsichtigkeit des Klanges empfunden.

Nach 40 Jahren ohne grundlegende Überholung befindet sich die Orgel der Christuskirche in einem beklagenswerten Zustand. In vielen Bereichen sind auch minderwertige Materialen zum Einsatz gekommen. Von vielen wird die äußere Gestaltung der Orgel in der Kirche als Fremdkörper empfunden. Nach einem langen gedanklichen Prozess, der von vielen Organisten, Sachverständigen und Architekten begleitet wurde, haben die Gemeinden 2006 beschlossen, einen ungewöhnlichen Weg zu beschreiten: Die Orgel soll so vollständig erneuert werden, dass zwar nahezu alle bestehenden Register und Pfeifen wiederverwendet werden, die gesamte Technik der Orgel jedoch neu konzipiert wird. Eine Reihe von Klangfarben, die der Orgel mehr Grundtönigkeit verleihen und für die Darstellung der Musik aus Spätbarock und Romantik unerlässlich sind, wird ergänzt. Die Klais-Orgel soll mit den bestehenden Registern in ihrer bestechenden Klarheit wiederzuerkennen sein, aber bereichert durch bisher in der Christuskirche „unerhörte“, faszinierende Klänge. Und das alles hinter einem neuen Orgelprospekt, der den ruhigen und würdigen Raumeindruck der Christuskirche wiederherstellt.

Neben der großen Klais-Orgel verfügt die Christuskirche über eine besonders wertvolle, einzigartige Orgel: die im Jahre 2004 von dem Orgelbauer Matthias Wagner, Grünstadt, erbaute sogenannte Chororgel. Sie stellt ein von vielen Organisten und Orgelbauern bewundertes klangliches und technisches Meisterwerk dar. Sie verfügt über acht Register, ca. 500 Pfeifen, die auf engstem Raum untergebracht sind und trotzdem sich zu einem warmen, farbigen und präsenten Klang entfalten. Die Orgel ist fahrbar und kann in der Kapelle hinter der Altarwand für kleinere Gottesdienste und Taufen, im Altarraum der Kirche für Konzerte, als Continuo-Instrument etc. genutzt werden.

Literatur: Curjel & Moser, Städtebauliche Akzente um 1900 in Karlsruhe. Ausst.-Kat. Badischer Kunstverein Karlsruhe 1987
100 Jahre Christuskirche Karlsruhe 1900 - 2000. Karlsruhe 2000

Text: Kantor Carsten Wiebusch (Orgeln)

Nächste Haltestelle
Karlsruhe Mühlburger Tor
Linie: S1, S11, S2, S5, Tram 1, 2, 3, 6

Nächster Parkplatz
Südliche Hildaprom./Ost (Parkautomat)
Entfernung: ca. 120 m Luftlinie

Anfahrt
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