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  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Durlach: Der Turm auf dem Durlacher Turmberg, Reichardtstr.

Besichtigung: 11.00 - 17.00 Uhr Führungen: nach Bedarf (Dr. Peter Güß, Karl-Heinz Hentschel, Gudrun Mittelhamm, Karl Kratt) Die Anlagen der städtischen Wasserversorgung sind sonst nicht öffentlich zugänglich.

Turmberg

Nein, aus der Römerzeit stammt er nicht, wie manche romantischen Gemüter schon meinten. Doch als er vor achteinhalb Jahrhunderten erbaut wurde, also in der späten Stauferzeit, gab es immerhin schon einen Vorgängerbau. Unmittelbar neben dem Turm, auf seiner Südwestseite, fand man bei Grabungen die Fundamente eines weiteren Turmes. Die Mauern waren gleich dick (ca. 2,50 m), das quadratische Innere war geräumiger (5,40 m statt 4 m im Durchmesser). Es handelte sich um die Überreste eines ca. 200 Jahre älteren, freistehenden Wohnturmes, des "castrum Gretzingen", d.h. der Burg von Grötzingen. Hier war im 11. und 12. Jahrhundert der Sitz der Pfinzgaugrafen aus dem Geschlecht der Hohenberger, die im Auftrag der Salierkönige Herrschaftsrechte ausübten. Berthold von Hohenberg gründete von hier aus im Jahre 1094 das Kloster Gottesaue. Der Wohnturm war eine der frühesten adligen Höhenburgen im deutschen Südwesten, was vom Selbstbewußtsein der Besitzer zeugt. Die staufischen Nachfolger der Salier, die in unmittelbarer Nähe von Dorf und Burg Grötzingen die Stadt Durlach gründeten, ließen das Pfinzgaugrafenamt eingehen und zogen es vor, auf der Burg ein niederadliges Dienstmannengeschlecht, die Herren von Rosswag, zu installieren, die sich freilich auch oft "de Gretzingen" nannten. Der Raum innerhalb der Ringmauer um den Wohnturm füllte sich im 12. Jahrhundert mit Stallgebäuden, Torbau und Zisterne, bis er unerträglich eng wurde. Zwischen 1230 und 1250 wurde der alte Wohnturm abgetragen und stattdessen ein in die Umfassungsmauer integrierter schlankerer Bergfried erbaut, der auf der Bergseite die schwächste Stelle sicherte, an der der natürliche Steilhang fehlte.

Das äußere Erscheinungsbild des ca. 28 m hohen Turmes ist geprägt durch die für die Stauferzeit typischen robust und wehrhaft wirkenden, an den Kanten sauber beschlagenen Buckelquader. Der einzige Zugang war ursprünglich der gotisch-spitzbogige Einlass in 12,50 m Höhe, nur über eine Holzleiter erreichbar. Er führt auf die Decke des Untergeschosses, des ursprünglichen Verlieses, das nur von oben durch ein "Angstloch" zugänglich war. (Heute enthält es Anlagen der städtischen Wasserversorgung; die Tür zu ebener Erde ist ein moderner Durchbruch.) Die neuen Herren im 13. Jahrhundert, die Markgrafen von Baden, amtierten anfangs noch gelegentlich auf der Burg, die man jetzt "castrum Durlach" nannte. Nachdem diese aber in den 1270er Jahren mehrmals erobert worden war, bevorzugten sie mehr und mehr die Stadt Durlach, bei der sie eine Tiefburg errichteten. Als Markgraf Karl II. 1556 die Residenz nach Durlach verlegte und die Karlsburg bauen ließ, blieb der alten Burg nur noch die Funktion als Wachtturm. Mit Hilfe eines 13 m hohen Pfeilers wurde eine Plattform angebaut zur Aufstellung einer Alarmkanone. Der Zugang zum Turm wurde erleichtert durch Anbau eines Treppenturmes mit Wendeltreppe. Das pyramidenförmige Ziegeldach und alle Holzteile wurden zweimal durch Flammen zerstört, im Dreißigjährigen Krieg und dann 1689 durch Truppen Ludwigs XIV. Das Gemäuer des Turmes hielt Stand, wurde dann aber durch lange Vernachlässigung gefährdet. Erst mit der Romantik erwachte wieder das Interesse an der Ruine. Die verkehrsmäßige Erschließung durch Straße und Bergbahn und der Bau des Restaurants machten den Turm dann erst richtig zur beliebten Attraktion.

Literatur: E. Wagner: Die Turmberg-Ruine. 1917; E. Lacroix u. a.: Die Kunstdenkmäler Badens. Bd. 9, 1937; A. Dauber: Die Römer am Turmberg. In: Soweit der Turmberg grüßt. 6. Jg. 1954; D. Lutz: Die Untersuchungen auf dem Turmberg. 1977; S. Asche/O. Hochstrasser: Durlach. 1997.




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Stadt Karlsruhe 2003