Evangelische Auferstehungskirche

Lange Str 28

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

15 Uhr Orgelkonzert mit Dieter Cramer

Die Evangelische Auferstehungskirche ist eine große barocke Emporenkirche mit Westturm im Stil des Neobarock. Sie wurde 1907 bis 1908 nach Plänen des Kirchenbaurats Rudolf Burckhardt und des Architekten Appenzeller errichtet. Bemerkenswert ist die Innenausstattung mit Bleiglasfenstern von Hans Drinneberg und das Wandgemälde "Christi Himmelfahrt" von Bernhard Schneider, beide aus Karlsruhe. 

Die Evangelische Auferstehungskirche

Die evangelische Kirche ist dem Alter nach der zweite von drei Kirchenbauten in dem ehemals selbständigen Dorf. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die alte, 1774-76 errichtete Kirche am Ortsausgang in Richtung Karlsruhe zu klein geworden. Ein Neubau, möglichst zentral gelegen, sollte für die stark angewachsene, hauptsächlich aus Arbeitern bestehende Gemeinde errichtet werden. Betreiber des Kirchenneubaus waren Dekan Philipp Roth und Pfarrer Lebrecht Mayer, die ihre Gläubigen in einem der ersten Schreiben an den Oberkirchenrat als „größtenteils religiös indifferent und von sozialdemokratischem Geiste durchdrungen“ bezeichneten – eine Einschätzung, die sich auf die Gestaltung des Gebäudes nicht unerheblich auswirken würde.

1905 und 1906 datieren die drei Alternativentwürfe für den Kirchenneubau, die von Baurat Rudolf Burckhardt (1851-1914), dem Vorstand der Evangelischen Kirchenbauinspek-tion, stammen. Alle drei Entwürfe sind im Stil des Neoba-rock gehalten. Die beiden ersten sehen einen Zentralbau mit polygonalem bzw. angenähert kreisförmigem Grundriss vor. Das dritte Projekt wurde ausgeführt. Sein Grundriss basiert auf einem gedrungenen Kreuz und ist mit seiner vergleichsweise schmalen Turmfassade für den Bauplatz in der schmalen, kleinteilig bebauten Straße wohl besser geeignet, als die beiden breiter ausladenden Alternativentwürfe.

Im Juni 1907 erfolgt die Grundsteinlegung. Die monumentalen Glasfenster wurden an die Karlsruher Werkstatt von Hans Drinneberg vergeben, eine international tätige Firma, die in Karlsruhe die Fenster der Lutherkirche geliefert hatte. Das Gemälde „Christi Himmelfahrt“ an der Chorwand stammt von dem Karlsruher Kunstmaler Bernhard Schneider, einem Schüler von Hans Thoma. Eine Diskussion über die Wahl der Themen dokumentieren die Akten nicht. Die großformatigen Fenster über den Emporen haben die Reformation zum Thema: „Luther auf dem Reichstag zu Worms“ sowie „Luther und Melanchthon erklären die Bibel“. Szenen aus dem Leben Jesu an der Stirnseite der Kirche sowie Medaillonbilder mit Einzeldarstellungen an den Längsseiten vervollständigen das Bildprogramm. Die Wahl der dargestellten Persönlichkeiten ist auf den ersten Blick ungewöhnlich: Neben Figuren des alten und neuen Testaments, der Reformation, der Rüppurrer und der badischen Geschichte finden sich drei Personen der neuesten Geschichte, nämlich Großherzog Friedrich I., Fürst Bismarck und Kaiser Wilhelm I. Sie mögen in ein theologisches Bildprogramm, das in einer Kirche zu erwarten wäre, nicht so recht passen und sind tatsächlich auch politisch gemeint. Großherzog, Reichskanzler und Kaiser stehen für die konservative und deutsch-nationale Politik, die Verbindung von „Altar und Thron“, die der sozialdemokratisch wählenden Rüppurrer Arbeiterschaft eindrücklich vor Augen geführt wurde.

Während das Äußere der Kirche nach zwei Renovierungen etwa wieder dem ursprünglichen Erscheinungsbild entspricht, musste das Innere größere Verluste hinnehmen: Die Dekorationsmalerei, der Kanzelalter, Türen und Türrahmen im Chor sowie die kassettierten Emporen¬brüstungen wurden entfernt, die Glocken mussten im ersten Weltkrieg abgegeben werden, die Orgel wurde durch einen Neubau ersetzt. Erhalten sind dagegen die Glasfenster, lediglich die an der Stirnseite wurden im Krieg zerstört und nach den alten Kartons originalgetreu ersetzt. Glücklicherweise hat sich das schöne Gestühl komplett erhalten. Ansprechend ist die Farbgebung in warmen Grün- und Beigetönen, die allerdings nicht dem ursprünglichen Befund entspricht. Eine neuerliche Sanierung möge diesen Bestand bewahren.

Text: Dr. Ute Fahrbach, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

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