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  Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003

Rüppurr: Eines der letzten Kleinbauernhäuser in Karlsruhe Lange Str. 38

Eines der letzten Kleinbauernhäuser in Karlsruhe

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Es ist eine kleine Sensation, dass die kleine Hofanlage Lange Str. 38 das letzte halbe Jahrhundert nahezu unberührt überstanden hat. Wir verdanken diesen Umstand einem Versprechen, dass die Nachkommen der Eigentümerin ihrer Mutter auf dem Sterbebett geben mussten. Sie durften das bäuerliche Anwesen nämlich nicht abbrechen. Die Eigentümer haben sich treulich an ihr Gelöbnis gehalten und das Vermächtnis tatkräftig gepflegt, auch wenn sie das Haus selbst nicht bewohnten und es schon lange leer steht.

Der kleine Bauernhof gibt uns heute anschauliche Kenntnis von den harten Lebensumständen vergangener Jahrhunderte in dem früher noch sehr kleinen und oftmals bitter armen Straßendorf Rüppurr. Das mit dem Giebel zur Straße ausgerichtete, eingeschossige Fachwerkhaus ist wohl in den Jahrzehnten um das Jahr 1800 entstanden. Über das genauere Baudatum des Wohnhauses könnte erst eine Holzaltersbestimmung Auskunft geben, die auch Dendrochronologie genannt wird. Die Fachwerkbauweise ist nüchtern-konstruktiv und ohne Zierelemente. Wie leicht zu sehen, konnte aus Kostengründen nicht immer das allerbeste Bauholz verwendet werden und so fand auch das "krumme Holz" seinen Platz im strengen Gefüge des Fachwerkgerüstes.

Zunächst geben die alten Holzfensterrahmen Hinweise auf das ehrwürdige Alter des Gebäudes, denn sie zeigen teilweise noch Kreuzstockkonstruktionen bzw. Bleiverglasungen. Ebenerdig zeigt sich die im Rheintal sehr oft zu beobachtende Raumaufteilung in Wohnstube, Küche und Kammer, unterbrochen durch eine steile Treppenleiter auf den Dachboden, der früher der Fruchtlagerung diente. An dem kleinen massiven Anbau an der Wohnstube kann man ablesen, dass wohl im späten 19. Jahrhundert der Raumbedarf gestiegen war und man deshalb auf der Traufseite anbaute. Stubenerweiterungen bzw. Anbauten in dieser Art sind in der Region sehr häufig zu beobachten.

Neben dem kleinen Wohnhaus dominiert der sehr mächtige Ökonomiebau, woraus sich leicht erkennen lässt, um wie viel wichtiger der Broterwerb gegenüber persönlicher Wohnqualität war. Natürlich ist das traufständige Gebäude in den letzen beiden Jahrhunderten immer wieder den Bedürfnissen der Landwirte angepasst worden. So wurde etwa eine Werkstatt in den ehemaligen Stallteil eingebaut. Dennoch sind neben Teilen der Holzkonstruktionen ältere Bauteile erhalten geblieben. Im alten Tonnenkeller, der wohl noch auf die Frühzeit des Gebäudes zurückgeht, finden sich noch Lichtnischen, die im Zeitalter vor der Glühbirne dem bequemen Einstellen der brennenden Lampen dienten.

Hinter dem Ökonomiebau erreicht man den unverzichtbaren Bauerngarten, aus dem sich unzählige Generationen mit lebenswichtigem Gemüse, Obst und Kräutern versorgten. In der Scheune sind zahlreiche historische Werkzeuge und bäuerliche Gerätschaften erhalten.

Das Denkmal ist nicht öffentlich zugänglich.




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