Am Steinhäusle 10

Ansicht von Südwest, Bild: © 2005, G. Löffler

Evangelische Kirche Grünwettersbach

Am Steinhäusle 10, Grünwettersbach

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

Evangelische Kirche, Westturm aus dem 12. Jh, Glockengeschoss des Turmes und Kirchenraum von Wilhelm Friedrich Goetz, 1782, Taufstein 1491, Holzkanzel um 1780, Orgel, 12./18. Jh. von Wilhelm Friedrich Goetz, Ludwigsburg

Ergänzende Informationen des Stadtarchivs

Die Geschichte der Kirche beginnt wohl im 12. Jahrhundert; sie wurde 1278 erstmals urkundlich erwähnt. Vermutlich ist sie wie das Dorf eine Gründung von Zisterziensermönchen. Das ehemals katholische Dorf hatte schon 1534 den ersten evangelischen Pfarrer, wurde aber im Zuge der Auflösung des Klosters Herrenalb, trotz des Widerstandes der badischen Markgrafen, württembergisch. Erst 1549 wurden Kirche und Dorf aufgrund des Bekenntniswechsels des württembergischen Herzogs Ulrich lutherisch. Bis 1806 blieb das Dorf württembergisch, wohl auch wegen der strategisch guten Lage oberhalb der Handelsstraße zwischen Basel und Frankfurt.

Wenn man die Kirche von außen betrachtet, dann fällt zunächst der schlanke Turm in seiner wohlgeformten Einfachheit auf. Er wurde im Stil der Romanik in Anlehnung an Bauformen der Hirsauer Bauschule erbaut und ist somit der älteste Teil der Kirche und das älteste Bauwerk der Gemeinde Grünwettersbach.

Paul Maier-Pfau beschreibt das Aussehen des Turms 1951 folgendermaßen:

„Umlaufende Gesimse gliedern rhythmisch seine Höhe. Die geschlossene Baumasse wird belebt durch vertiefte Wandflächen, die im 3. Obergeschoß mit Bogenfriesen abschließen und an den Turmkanten lisenenartige Wandstreifen entstehen lassen. Der Zahnfries unter dem 2. Gesims ist schönes, dekoratives Beiwerk. An dämonenbannende Mächte aus alten Glaubensvorstellungen erinnern die darüber sitzenden Steinmasken, deren Plastik bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen ist. Die wertvollsten Teile dieser Architektur sind jedoch die Zwillingsfenster (der oberen Geschosse), deren Bogen durch eine gemeinsame Mittelsäule gestützt werden.“ („Soweit der Turmberg grüßt“, 3. Jg., Nr. 1, 20.01.1951,  S. 3)

Unter dem Fenster an der Südseite des Turms befindet sich eine Sandsteinplatte mit einer Sonnenuhr aus dem 16. Jahrhundert. Das hölzerne Glockengeschoss des Turmes wurde wegen Baufälligkeit 1777 abgetragen und bis 1779 erneuert.

Das heutige an den Turm anschließende Kirchenschiff aus unverputztem Quadermauerwerk wurde 1782/83 in spätbarocker Form errichtet. Das romanische dreischiffige Langhaus, das auf acht steinernen Säulen stand, wurde 1781 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Wie es mit dem Turm, der vier Schauseiten aufweist, verbunden war, ist ungeklärt. Vermutlich hatte die ursprüngliche Kirche keinen Vorgängerbau. Die heutige rechteckige Saalkirche mit dreiseitigem Chorschluss und Emporen wurde nach Entwürfen des Baumeisters und Kirchenrates Wilhelm Friedrich Goetz aus Ludwigsburg erbaut.

Der achteckige Taufstein mit Abfluss steht auf einem gedrungenen achteckigen Schaft über einem quadratischen Boden und stammt laut Beckenaufschrift in gotischen Ziffern aus dem Jahr 1491.

Die hölzerne Kanzel aus der Zeit um 1780 besteht aus einem Korb, der mit Rocaillen verziert ist. Der Schalldeckel in Muschelform ist samt Kanzel 1911 im Zuge von Renovierungsarbeiten an den heutigen Platz versetzt worden. Aus dieser Zeit stammt auch der Kanzelaufgang.

Im Zuge dieser Renovierungsarbeiten an der Kirche wurde der aus Steinen gemauerte Altar durch einen Altar aus Holz ersetzt.

Die hundertjährigen, schadhaften Sprossen-Fenster wurden 1889 durch bleiverglaste Fenster ersetzt. Ein Chorfenster stellte die Bergpredigt dar, während die anderen mit rhombenförmigen Mustern ausgestaltet waren. Bei einem Fliegerangriff 1944 wurden diese zerstört. Der Grünwettersbacher Künstler Heinz Barth stiftete in den 1950er Jahren ein neues Chorfenster mit einer Darstellung des auferstandenen Christus, das 1996 im Zuge einer Neugestaltung des Kircheninneren am Treppenaufgang zur Empore Platz fand. Die heutigen Fenster wurden von Michael Munzer, Gerlingen, in symbolischer Farbgebung gestaltet.

Literatur:

Paul Maier-Pfau: Der Glockenturm in Grünwettersbach. In: „Soweit der Turmberg grüßt“, 3. Jg., Nr. 1, 20.01.1951, S. 3

Wilhelm Spengel: Die Kirche zu Grünwettersbach. In: Badische Heimat. 49. Jg., 1969, H. 4, S. 441-465

Wilhelm Spengel und Heinz-Thilo Krahl: Wettersbacher Heimatbuch. Hrg. von der Ortsverwaltung Wettersbach. Karlsruhe, o. J. (1972), S. 162-175

Text: Otto Gruschwitz

Denkmal nach § 28 Übergangsregelung Denkmalschutzgesetz

 

Ansicht von Südwest Bild: G. Löffler, 2005

 

Pfarrer A. Sievert: Der Kirchstaig im Jahre 1837, Bild: Aquarell, Original im Pfinzgaumuseum Durlach , 1837

 

 

Blick auf Grünwettersbach mit der evangelischen Kirche

 

Kirchplatz Bild: PBe, 2013