Spuren der ehemaligen Durlacher Industriegeschichte am Beispiel der Orgelfabrik, von Gritzner und Sebold

Weiherhof 1

Treffpunkt, Öffnungszeit und Führungen

15 und 17 Uhr Führung mit Georg Hertweck, stattreisen Karlsruhe e.V., Treffpunkt: Weiherhof, Eingang Hallenbad

Die ehemalige Durlacher Orgelfabrik befindet sich in der heutigen Amthausstraße in den hinteren Gebäuden der Häuser Nr. 17 und 19. Die Entstehung der vorderen Wohnhäuser reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Haus 19 beherbergte nachweislich schon 1766 die Durlacher Stadtschreiberei. Haus 17 wurde im Jahr 1700 von Ernst Friedrich Boch, fürstlichem Geheimrat und Konsistorialdirektor erbaut.

Spuren der ehemaligen Durlacher Industriegeschichte am Beispiel der Orgelfabrik, von Gritzner und Sebold

1770 verlegte die berühmte Orgelbauerfamilie Stein ihre Werkstatt zunächst in das Haus Nr. 17. 1794 heiratete der ebenfalls einer Orgelbauerfamilie entstammende Johann Volkmar Voit in die Familie Stein ein, 1798 übernahm er die Besitzungen. Unter seinem Sohn Heinrich Voit entwickelte sich die Durlacher Orgelfabrik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer im In- und Ausland berühmten Orgelbauanstalt. In dieser Zeit fanden auch die größten Erweiterungen und Neubauten auf dem Fabrikgelände statt, das im hinteren Teil an das ehemals Großherzogliche Amtsgefängnis angrenzte (heute steht hier der Weiherhofcenter). Die Glanzzeit des Unternehmens neigte sich 1930 dem Ende zu. 1936 bezog der Maschinen- und Apparatebau Herlan das Grundstück, nach dem Umzug der Firma 1971 standen die Gebäude leer. Städtebauliche Neuplanungen führten in den 80er Jahren zu ersten Abrissmaßnahmen auf dem Gelände, nur eine private Käufergemeinschaft konnte die mittlerweile als Kulturzentrum genutzten Gebäude 1985 retten. 1987 kaufte die Stadt Karlsruhe das Gebäude, in dem mittlerweile zahlreiche kulturelle Aktivitäten stattfinden. Das Gebäude wurde mit minimalstem Aufwand denkmalgerecht instand gesetzt, weitere Um- und Ausbauarbeiten stehen für eine intensivere Nutzung dringend an.

Die beiden Wohn- und Bürohäuser an der Amthausstraße sind die ältesten Gebäude auf dem Gelände. Kern der heutigen Anlage ist jedoch zweifelsohne die Orgelhalle, die vor 1886 entstanden ist. Zum Gesamteindruck tragen vor allem die rundbogigen Fenster bei, die in zwei Reihen übereinander angeordnet sind. Alle drei Seiten weisen eine klare senkrechte Dreiteilung auf. Das Gebäude besteht aus unverputztem Haustein, die Fenstergewände aus Sandsteinwerkteilen, die Fensterbögen werden zusätzlich von Sturzbögen aus Ziegelbändern verziert. Alle diese Gestaltungsmerkmale erinnern an den so genannten Rundbogenstil von Heinrich Hübsch, der als Baudirektor die Karlsruher Architektur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßgeblich prägte.

Text: Dr. Ulrike Plate, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Nächste Haltestelle
Durlach Schlossplatz
Linie: Tram 1, 8, BUS 21, 24, 26, 27, N3

Nächster Parkplatz
Scheck-in-Center Durlach
Entfernung: ca. 60 m Luftlinie

Anfahrt
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