Ehemalige Telegraphenkaserne, heutige Reitinstitut Egon von Neindorff-Stiftung

Nancystr 1

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

9.30 bis 13.30 Uhr Besichtigung

10 Uhr Führung durch die Reithalle und Stall mit Prof. Ulrich Schnitzer, Treffpunkt im Hof

12 Uhr Reitvorführung in der Reithalle

In den Jahren 1906/07 wurde entlang der Hertzstraße für das Telegraphenbataillon 4 eine neue Kaserne erbaut. Bauherr war – entsprechend der Militärkonvention – die preußische Heeresbauverwaltung; als ausführende Architekten werden Pfaff und Schettler genannt. In dem Gesamtkomplex stellen die Reithalle und der Stall aus denkmalpflegerischer Sicht die bedeutendsten Gebäude dar.

Ehemalige Telegraphenkaserne, heute Reitinstitut Egon-von-Neindorff-Stiftung

In den Jahren 1906/07 wurde entlang der Hertzstraße für das Telegraphenbataillon 4 eine neue Kaserne erbaut. Bauherr war – entsprechend der Militärkonvention – die preußische Heeresbauverwaltung; als ausführende Architekten werden Pfaff und Schettler genannt. In dem Gesamtkomplex stellen die Reithalle und der Stall aus denkmalpflegerischer Sicht die bedeutendsten Objekte dar.

Die außen 19 x 40 m große Reithalle besteht aus 0,7 m dickem Buntsandstein-Mauerwerk mit zusätzlichen Mauervorlagen an den Bundachsen. Bogenförmige hölzerne Träger überspannen den Raum. Diese nach ihrem Erfinder „Stephans-Binder“ genannte Konstruktion stellt ein Beispiel für den Übergang von der traditionellen Zimmererkunst zum Ingenieurholzbau dar. Sie ist das beeindruckendste Element der Anlage.

Nördlich der Halle liegt das Stallgebäude. Es ist in Ost-West-Richtung 128 m lang und 11,5 m tief. Es wird durch einen Mittelrisalit und in der Dachgliederung durch Kopfbauten an den Enden gefasst. Die Wände sind ebenfalls in Buntsandstein gemauert, wie bei der Reithalle im unteren Teil als Sichtmauerwerk, im oberen Teil verputzt. Die Stallfenster sind zum größeren Teil im Original erhalten, einschließlich ihrer robusten eisernen Bedienungsteile. Auch das Belüftungssystem mit über Hebel zu bedienenden Klappen in der Wand und hohen Entlüftern im Dach ist teilweise noch sichtbar.

In diesem Stalltrakt waren ursprünglich über 130 Pferde untergebracht, in 1,60 m bis 1,73 m breiten Anbindeständen, die durch bewegliche eiserne „Flankierbäume“ getrennt waren. Das Dachgeschoss diente als Vorratsspeicher für Heu und Stroh. Diese lose angelieferten Güter wurden über Umlenkrollen auf balkonartigen Auskragungen hochgezogen und von Hand im Dachraum aufgeschichtet.

Bis 1918 wurde das Ensemble durch die Telegrapheneinheit genutzt; dabei wurde 1911 nördlich ein weiteres Stallgebäude mit ähnlicher Aufteilung begonnen. 1936-45 waren hier berittene Einheiten der Wehrmacht (Artillerie) untergebracht, zu dieser Zeit wurde auch ein Verbindungsgang zwischen Reithalle und Stall in ähnlicher Bauweise angelegt.

Seit 1949 ist die Anlage Sitz des Reitinstituts Egon von Neindorff. Es widmet sich der Pflege der höheren Reitkunst; nach dem Tod des Gründers im Jahre 2004 wird es von der Stiftung in seinem Sinne weitergeführt. Die inzwischen zur Geschichte Karlsruhes gehörende Einrichtung belegte zu Beginn nur einen Teil des Stallgebäudes mit ihren Pferden. In die übrigen Abschnitte zogen Handwerksbetriebe ein. Im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte wurden die Räume Zug um Zug den Pferden zurückgegeben. Im Vergleich zur Belegung während der militärischen Nutzung steht heute dem einzelnen Pferd der doppelte bis dreifache Platz zur Verfügung, so dass das Gebäude mit 50 Pferden ausgelastet ist. Im Außenbereich wurden sog. „Paddocks“ eingerichtet, die den Pferden täglich stundenweise Aufenthalt im Freien ermöglicht.

Im Jahre 1999 wurde die Reithalle mit Mitteln der Stadt Karlsruhe, die Eigentümerin ist, und Zuwendungen der Denkmalpflege und Denkmalstiftung saniert. Eine Renovierung des Stalltraktes steht noch aus.

Unter den Bauwerken, die in Karlsruhe der Pferdehaltung dienten (wie der Marstall des Schlosses, das Landesgestüt, die Dragonerkasernen), wurde dieser Komplex als letzter realisiert, im Gegensatz zu den anderen wurde er nicht – durch Kriegseinwirkung, Umnutzung oder Abriss (wie das Landesgestüt von Heinrich Hübsch) – zerstört und erfüllt noch heute den ursprünglichen Zweck als Einrichtung für die Reiterei, was ihn in ganz Baden-Württemberg einzigartig macht.

Text: Clemens Blank (†), Aktualisierung Ulrich Schnitzer

Nächste Haltestelle
Karlsruhe Barbaraweg
Linie: BUS 70

Nächster Parkplatz
Hertzstr. 16 (Parkautomat)
Entfernung: ca. 200 m Luftlinie

Anfahrt
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